Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
kilometerlang zu sein schien, machte die Sache nicht besser. Der Ballsaal war bis zum Bersten gefüllt, und alle Gäste standen auf und drehten sich zu mir um, als ich durch die Türen schritt.
Rhys und Rhiannon saßen ganz hinten und Rhiannon winkte mir begeistert zu, als ich an ihr vorbeiging. Ich hatte viele meiner Gäste während meiner Regentschaft bereits kennengelernt, aber ich hatte nur sehr wenige echte Freunde hier.
Tove stand am Altar und sah beinahe so nervös aus, wie ich mich fühlte. Und dadurch ging es mir gleich besser. Wir hatten beide Angst, aber wir würden die Sache gemeinsam durchstehen.
Elora saß ganz vorne und war als Einzige sitzen geblieben, denn sie war höchstwahrscheinlich zu schwach, um zu stehen. Ich freute mich einfach darüber, dass sie es zur Trauung geschafft hatte, und sie lächelte mir aufrichtig gerührt zu, als ich vorbeischritt. Dieses Lächeln wärmte mein Herz.
Ich ließ Garrett vor den zwei Stufen zurück, die zum Altar führten, und ging zu Tove hinauf. Er reichte mir die Hand, drückte meine kurz und lächelte mich an, als ich mich neben ihn stellte. Willa huschte hinter mir hin und her und strich meine Schleppe glatt.
»H i«, sagte Tove.
»H i«, erwiderte ich.
»S ie können wieder Platz nehmen«, sagte Markis Bain. Er war nicht nur für die Platzierung der Changelings zuständig, sondern durfte auch Tryll-Trauungen durchführen. Er stand in einem weißen Anzug vor uns, lächelte nervös und ließ seine blauen Augen einen Moment lang auf Tove ruhen.
Hinter uns setzten sich die Gäste wieder, aber ich versuchte, sie auszublenden. Ich wollte nicht daran denken, dass ich Finn nicht im Ballsaal gesehen hatte. Sein Vater war hier und hielt bei der Tür Wache, aber Finn war sicherlich wieder verschwunden. Er musste arbeiten, und zwischen uns war alles vorbei.
»L iebe Tryll«, begann Markis Bain und riss mich aus meinen Gedanken. »W ir haben uns hier zusammengefunden, um diese Prinzessin und diesen Markis im heiligen Bund der Ehe zu verbinden. Die Ehe ist ein Sakrament und soll nicht leichtfertig geschlossen werden, sondern mit Ehrfurcht.«
Er wollte gerade weitersprechen, da ließ ein lauter Knall den Palast erzittern. Ich zuckte zusammen und schaute wie alle anderen auch zur Tür. Matt stand immer noch im Türrahmen, aber Duncan war offenbar in die Halle gerannt.
»W as war das?«, fragte Willa und sprach damit aus, was alle dachten.
»P rinzessin!«, schrie Duncan und erschien im Türrahmen. »S ie wollen Euch holen!«
»W as?«, fragte ich.
Dann warf ich den Blumenstrauß zur Seite, raffte meine Röcke und rannte zur Eingangstür. Willa rief meinen Namen, aber ich ignorierte sie. Ich hatte erst die Hälfte der Strecke geschafft, als ich Orens Stimme durch den Saal dröhnen hörte.
»W ir wollen niemanden holen«, sagte er. »W enn dies eine Entführung wäre, stünde ich nicht hier.«
Ich hielt an und wusste nicht, was ich tun sollte. Oren erschien im Türrahmen. Duncan und Matt stürzten sich auf ihn, aber die Vittra-Leibwächter, die Oren begleiteten, packten beide und hielten sie fest. Sobald die Wachen Matt berührten, hob ich die Hand und schleuderte die Vittra mit meinen Fähigkeiten zurück. Sie knallten gegen die Wand und ich hielt sie mit erhobener Hand dort fest.
Oren lächelte. »B eeindruckend, Prinzessin.«
Er klatschte in die Hände, aber seine schwarzen Lederhandschuhe dämpften den Klang. Sein langes Haar schimmerte blauschwarz wie Eloras früher, aber seine Augen waren so schwarz wie Kohle.
Ich hatte nicht die Absicht gehabt, ihn zu verschonen. Eigentlich hätte er genau wie seine Wachen gegen die Wand knallen sollen, denn ich wollte ihm zeigen, wozu ich fähig war. Aber ich hatte ihn keinen Zentimeter bewegt. Die Vittra waren stärker als die Tryll, vor allem Oren. Tove hatte mich bereits darauf vorbereitet, dass meine Fähigkeiten möglicherweise nichts gegen ihn ausrichten würden.
Matt und Duncan standen auf, meine prompte Reaktion hatte sie aus der Fassung gebracht. Orens Frau Sara stand einen Schritt hinter ihm. Sie hielt den Blick gesenkt und rührte sich nicht. Sowohl sie als auch Oren trugen Schwarz, eine merkwürdige Farbwahl für eine Hochzeit.
»W as willst du?«, fragte ich.
»W as ich will?« Oren lachte und breitete die Arme aus. »H eute ist die Hochzeit meiner einzigen Tochter.« Er machte einen Schritt auf mich zu und ich ließ die Wachen zu Boden sinken. Ich wollte all meine Energien auf Oren konzentrieren, falls
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