Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
was ich noch zu tun hatte. Ich rechnete damit, dass ich die ganze Nacht wach liegen würde, aber mein Kopf hatte kaum das Kissen berührt, da schlief ich schon.
15
Oslinna
D er Ort sah aus, als habe im Zentrum eine Bombe eingeschlagen. Oslinna war eine kleine Stadt, sogar noch kleiner als Förening. Sie lag in einem Tal am Fuße flacher Berge. Ich hatte die Stadt vor dem Angriff nicht gesehen, aber den wenigen unversehrt gebliebenen Gebäuden nach zu urteilen, war sie sehr schön gewesen.
Die Behausungen der Tracker waren vollkommen zerstört. Tracker lebten in kleinen Häuschen, die zwischen Bäumen versteckt lagen oder sich an die Flanke von Bergen schmiegten. Sie waren sehr leicht zu zerstören. Aber auch die großen Häuser der Markis und Marksinna waren stark beschädigt, die Dächer zum Teil abgedeckt und die Stützmauern eingerissen.
Im Stadtzentrum stand nur noch der Palast. Er wirkte wie eine kleinere Ausgabe meines Palastes mit weniger Fenstern. Die Rückseite des Palastes in Förening ragte über den Fluss hinaus, und dieser hier war in den Berg hineingebaut. Die Hälfte des Gebäudes war eingestürzt und geschwärzt, als habe dort ein Feuer gewütet. Die andere Hälfte wirkte zumindest von außen relativ unbeschädigt. Einige Fenster waren zerborsten und der Brunnen in der Einfahrt zerstört, aber verglichen mit dem Rest der Stadt wirkte der Palast relativ unversehrt.
Wir waren langsam durch die Stadt gefahren und hatten fassungslos die Verwüstung betrachtet. Tove musste ein paarmal großen Schuttbrocken ausweichen, die mitten auf der Straße lagen. Er parkte vor dem Palast neben einer entwurzelten Eiche.
»D as schaffen wir allein niemals«, sagte Aurora, die auf dem Rücksitz saß. Sie beschwerte sich seit unserer Abfahrt darüber, dass wir sie zum Helfen verpflichtet hatten, aber wir ignorierten ihre Klagen. Sie war unsere stärkste Heilerin und in Oslinna gab es viele Verletzte.
»W ir werden unser Möglichstes tun«, sagte ich. »D as muss fürs Erste reichen.«
Ich stieg aus, bevor ihr darauf eine Antwort einfiel, und im selben Augenblick bog Duncan am Steuer eines zweiten Cadillacs hinter uns in die Einfahrt ein.
Willa, Matt und Loki waren bei ihm. Finn wollte zwar ebenfalls mit uns kommen, aber er war noch nicht wieder ganz auf dem Damm, und Thomas benötigte seine Hilfe beim Training der Tracker. Matt hatte darauf bestanden, uns zu begleiten. Zuerst war ich dagegen gewesen, aber wir konnten wirklich jede helfende Hand gebrauchen.
»E s ist noch schlimmer, als ich befürchtet habe«, sagte Willa. Sie schlang die Arme um sich und schüttelte den Kopf.
»D as sind eure Feinde?«, fragte Matt und sah sich um. »D ie Leute, die das hier angerichtet haben?«
»I m Moment kämpfen wir gar nicht«, sagte ich, um ihn zu beruhigen. »W ir räumen hier auf, helfen den Überlebenden und nehmen die Flüchtlinge mit. Um alles andere kümmern wir uns später.«
Loki hob einen mächtigen Ast hoch, der den Weg zum Palast versperrte. Der Weg war ursprünglich gepflastert gewesen, aber viele Pflastersteine waren herausgerissen worden und lagen ringsherum verstreut auf dem Rasen.
Tove und ich näherten uns dem Palast und versuchten, gleichzeitig würdevoll und mitfühlend auszusehen. Das Mitgefühl fiel uns nicht schwer. Die Verwüstung war wirklich grauenerregend.
Als wir fast an der Tür angekommen waren, wurde sie aufgerissen und ein Mädchen kam heraus, das nicht viel älter sein konnte als ich. Ihr dunkles Haar war zerzaust und nachlässig hochgesteckt und ihr Gesicht und ihre Kleidung mit Ruß und Asche beschmiert. Sie war sogar noch kleiner als ich und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
»S eid Ihr die Prinzessin?«, fragte sie.
»J a, ich bin Wendy, die Prinzessin aus Förening«, sagte ich und deutete auf Tove. »D as ist Prinz Tove. Wir sind hier, um euch zu helfen.«
»O h, Gott sei Dank.« Sie brach in Tränen aus, rannte auf mich zu und umarmte mich. »I ch dachte schon, es kommt niemand.«
»J etzt sind wir ja hier.« Ich tätschelte ihr hilflos den Kopf und warf Tove einen Blick zu. »W ir werden euch helfen, so gut wir können.«
»E ntschuldigung.« Sie löste sich von mir und wischte sich die Augen trocken. »D as war unhöflich von mir. Ich … Es gibt viel zu tun.« Sie schüttelte den Kopf. »M ein Vater wäre wütend, wenn er mich so sehen würde. Es tut mir leid.«
»B itte entschuldige dich nicht«, sagte ich. »D u hast so viel durchgemacht.«
»N
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