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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Weibes mit Worten zu treffen und ihnen einen tödlichen Stich zu versetzen!«
    Eberhard verdrehte die Augen. »Du hattest schon bessere Einfälle.«
    »Lass ihn, Eberhard! Mir gefällt dieser Gedanke.« Ulf lachte. »Ich erinnere mich gut an ihr entsetztes Gesicht, als Meinolf ihr vom Tod ihrer Tochter erzählte.«
    »Wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie ein heulendes Elend sein, ohne dass ich sie auch nur angerührt habe.« Meinolf verschränkte die Hände ineinander und ließ genüsslich die Fingergelenke knacken.
    Am liebsten hätte Eberhard ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Stattdessen zog er seinen Geldbeutel und warf einen Silberdenar auf den Tisch.
    »Ich setze auf die Gräfin.«
    »Ist das dein Ernst?« Meinolfs Blick wurde eiskalt. »Nun, wenn du dein Geld unbedingt loswerden willst ...«
    »Weißt du was? Ich erhöhe meinen Einsatz sogar noch.« Eberhard warf vier weitere Münzen auf den Tisch. »Hältst du die Wette?«
    »Hört auf mit dem Unfug!«, ging Ulf dazwischen. »Eberhard, was fällt dir ein, dich gegen deinen Bruder zu stellen?«
    »Ich stelle mich nicht gegen meinen Bruder. Ich bezweifle nur, dass er tatsächlich so großartig ist und die Gräfin in die Knie zwingt. Wenn ich mich irre, zahle ich demütig meine Wettschulden.«
    »Meine Schwiegermutter brachte mir diese Kunst vor vielen Jahren bei.« Geschickt bespannte Lena den Knüpfrahmen, so wie sie es im Orient gelernt hatte. »Ein Teppich bemisst sich nach der Zahl seiner Knoten«, erklärte sie Sibylla weiter. »Je mehr Knoten, umso kostbarer ist er. Und natürlich sind die Muster wichtig. Es gibt Teppiche, die sehen einfach nur schön aus, und es gibt solche, die erzählen eine Geschichte.«
    »So wie meine gewirkten Wandteppiche?«
    »Manche, die so prächtige Bilder wie die Euren zeigen. Aber die Teppiche meiner Schwiegermutter erzählten ihre Geschichte auf andere Weise. Sie verbarg geheime Botschaften aus fremden Schriftsymbolen in ihren Knüpfarbeiten.«
    »Ihr macht mich neugierig, Gräfin Helena.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein!«, rief Sibylla. »Oh, was führt dich zu uns, Onkel Meinolf?«
    »Ich würde gern ein Wort mit Frau Helena wechseln. Hättet Ihr die Güte, mich zu begleiten, Gräfin?«
    »Wenn Ihr mich so artig bittet, Herr Meinolf.« Lena erhob sich. »Wohin soll es gehen?«
    »In ein kleines Gemach, wo wir in Ruhe unter vier Augen sprechen können.«
    Lena sah Meinolf in die Augen. Seine Seelenflamme leuchtete hellrot. Sie musste sich vor ihm in Acht nehmen.
    Das Zimmer, in das er sie führte, war eine kleine Schreibstube.
    »Bitte, nehmt doch Platz, Gräfin Helena!« Er lächelte sie liebenswürdig an.
    »Vielen Dank, Herr Meinolf.« Lena setzte sich, und Meinolf nahm ihr gegenüber Platz.
    »Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten, Gräfin?«
    »Danke, gern.«
    Er füllte zwei Pokale mit dunkelrotem Wein und reichte Lena einen davon. Sie drehte ihn langsam zwischen den Fingern, während Meinolf sofort einen tiefen Schluck nahm.
    »Also, worüber möchtet Ihr mit mir sprechen, Herr Meinolf?«
    »Nun, manche halten mich für einen Mann, der gern seine Spielchen treibt.« Er trank noch einen Schluck Wein. »Das trifft allerdings nur bedingt zu. Manchmal gehe ich lieber ohne Umwege auf mein Ziel zu.« Er sah ihr unverwandt in die Augen. Lena bemerkte, wie sich seine Seelenflamme blutrot verfärbte. »Wo steckt Euer Sohn, Gräfin Helena?«
    »Ich nehme an, Alexander weilt auf Birkenfeld. Warum fragt Ihr nach ihm?«
    »Ich spreche von Rudolf.«
    »Herr Meinolf, was soll das? Ihr selbst habt Rudolf in den Kerker werfen lassen. Ihr wolltet doch keine Spielchen treiben!«
    »Hört auf! Ihr wisst ganz genau, dass Euer Ziehsohn geflohen ist.«
    »So?« Lena nippte an dem Wein. Meinolf war scharfsinniger, als sie gedacht hatte. Vermutlich wollte er sie einschüchtern. »Ein guter Jahrgang, Herr Meinolf. Was sagtet Ihr gerade? Wann ist Rudolf geflohen?« Sie hielt seinem Blick stand.
    »Ihr wirkt nicht überrascht, Gräfin Helena.«
    »An Euch, Herr Meinolf, überrascht mich ehrlich gesagt überhaupt nichts.« Sie lehnte sich zurück. »Sagt, stimmt es, dass Eure Mutter starb, als Ihr sechs Jahre alt wart?«
    »Wir sind nicht hier, um über mich zu sprechen.«
    »Nein? Wie bedauerlich. Ich habe so viel über Euch gehört. Vielleicht könnte ich Euch helfen.«
    »Jetzt wollt Ihr also spielen.«
    Lena seufzte. »Ihr bemüht diesen Vergleich recht oft, Herr Meinolf. Durftet Ihr als Kind nicht spielen?

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