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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schritt inne, und für einen noch kürzeren Moment sah es aus, als wollte er wütend werden. Aber dann lachte er. »Und du?«
    »Ich habe sie verloren«, antwortete sie. »Weil ich dumm genug war, Ritterlichkeit von meinem Gegner zu erwarten.«
    »Wie alt du bist, meine ich«, erwiderte Ansgar, ohne auf die Spitze einzugehen.
    Katharina überlegte einen Moment. »Zwölf«, sagte sie dann. »Ungefähr.«
    »Ungefähr? Du weißt nicht, wie alt du bist?« Ansgar wirkte ehrlich erstaunt.
    »Zwölf«, sagte sie noch einmal. »Im nächsten Winter werde ich dreizehn.«
    »Zur Wintersonnenwende, nehme ich an«, spöttelte Ansgar.
    Katharina schenkte ihm einen bösen Blick, verkniff sich aber jede Antwort. Tatsache war, dass sie weder wusste, wann ihr Geburtstag war, noch der wievielte es genau sein würde. Wenn sie ehrlich war, dann musste sie zugeben, dass sie nicht einmal wusste, ob Katharina der Name war, auf den sie getauft worden war … oder ob sie überhaupt getauft worden war. Es war der Name, den Vater Cedric in die Kirchenrolle eingetragen hatte, zusammen mit einem Geburtsdatum, und von beidem hatte sie schon ein paarmal geargwöhnt, dass es einfach ausgedacht war. Im Grunde war es ja auch egal. Ein Name war so gut wie der andere, solange er gottgefällig war.
    Sie hatten den Waldrand fast erreicht. Ansgar bedeutete ihr mit einer Geste, zurückzubleiben, suchte einen Moment im Unterholz und winkte sie dann heran. Als Katharina neben ihn trat und sich in die Hocke sinken ließ, entdeckte sie einen umgestürzten Baum, der zur Hälfte ausgehöhlt war. Darunter befand sich eine Art kleines Nest aus weichem Moos und Blättern, in dem vier winzige Kätzchen lagen, zwei davon grau, die beiden anderen schwarz wie die Nacht. Sie waren noch so klein, dass sie die Augen noch nicht einmal ganz geöffnet hatten, und schienen zu schlafen, doch als sie ihre Nähe spürten, hoben sie wackelig die Köpfe und auch ihre dünnen, piepsigen Stimmchen. Instinktiv streckte sie die Hand aus, um eines davon aufzuheben, doch Ansgar hielt sie rasch zurück und schüttelte zusätzlich den Kopf.
    »Lieber nicht«, sagte er rasch. »Freya mag es gar nicht, wenn man ihre Jungen anfasst.« Er hielt ihr die linke Hand hin, und Katharina sah erst jetzt die vier dünnen, aber sehr tiefen Schrammmen, die sich schräg über seinen Handrücken zogen.
    »Ich dachte, es wäre deine Katze?«, fragte sie.
    »Hm«, machte Ansgar. »Also um ehrlich zu sein, glaubt sie wahrscheinlich eher, dass ich ihr gehöre. Sie lebt hier im Wald, und manchmal bringe ich ihr einen Fischkopf oder etwas anderes zum Fressen. Sie lässt sich füttern, aber nicht anfassen. So sind Katzen nun einmal.«
    Katharina nickte nur zustimmend, ließ sich neben dem ausgehöhlten Baumstamm nieder und streckte erneut die Hand aus. Eines der jungen Kätzchen stemmte sich mühsam hoch, kam auf seinen wackeligen Beinchen näher und beann an ihren Fingern zu schnuppern, und ein sonderbares Gefühl von Zärtlichkeit ergriff von Katharina Besitz. Sie musste sich mit aller Macht beherrschen, um das winzige Geschöpf nicht zu nehmen und an sich zu drücken.
    »Warum erzählst du mir nicht ein bisschen von dir?«, fragte Ansgar, indem er sich neben sie setzte, gerade weit genut entfernt, dass seine Nähe noch nicht bedrohlich wurde. Ein zweites Kätzchen kam herangewackelt und schnupperte an ihren Fingern.
    »Warum sollte ich?«
    »Vielleicht bin ich neugierig auf ein Mädchen, das seine Eltern nicht kennt und nicht einmal weiß, wie alt es ist.«
    Katharina wartete darauf, dass auch die beiden anderen Kätzchen herankamen, um sie zu begutachten, und ganz genau das geschah auch nach einem weiteren Augenblick. »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte sie – was der Wahrheit entsprach. »Meine Eltern sind gestorben, als ich noch ein Säugling war, und jemand hat mich nach Ellsbusch gebracht. Dort bin ich aufgewachsen. Und das ist auch schon alles.«
    Ansgar sah sie zweifelnd an. »Du bist zwölf Jahre alt, und das ist alles, was du über dein ganzes Leben erzählen kannst?«
    Das war es natürlich nicht, zugleich aber irgendwie doch. Sie wusste nicht so genau, worauf Ansgar überhaupt hinauswollte, aber seine Fragen erfüllten sie mit wachsendem Unbehagen.Manchmal – und in den letzten Jahren immer öfter – hatte sie das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlte, ohne dass sie sagen konnte, was. Und Ansgars Fragen berührten genau dieses Gefühl.
    »Ich kann dir sagen, wie man Rüben

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