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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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war das Lächeln verschwunden. Ernst senkte sich sein Blick in den ihren und hielt ihn fest.
    Lisbeth schien es, als lauere dort unten in den dunklen Tiefen seiner Augen etwas Unbekanntes, gut und böse zugleich, das sie mit einer Macht anzog, der sie sich nicht zu widersetzen vermochte, der sie hilflos ausgeliefert war.
    Wie gefesselt lag sie, unfähig, sich zu rühren oder ihren Blick aus dem Dunkel seiner Augen zu lösen.
    Das Flackern der Flammen lichterte über Stephans Gesicht, als er sich zu ihr vorbeugte. Näher, immer näher kam sein Mund dem ihren, dann berührten sich ihre Lippen.
    Lisbeth durchfuhr ein Schauder, wie sie ihn noch nie verspürt hatte. Wie eine glühende Woge war es, die ihr von den Lippen in den Leib fuhr und von da aus ihren Körper durchflutete, sich bis in die Spitzen ihrer Gliedmaßen ausbreitete. Zugleich schienen in ihrem Kopf hundert Feuerglocken anzuschlagen – mahnten, warnten: »Das darfst du nicht! Dieser Mann ist nicht dein Ehemann!«
    Einem zarten Hauch gleich lagen Stephans Lippen auf ihrem Mund. Dann wurde sein Kuss fester, bald fordernd, und wieder durchfuhr Lisbeth dieses wundervolle Gefühl. Eine ungekannte Gier überkam sie. Stephan! Sie wollte ihn. Wollte ihn mit jeder Faser ihres Leibes, hatte ihn schon lange gewollt, das wurde ihr schlagartig bewusst.
    »Du sollst nicht die Ehe brechen«, tönten die Feuerglocken, doch die Flammen des Brandes, vor dem sie warnten, hatten Lisbeth bereits erfasst und ließen alle Mahnungen zu Asche verbrennen. Ihre Lippen wurden weich und öffneten sich Stephans Drängen.
    »Mein Gott, Lisbeth!«, entfuhr es Stephan beinahe gequält, und ungestüm zog er sie an sich.
    Lisbeth schlang ihre Arme um Stephans Schultern und erwiderte seine Umarmung. Wie im Rausch küssten sie einander, und Lisbeth spürte, wie Stephans Hände über ihren Körper glitten. Er fand die Wölbung ihrer Brust, umschloss sie mit beiden Händen, drückte sie beinahe grob. Doch die Heftigkeit seiner Berührung schmerzte Lisbeth nicht, vielmehr steigerte sie noch ihre Erregung. Jede Faser ihres Körpers fühlte sich an, als sei sie bis zum Zerreißen gespannt.
    Mit erfahrenen Fingern löste Stephan ihr Mieder, richtete sich auf und zog sich das Hemd über den Kopf. Seine olivfarbene Haut schimmerte matt im warmen Licht der Fackel, als er das Hemd achtlos beiseite warf. Wieder senkte er seinen Blick tief in den ihren, als suche er ihr Einverständnis, ihre Zusicherung, dass auch sie ihn wollte.
    Lisbeth hielt seinem Blick stand. Sie wusste, es war nicht richtig, was sie tat, doch sie wusste auch, dass sie nicht anders konnte. Nicht anders wollte.
    Mit einer raschen Bewegung öffnete Stephan die Schnürung an seinen Beinkleidern, dann schob er die Röcke von Lisbeths Kleid bis zu ihren Hüften hinauf. Er beugte sich über sie, und mit ungekannter Macht bahnte sich seine lange zurückgehaltene Leidenschaft ihren Weg.
    Sie liebten sich mit einem Hunger, einer Gier, wie sie nur verbotene Früchte hervorzulocken vermögen. Mit dem verzweifelten Wissen, dass das, was sie da taten, nicht von Dauer sein konnte – nicht sein durfte, und als sie schließlich ermattet voneinander abließen, spürte Lisbeth, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
    Zärtlich küsste Stephan die feuchten Spuren fort und bettete seinen Kopf auf Lisbeths Brust. Mit der Nase stupste er spielerisch gegen das dunkelrote Amulett, das an seidener Schnur zwischen ihren Brüsten baumelte. »Was ist das? Hast du Angst vor dem bösen Blick?«, fragte er schnuppernd. »Es riecht wundervoll. Fremdartig und verführerisch.«
    »Eine alte Frau hat es mir gegeben«, antwortete Lisbeth. Ein leichter Schauder kräuselte ihre Haut, als sie sich der seltsamen Alten in ihrem düsteren Fuchsbau entsann. »Eigentlich müsstest du sie kennen. Sie wohnt in einem Verschlag gegenüber der Wolkenburg.«
    Stephan überlegte kurz, dann schüttelte er verneinend den Kopf.
    »Angeblich soll es mir meinen innigsten Wunsch erfüllen«, fuhr Lisbeth fort. »Ich glaube zwar nicht daran, doch ich habe es auch nicht fertiggebracht, das Amulett abzulegen. Wahrscheinlich, weil es so wundervoll duftet.«
    Mit den Lippen schnappte Stephan nach einer von Lisbeths Locken und zupfte daran. »Es duftet nicht so wundervoll wie dein Haar!«, flüsterte er und fasste nach dem Saum von Lisbeths Kleid, das sich ihr um die Hüften bauschte. »Zieh es aus!«, befahl er sanft.
    Geniert fuhr Lisbeth auf und kreuzte unwillkürlich die Arme vor der

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