Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
es nötig war.
»S topp«, befahl ich und hielt ihm meine Handfläche entgegen. »W enn du noch einen Schritt weitergehst, schleudere ich dich durch die Decke.«
Der Ballsaal hatte eine Glasdecke, also war das nicht ganz so überheblich, wie es klang. Vor allem weil ich gar nicht wusste, ob ich ihn überhaupt irgendwohinschleudern konnte. Aber ich merkte, dass Tove ein paar Schritte hinter mir stand, und das stärkte mein Selbstvertrauen.
»A ber nicht doch, Prinzessin«, tadelte Oren. »B egrüßt man so den eigenen Vater?«
»W enn der eigene Vater versucht hat, einen zu entführen und umzubringen, ist das die einzig angebrachte Begrüßung«, entgegnete ich.
»I ch habe gar nichts gemacht.« Oren legte sich die Hände auf die Brust. »U nd hier stehe ich nun, ohne Armee, nur von zwei Wächtern begleitet. Prinzessin, ich versichere dir, dass ich mich an unsere Abmachung halten werde, solange du es auch tust. Ich werde weder dich noch dein Volk auf dem Gebiet von Förening angreifen. Natürlich nur, falls auch du uns nicht angreifst.«
Seine Augen glitzerten bei diesen Worten. Er verhöhnte mich und wollte mich dazu provozieren, ihn anzugreifen und zu verletzen, damit die Vittra zurückschlagen konnten. Wenn ich das tat, würde ich damit einen Krieg zwischen den Vittra und den Tryll auslösen, und dafür waren wir noch nicht bereit.
Ich hätte mich selbst und meine Freunde zwar verteidigen können, aber die meisten unserer Wachen und Tracker waren nicht hier. Falls Oren noch andere Vittra mitgebracht hatte, die außerhalb von Förening auf ihren Einsatz warteten, würden sie die Tryll abschlachten. Meine Hochzeit würde sich in ein Blutbad verwandeln.
»G emäß unserem Abkommen fordere ich dich dazu auf, unser Gebiet zu verlassen. Dies ist eine private Veranstaltung und du bist nicht eingeladen.«
»A ber ich wollte dich deinem Bräutigam übergeben«, sagte Oren und gab vor, verletzt zu sein. »I ch bin nur wegen dir so weit gereist.«
»D u bist zu spät dran«, sagte ich. »A ber ich war nie dein, also hast du auch nicht das Recht, mich zum Altar zu führen.«
»U nd wer hier besitzt dich in diesem Maße?«, fragte Oren tückisch.
»O ren!«, rief Elora, und alle drehten sich zu ihr um. »L ass sie in Ruhe!«
Sie stand im Mittelgang vor dem Altar und Garrett stand dicht hinter ihr. Sicher um sie aufzufangen, falls sie zusammenbrach, aber von hier aus wirkte es so, als gebe er ihr ausschließlich moralische Rückendeckung.
»A h, meine Königin.« Oren lächelte bösartig. »D a bist du ja.«
»D u hattest deinen Spaß«, sagte Elora. »J etzt solltest du gehen. Wir haben dich lange genug ertragen.«
»S chau dich an.« Er kicherte. »D u hast dich ganz schön gehen lassen. Du warst schon immer eine alte Hexe, aber jetzt siehst du auch wie eine aus.«
»G enug!«, zischte ich. »I ch habe dich freundlich gebeten, zu gehen. Ich werde nicht noch einmal bitten.«
Er musterte mich und versuchte, meine Entschlossenheit abzuschätzen. Ich starrte ihn so eiskalt an wie möglich. Endlich wendete er sich achselzuckend ab, als sei ihm das Ganze vollkommen egal.
»W ie du meinst, Prinzessin«, sagte er. »A ber so wie deine Mutter aussieht, wird es nicht mehr lange dauern, bis du Königin bist. Bis bald also.«
Er drehte sich um und ich senkte die Hand. Dann blieb er noch einmal stehen.
»N och eins, Prinzessin.« Oren schaute mich an. »I ch glaube, ein Stück Abfall aus meinem Palast ist hier angeschwemmt worden. Ein unangenehmer Zeitgenosse, aber da er nun mal mir gehört, hätte ich ihn gerne zurück.«
»I ch weiß wirklich nicht, wovon du sprichst«, sagte ich. Nie im Leben würde ich ihm Loki ausliefern. Nicht nach dem, was er ihm angetan hatte.
»S olltest du ihn finden, dann schick ihn zu mir«, sagte Oren. Ich erkannte nicht, ob er mir glaubte oder nicht.
»N atürlich«, log ich.
Oren drehte sich um und ging, ohne auf Sara zu warten. Sie lächelte mir traurig zu und eilte ihm dann nach. Die Vittra-Wachen rappelten sich endlich auf und rannten dem Königspaar hinterher. Ich hörte, wie Oren etwas zu ihnen sagte, aber ich verstand nicht, was es war.
Duncan blieb im Türrahmen stehen, und per Gedankenübertragung bat ich ihn, nachzusehen, ob Oren und Sara wirklich fort waren.
Alle schauten zu mir und warteten auf meine Reaktion. Ich wäre am liebsten in mich zusammengesunken und hätte erleichtert aufgeseufzt, aber das ging nicht. Sie durften nicht erfahren, wie verstört ich war und dass
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