Die Tochter der Seidenweberin
Brust. Sie zu bitten, sich zur Gänze zu entkleiden, war ein höchst unsittliches Ansinnen. Wenn Mertyn mit ihr schlief, hatte Lisbeth ihr Hemd stets anbehalten.
Stephan entfuhr ein leises Lachen. »Ich möchte dich ansehen«, bat er sehnlich und küsste sie sanft auf die Lippen. »Ein Mal nur.«
Lisbeth zögerte. Dann senkte sie die Arme und ließ geschehen, dass Stephan ihr die Röcke von den Hüften streifte. Nackt, wie der Herrgott sie erschaffen hatte, lag sie da, ihr schlanker Körper seinen forschenden Blicken ausgeliefert. Unter ihrem Rücken spürte sie das rauhe Tuch der Seidenballen. Das flackernde Licht der Fackel vergoldete die unverputzten Wände, floss über den gestampften Boden des Verschlags, und der einzigartige Duft, den die fremdländischen Gewürze verbreiteten, verwandelte den muffigen Kellerraum in ein sinnliches Gemach.
»Wie schön du bist!«, flüsterte Stephan, und mit einem Mal empfand Lisbeth es nicht mehr als ungehörig, dass Stephan sie betrachtete.
Eine gute Weile ließ Stephan seinen Blick über Lisbeths Körper wandern, als wolle er sich die winzige Erhebung ihres Bauches, die Wölbung ihrer Brust, die sanfte Neige ihres Schoßes, ja, jeden Zoll ihres Leibes für immer in sein Gedächtnis prägen.
Schließlich löste er seinen Blick von ihr und erhob sich von ihrem Lager. Scharf zeichneten sich die harten Muskelstränge an Schultern und Rücken unter seiner glatten Haut ab.
Stephan ergriff den Weinkrug, füllte ihn aufs Neue und erfrischte sich mit einem großen Schluck. Dann hob er Lisbeth den Krug an die Lippen. Vorsichtig ließ er ein wenig des dunklen Weines in ihren Mund laufen. Lisbeth schluckte, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihr der Wein über die Lippen lief. Feucht rann er ihr Kinn hinab und versickerte als rotes Rinnsal zwischen ihren Brüsten.
Ungeniert verfolgte Stephan die dünne Spur mit seinen Lippen und saugte sie begierig auf, um dann zärtlich die weiche Haut an Lisbeths Brüsten zu liebkosen. Seine Lippen fanden die Knospe ihrer Brust, umspielten sie sanft, saugten und küssten, dann nahm er sie sachte zwischen seine Zähne. Ein lustvoller Schauder durchfuhr Lisbeth, und sie sog scharf die Luft ein.
Erobernd küsste Stephan sich den Weg über Lisbeths Leib hinab, schickte einen winzigen Schauder nach dem andern über ihre Haut. Kurz verweilten seine Lippen an der sanften Wölbung ihres Bauches, zwickten sie verspielt, um dann in beunruhigender Weise tiefer zu wandern, immer tiefer, dorthin, wo Lisbeth noch nie zuvor geküsst worden war.
Angespannt hielt sie die Luft an, und abermals durchraste sie ein lustvoller Schauder. Ihr Leib zitterte vor Verlangen, und als seine Lippen ihre Scham berührten, krallte sie ihre Finger in Stephans gelocktes Haar. Nicht einen Moment länger vermochte sie das Verlangen zu ertragen. Unbeherrscht fasste sie Stephans Schultern und zog ihn zu sich herauf.
»Wenn das die Damen vom Seidamt wüssten!«, murmelte Stephan lächelnd in Lisbeths Haar, bevor er sich genussvoll daranmachte, ihre neu entflammte Lust zu stillen.
Erschreckt fuhr Lisbeth auf. Sie mussten eingeschlafen sein. Die Fackel war in ihrer Halterung erloschen, und Dunkelheit hüllte sie ein. Schweigend erhoben sie sich von ihrem Lager und richteten ihre Kleidung.
Stephan öffnete vorsichtig die Tür und blickte hinaus. Doch die Herberge lag in nächtlicher Ruhe. Der Wirt und die anderen Gäste schienen noch zu schlafen. Auf sein Zeichen hin huschte Lisbeth durch die Tür, und Stephan verschloss sorgfältig den Verschlag hinter ihnen. Leise, wie sie gekommen waren, schlichen sie die Stiege hinauf, durch den Flur und zur hinteren Tür hinaus.
Als sie aus dem Hof in die Gasse traten, umfing sie samtige Morgenluft. Eben verblassten die ersten Sterne, und als Vorbote des kommenden Tages teilte ein einzelner rosafarbener Streif den Himmel hinter dem Dom. Die Sichel des Mondes schien fahl, doch ihr Licht reichte aus, Stephan und Lisbeth den kurzen Weg zum Steinernen Haus zu erhellen.
Der Platz vor dem Römer war leer und verlassen. Wie die Gäste des Lämmchens lagen auch die Einwohner und Besucher der Stadt noch in tiefem Schlummer, und selbst die Hunde und Schweine waren noch nicht aus ihren Nischen und Winkeln gekrochen. Nur der Karren des Goldgräbers, der sein übelriechendes Geschäft, die Latrinen der Stadt auszuheben, des Nachts betreiben musste, kreuzte ihren Weg und schickte seinen stinkenden Odem in die Nacht.
Auch im Steinernen Haus war
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