Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
ein. Ich bin jetzt für die Stadt verantwortlich«, sagte sie. »I ch sollte mich auch so verhalten.«
»K enna Thomas?«, fragte ich. Hoffentlich erinnerte ich mich richtig. Ihr Name hatte auf der Liste meiner potenziellen Brautjungfern gestanden und Willa hatte mir ein paar Dinge über sie erzählt. Kenna war nur deshalb nicht unter meinen Brautjungfern gewesen, weil Aurora sie zu mögen schien. Sonst hatte ich nichts an ihr auszusetzen gehabt.
Sie lächelte. »J a, ich bin Kenna, und da meine Eltern tot sind, bin ich jetzt Marksinna von Oslinna.«
»S ind die Überlebenden hier?«, fragte ich mit Blick auf den Palast. »B raucht jemand medizinische Hilfe? Wir haben eine Heilerin mitgebracht.«
»O h ja!« Kenna nickte. »F olgt mir.«
Wir folgten ihr in das Gebäude, und Kenna erklärte uns, was passiert war. Während die Einwohner schliefen, waren die Kobolde in die Stadt eingedrungen und hatten die Häuser zerstört. Kennas Meinung nach waren sie hauptsächlich darauf aus gewesen, materiellen Schaden anzurichten. Die meisten Todesopfer hatten sich zufällig in den einstürzenden Häusern befunden oder waren von ausgerissenen Bäumen erschlagen worden. Es war, als habe ein Tornado die Stadt ohne jede Vorwarnung heimgesucht.
Als der Überfall begann, waren nur sehr wenige Tracker in der Stadt, und sie konnten gegen die Kobolde nichts ausrichten. Kenna hatte gesehen, wie ein Kobold einen angreifenden Tracker mühelos in zwei Hälften gerissen hatte.
Als die Markis und Marksinna endlich begannen, sich mit ihren Fähigkeiten zu verteidigen, zogen sich die Kobolde recht schnell zurück.
Der kleine Ballsaal des Palastes war in ein provisorisches Lazarett verwandelt worden. Einige schwer verletzte Tryll waren in benachbarte Krankenhäuser gebracht worden, aber die meisten wären lieber gestorben, als sich von menschlichen Ärzten behandeln zu lassen.
Es war ein schrecklicher Anblick. Überall standen Feldbetten, in denen blutüberströmte Verwundete lagen. Mänsklig-Kinder mit gebrochenen Gliedmaßen und schmutzigen Gesichtern lagen weinend in den Armen ihrer Wirtseltern.
Aurora machte sich ohne jede Aufforderung von mir sofort an die Arbeit, was bemerkenswert nett war. Willa und ich redeten mit den Verwundeten, brachten ihnen Wasser und holten ihnen, was sie brauchten. Kenna nahm Tove, Duncan, Loki und Matt mit nach draußen und zeigte ihnen, was dort zu tun war. Ich wäre gerne mit ihnen gegangen, da ich schwere Gegenstände viel besser bewegen konnte als Matt und Duncan, denn ich konnte meine Gedankenkraft nutzen.
Aber ich spürte, dass ich zumindest eine Zeitlang hier bei diesen Leuten bleiben musste. Den meisten konnte ich nur Wasserflaschen bringen, aber ich glaube, es tat ihnen gut, dass jemand sich um sie kümmerte.
Ihre Geschichten brachen mir das Herz. Frauen hatten ihre Männer und Kinder ihre Eltern verloren. Den meisten Trackern war nichts geblieben. Ich hätte am liebsten geweint, aber das durfte ich nicht. Ich wäre mir selbstsüchtig vorgekommen. Ich musste ruhig bleiben und den Überlebenden versichern, dass wir ihnen helfen würden. Dass ich alles wieder in Ordnung bringen konnte.
Ich blieb bei einer jungen Frau stehen, die auf einem Feldbett saß. Sie war sicher nur ein oder zwei Jahre älter als ich, und sogar schmutzig und verletzt war sie unglaublich schön. Ihr langes braunes Haar schimmerte im Licht umbrafarben.
Aber es waren ihre Augen, die mich dazu gebracht hatten, stehen zu bleiben. Sie waren von einem tiefen Braun und starrten leblos ins Nichts. Tränen rannen lautlos über ihre Wangen.
In den Armen hielt sie ein kleines Mädchen, das sicher noch kein Jahr alt war. Die Kleine klammerte sich mit ihren runden Ärmchen wie ein hilfloses Äffchen an ihre Mutter. Dem Aussehen der Kleinen nach zu urteilen – ihre Haut war gebräunt und sie hatte dunkle Locken –, war sie wahrscheinlich eine Tryll. Sie war ein Tracker-Baby.
»W ie geht es dir?«, fragte ich die junge Frau. Als sie nicht reagierte, kniete ich mich vor sie. »B ist du verletzt?«
»E s geht mir gut«, sagte sie tonlos, starrte aber immer noch ins Leere.
»U nd das Baby?« Ich berührte das Kind vorsichtig. Ich hatte noch nie viel mit Babys zu tun gehabt, aber ich hatte das Gefühl, als müsse ich den Kontakt herstellen.
»D as Baby?« Sie wirkte kurz verwirrt, dann schaute sie das kleine Mädchen in ihren Armen an. »O h. Hanna geht es gut. Sie ist müde, aber sie versteht nicht, was hier passiert ist.«
»D as
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