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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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die hölzerne Wölbung.
    »Was meinst du, Antonia? Wird dein Vater mir wenigstens erlauben, an der Jagd teilzunehmen? Nebet sollte wieder einmal richtig laufen können, und das Wild treffe ich sicherer als jeder Mann.«
    »Grundsätzlich hätte er gewiss nichts dagegen«, entgegnete Antonia. »Allerdings muss er in diesen Tagen strenger als sonst auf die Schicklichkeit achten.«
    »O ja, ich weiß, der gestrenge Herr Kaplan! Nur kommt er mir gar nicht so gestreng vor, wie alle behaupten. Hast du ihn heute an der Tafel beobachtet?«
    Antonia nickte. Sie erinnerte sich deutlich an das enttäuschte Gesicht des Kaplans, als es wieder nur salzige Heringe und trockenes Brot gab. Und an seinen scheuen Widerspruch. »Wäre es nicht angemessen, den Triumph über den Fehdegegner mit einer zünftigen Mahlzeit zu feiern?«, hatte er zaghaft eingeworfen.
    »Ihr redet Feierlichkeiten in ernsten Zeiten wie diesen das Wort?«, hatte Philip mit strengem Gesicht zurückgefragt. Daraufhin hatte der Kaplan geschwiegen, aber seine Miene hatte unverkennbar Missfallen ausgedrückt.
    Sachmet hatte recht, ein wirklich gestrenger Gottesmann, der von heiligem, religiösem Eifer durchdrungen war, verhielt sich nicht so.
    Irgendetwas stimmte nicht mit Hugo vom Waldsee. Oder zumindest nicht mit seinem Ruf.
    Was hätte der wackere Kaplan wohl gesagt, hätte er erfahren, dass sich die gräfliche Familie und ihre Gäste kurz darauf im Vorratskeller trafen, um sich dort an Schinken, Pasteten und Wein gütlich zu tun?
    »Ich gehe zu Bett«, sagte Antonia zu Sachmet. »Gute Nacht.«
    Auf dem Weg in ihre Kammer bemerkte sie, dass die Tür zum Burghof offen stand. Wer mochte um diese späte Stunde noch draußen unterwegs sein? Neugierig stieg sie hinab und erkannte Karim, der einen leeren Krug und zwei tönerne Becher bei sich trug. Sie erinnerte sich, wie er ihren Vater beim heimlichen Mahl im Vorratskeller um den Krug gebeten hatte. Da hatte sie sich schon gewundert, mit wem er ihn wohl leeren wollte. Doch Karim war zu schnell verschwunden, als dass sie ihn fragen konnte. Diesmal würde er ihr nicht so leicht davonkommen.
    »Mit wem hast du noch so spät da draußen angestoßen?«, neckte sie ihn. Sie erwartete eine Ausflucht, doch Karim antwortete sofort.
    »Mit Stephan.«
    »Mit Stephan?« Sie mochte es kaum glauben. »Hat euch der heutige Tag einander nähergebracht?«
    »So könnte man sagen.«
    Antonia spürte, wie ihr Herz schneller schlug. »Und hat er dir erzählt, warum er dir damals das Pferd gestohlen hat?«
    »Nein.«
    »Du kannst mir doch nicht einreden, dass ihr nur schweigend einen Krug Wein geleert habt.«
    »So sind wir Männer.« Karim grinste sie breit an, bevor er an ihr vorbei in die Burg ging.
    Sie sah ihm eine Weile nach, wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Auf der einen Seite erleichterte es sie, dass die Spannung zwischen den beiden Männern sich allmählich löste, aber tief in ihrem Innern fühlte sie auch den Stachel der Eifersucht. Was, wenn gar nicht sie diejenige sein sollte, der Stephan sich öffnen würde? Wenn sie ihm tatsächlich lästig wurde? Früh am Tag war sie sich noch sicher gewesen, dass er ihre Gefühle erwiderte. Aber vielleicht hatte er sie tatsächlich nur warnen wollen, weil er um ihren Ruf besorgt war.
    Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie Karim die Nähe zu Stephan neidete. Obwohl Karim behauptet hatte, sie hätten nur schweigend miteinander getrunken. Das glaubte sie ihm ohnehin nicht. Langsam begriff sie, dass ihr die Welt der Männer und ihrer Geheimnisse vermutlich für immer verschlossen bliebe. Zugleich verfluchte sie ihre eigene Hilflosigkeit, die Ungerechtigkeit, dass eine Frau nur warten konnte, ob ein Mann sie einer Werbung für würdig befand. Dass ihr Vater womöglich recht gehabt hatte mit seiner Warnung, Männer sähen sich nur ungern als Beute.
    Sie war Stephan nachgelaufen, hatte jede Gelegenheit gesucht, ihm nahe zu sein. Er hingegen war kein einziges Mal auf sie zugekommen. Und das lag gewiss nicht allein daran, dass sie die Tochter des Grafen war. Es hätte Wege gegeben, sie hatte ihm so viele Brücken gebaut. Nein, es lag viel eher daran, dass er ihr gegenüber nur höflich war. Ich sollte aufhören, mich länger lächerlich zu machen und Träumereien hinterherzulaufen, dachte sie bei sich und spürte, wie ihr dabei eine Träne über die Wange rollte.
    Am nächsten Morgen stand Antonia bereits vor Sonnenaufgang auf – wie jeden Tag, seit Hugo vom Waldsee auf

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