Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
übermüdeten Zustand. Meine gestrige Erschöpfung hatte nur meine Hemmungen geschwächt und mir den Willen geraubt, gegen mein Verlangen anzukämpfen.
Ich wollte immer noch mit Loki zusammen sein und deshalb hatte ich ein viel schwereres Verbrechen begangen als Tove.
Ich drängte mich an ihm vorbei ins Zimmer und holte mir frische Kleider aus meiner Reisetasche. Er versuchte noch einmal, sich zu entschuldigen, und ich wiederholte, es sei alles in Ordnung zwischen uns. Damit er nicht noch einmal von letzter Nacht anfing, wechselte ich schnell das Thema und sprach davon, was wir heute alles erledigen mussten.
Wir hatten den gröbsten Dreck beseitigt, also konnten wir persönlich nichts mehr für Oslinna tun.
Ich zog mich an, ging nach unten und begann, den Transport der Flüchtlinge zu organisieren. In der Stadt gab es zwar noch fahrtüchtige Autos, aber nicht genug für alle Flüchtlinge. Wir mussten im Palast in Förening anrufen und ein paar Fahrer mit Autos anfordern.
Während wir den Transport besprachen und entschieden, wer gehen und wer bleiben würde, meinte Willa, ich käme ihr heute sehr merkwürdig vor. Ich verhielt mich so normal wie möglich, aber wenn Loki in meine Nähe kam, musste ich sofort flüchten. Ich hielt es in seiner Gegenwart kaum aus.
Als alle in den Autos saßen, fuhren wir nach Hause. Kenna blieb zurück, um sich um das zu kümmern, was von Oslinna übrig geblieben war. Und ich versprach ihr, bald weitere Helfer zu schicken. Die Stadt wieder aufzubauen, hatte für mich oberste Priorität. Na gut, die zweitoberste. Noch wichtiger war, mein Königreich vor einer Übernahme durch die Vittra zu schützen.
Willa und Matt fuhren mit mir und Tove nach Förening zurück, und dafür war ich sehr dankbar. Ich glaube nicht, dass ich die lange Fahrt mit Tove und Aurora durchgestanden hätte. Matt saß auf dem Rücksitz, skizzierte Gebäude und redete davon, was wir für Oslinna alles tun konnten.
Als wir wieder im Palast waren, halfen wir den Flüchtlingen, sich in den leeren Zimmern einzurichten. Es würde merkwürdig sein, ab jetzt mit so vielen Leuten zusammenzuleben, aber vielleicht würde uns die Abwechslung ja guttun. Ich half Mia und Hanna dabei, ihr Zimmer einzurichten, und schon bald wirkten beide nicht mehr ganz so niedergedrückt.
Ich übertrug Willa die Aufgabe, die nötigen Geldmittel und Ressourcen für den Wiederaufbau von Oslinna aufzutreiben, und Matt erklärte sich gerne dazu bereit, die nötigen Baupläne anzufertigen.
Sobald die Flüchtlinge versorgt waren, ging ich in die Bibliothek, um meine Recherchen fortzusetzen. Ich musste immer noch einen Weg finden, Oren zu töten und die Kobolde aufzuhalten. Irgendwann würden wir den Vittra im Kampf gegenüberstehen, und ich musste herausfinden, wie ich sie besiegen konnte.
Außerdem würde es mir guttun, mich in meine Arbeit zu stürzen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie sehr ich meine persönlichen Beziehungen beschädigt hatte.
Den größten Teil des Abends durchsuchte ich vergeblich alte tryllische Dokumente. In keinem stand etwas über unsterbliche Trolle, aber vielleicht verstand ich die Geschichten auch einfach nicht. Ich ging zu den Regalen, um mir ein anderes Buch zu suchen. Als ich aufblickte, sah ich Finn im Türrahmen der Bibliothek stehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch schuldiger fühlen könnte, bis ich ihn sah.
Obwohl Finn und ich nie wirklich zusammen gewesen waren und zwischen uns alles offiziell vorbei war, wusste ich, dass er sehr enttäuscht von mir sein würde, wenn er wüsste, dass ich mit Loki geschlafen hatte.
»I st alles in Ordnung, Prinzessin?« Finn kniff besorgt die Augen zusammen und betrat die Bibliothek.
»Ä h, ja, alles bestens.« Ich senkte den Blick und ging wieder zum Schreibtisch zurück. Ich wollte den Abstand zwischen uns so groß wie möglich halten und ein riesiger Holzschreibtisch war eine gute Barriere.
»D u bist furchtbar blass«, sagte Finn. »D ie Reise muss dich sehr angestrengt haben.«
»J a, wir haben alle viel gearbeitet«, sagte ich und schlug ein Buch auf, um beschäftigt zu wirken. Ich wollte mich nicht auf Finn und seine dunklen Augen konzentrieren.
»D as habe ich gehört.« Er lehnte sich an den Schreibtisch. »L oki war heute bei mir.«
»W as?« Ich hob ruckartig den Kopf und mir wurde schlagartig schlecht. »I ch meine, ach ja?«
»J a.« Finn sah mich merkwürdig an. »I st wirklich alles okay?«
»J a, ja, alles in Butter«, sagte
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