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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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gibt der Ägypter dann endlich nach.«
    »Und wenn er nicht dort unten liegt?«
    »Dann suchst du so lange nach ihm, bis du ihn wieder hergeschafft hast. Und wenn du diese Burg von oben bis unten umkrempelst! Hast du mich verstanden, Meinolf?«
    »Ja, Vater.«

 44. Kapitel  
    I n dieser Nacht schlief Antonia trotz der überstandenen Schrecken des Vortags tief und fest. Keinerlei Traumbilder verfolgten sie, w eder die Bilder vom reißenden Fluss noch die von der endlich eingestandenen Liebe. Erfrischt erwachte sie, als ihr die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster ins Gesicht fielen. Sie kleidete sich rasch an und machte sich zur Burgküche auf. Sie hatte ihren Vater am Tag zuvor nur kurz gesehen, als er sich davon überzeugen wollte, dass sie den Sturz in den Fluss unbeschadet überstanden hatte. Gern hätte sie ihm mehr erzählt. V on ihrer neu entdeckten Fähigkeit, die Seelenflamme zu sehen, von ihren Gefühlen für Stephan. Aber ein Blick in seine Augen hatte genügt, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie hatte das Flackern seiner Seelenflamme bemerkt. Er hatte Sorgen. Viel größere Sorgen, als er ihr jemals eingestanden hätte. Und er versuchte sie hinter einem Lächeln zu verbergen. In den Tagen, bevor sie die Gabe in sich entdeckt hatte, wäre ihm das gelungen. Inzwischen nicht mehr. Und da erkannte sie, dass ihre Kindheit unwiederbringlich vorüber war. Sie hatte zum ersten Mal Schwäche in den Augen ihres unbesiegbaren Vaters wahrgenommen …
    Als sie sich der Burgküche näherte, hörte sie lachende Stimmen. Eine davon gehörte ihrem Vater, die andere … Rudolf?
    Sie riss die Tür auf. Tatsächlich, ihr Bruder war zurückgekehrt! Und obwohl er so aussah, als sei er stundenlang durch Wald und Morast gekrochen, umgab ihn ein Strahlen. Und ein dritter Mann, den sie nicht erwartet hatte, saß mit am Tisch. Stephan.
    »Rudolf!«, rief sie.
    »Wusste ich doch, dass du nicht ertrunken bist, Schwesterchen!« Er sprang auf und umarmte sie stürmisch. Sie ließ es sich trotz seiner verschmutzten Kleidung gern gefallen, glücklich, ihn wieder zu Hause zu wissen.
    »Wie bist du entkommen?« Sie sah ihm in die Augen. Seine Seelenflamme leuchtete so hell, dass sie sich fast geblendet fühlte. War dies das verzehrende Feuer, von dem ihre Mutter immer sprach? Hatte Rudolf das Gleichmaß verloren?
    Er ließ sie los. »Setz dich! Ich wollte es ohnehin gerade erzählen. Aber vorher muss ich etwas essen.«
    Antonias Blick wanderte zu Stephan.
    »Ich fand ihn vor der Burg«, erklärte er.
    »Gefunden ist gut.« Rudolf schüttelte den Kopf, während er sich eine dicke Scheibe Schinken abschnitt. »Ich habe mich lauthals bemerkbar gemacht.«
    »Ja, das hast du«, gab Stephan zu. »Ich dachte, jemand sei in den Burggraben gefallen.«
    »Du hattest übrigens unrecht, was Regenstein angeht«, nuschelte Rudolf mit vollem Mund weiter. »Man kann entkommen. Und der Kerker dort ist ein Witz.«
    »Seit wann lodert das Feuer in dir?«, fragte Antonia.
    »Wie kommst du darauf?« Er biss ein weiteres Stück vom Schinken ab.
    »Deine Seelenflamme verrät es.«
    »Du kannst die Seelenflamme sehen?« Ihr Vater hob überrascht den Kopf. »Seit wann?«
    »Seit gestern. Ich habe es bemerkt, nachdem Stephan mich aus dem Fluss gezogen hat.« Sie blickte ihrem Vater in die Augen. Er hielt ihr stand. Anders als am Tag zuvor war kein Flackern mehr zu erkennen. Rudolfs Rückkehr hatte ihm seine Stärke zurückgegeben.
    »Wusste ich’s doch.« Rudolf kaute noch immer. »Und uns wollte dieser verschlagene Meinolf einreden, du seist ertrunken. Nun, dafür hat er eine krumme Nase davongetragen.«
    »Du hast ihn verprügelt?«
    »Jawohl. Eberhard hat mit meiner Faust ebenfalls Bekanntschaft geschlossen. Und von den sieben Waffenknechten, die sie dann aufgeboten haben, wird auch der eine oder andere einen Schmiss zurückbehalten.«
    »Und dann?«
    »Haben sie mich in den Kerker geworfen, aber ich bin durchs Fenster hinaus aufs Dach. Eine Kleinigkeit.«
    Sein Vater räusperte sich. »So, so.«
    »Dann haben mir Mutter und Sibylla geholfen, die Burg zu verlassen. War bei dem Gewitter ebenfalls ein Kinderspiel. Nur dumm, dass ich mein Pferd nicht mitnehmen konnte. Ist doch ein ganz hübscher Fußmarsch bis nach Hause.«
    »Du hättest nur bis Cattenstedt gehen müssen. Mein Bruder Richard hätte dir ein Pferd geliehen.«
    »Auf den Gedanken bin ich gar nicht gekommen. Ist noch mehr von dem Schinken da?«
    Philip nickte und gab einer der Mägde ein

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