Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
ich. »W as wollte Loki von dir?«
»E r hat mir erzählt, was ihr in Oslinna über die Kobolde in Erfahrung gebracht habt«, sagte Finn. »D ass sie nur materiellen Schaden anrichten wollten und die meisten Todesopfer nur zufällig im Weg waren. Seiner Meinung nach sind die Kobolde nicht besonders blutrünstig, aber er wird mir ab morgen trotzdem dabei helfen, die Tracker zu trainieren.«
»O h.« Ich drehte an meinem Ehering und senkte den Blick wieder.
»A llmählich glaube ich, dass er nicht so schlimm ist, wie ich anfangs dachte«, gab Finn widerwillig zu. »A ber du verbringst trotzdem zu viel Zeit mit ihm. Du musst auf deinen Ruf achten.«
»I ch weiß.« Mein Mund war auf einmal staubtrocken. »I ch arbeite daran.«
Finn stand vor dem Schreibtisch, als warte er auf etwas, aber ich hatte ihm nichts zu sagen. Ich starrte auf mein Buch und konnte vor Nervosität kaum atmen.
»I ch wollte nur wissen, wie die Reise gelaufen ist«, sagte Finn.
»S ie lief gut«, fiel ich ihm ins Wort.
»W endy.« Er senkte die Stimme. »V erheimlichst du mir irgendetwas?«
»O h, Prinzessin. Entschuldigt die Störung«, sagte Mia in diesem Augenblick, und ich war noch nie in meinem Leben so froh über eine Störung gewesen.
Sie stand in der Tür und hielt Hanna auf dem Arm. Nach ihrer Ankunft im Palast hatten beide Zeit gehabt, zu duschen, und Mia wirkte sogar noch hübscher als in Oslinna, was ich nicht für möglich gehalten hätte.
»N ein, nein, Mia, du störst nicht«, sagte ich schnell.
»I ch bin auf der Suche nach der Küche«, sagte sie mit einem verlegenen Lächeln. »H anna hat Hunger und ich verlaufe mich hier ständig. Der Palast ist so viel größer als der von Oslinna.«
»E s dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat«, sagte Finn und erwiderte ihr Lächeln. »W enn du möchtest, zeige ich dir den Weg.«
»D as wäre klasse.« Mia lächelte erleichtert. »D anke.« Dann blickte sie mich besorgt an. »I ch will ihn Euch aber nicht entführen, Prinzessin.«
»D as macht nichts«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »F inn hilft dir gerne weiter.«
»J a, natürlich«, sagte er. »D u bist Mia, richtig?«
»J a.« Mia lächelte ihn an und zeigte dann auf ihre Tochter. »U nd das ist Hanna.«
»E s wird mir ein Vergnügen sein, euch beide durch den Palast zu führen.«
Finn verließ mit ihnen die Bibliothek, blieb aber in der Tür stehen und nickte mir noch einmal zu.
Als ich wieder allein war, stieß ich zitternd den Atem aus.
Dann vergrub ich wieder die Nase in den Büchern, aber ich fand nichts, was mir irgendwie nützlich sein konnte.
Es war schon spät, als Willa an die geöffnete Tür klopfte.
»W endy, ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber du musst dir das ansehen«, sagte sie. »D er ganze Palast redet darüber.«
»W orüber?«, fragte ich.
»Ü ber Eloras neuestes Werk.« Willa biss sich auf die Lippe. »A uf dem Bild sind wir alle tot.«
18
Zukunftsaussichten
E lora hatte die »G abe«, die Zukunft malen zu können, obwohl sie selbst diese Fähigkeit eher als Fluch ansah. Sie malte Szenen, die erst in der Zukunft stattfinden würden. Das war alles. Sie sah weder den Kontext des Bildes noch was dazu geführt hatte – nur eine einzige, scheinbar zufällig herausgegriffene Szene.
Sie war seit einiger Zeit zu schwach gewesen, um zu malen, da es ihr zu viel Kraft raubte, aber wenn Elora eine machtvolle Vision hatte, musste sie ihr nachgeben. Durch ihre Präkognition bekam sie schreckliche Migräne, die erst nachließ, wenn sie das Bild auf die Leinwand gebracht hatte. Elora versuchte, ihre Bilder möglichst niemandem zu zeigen, außer sie war der Ansicht, es sei unbedingt notwendig, alle über das zu informieren, was sie vorhergesehen hatte. Und dieses Mal war dies definitiv der Fall.
Das Bild stand auf einer Staffelei in der Einsatzzentrale. Elora hatte versucht, möglichst nur den Leuten Bescheid zu sagen, die unbedingt erfahren mussten, was auf dem Bild zu sehen war, aber wie Willa gesagt hatte, redete bereits der gesamte Palast darüber.
Garrett stand an der Tür und wimmelte alle ab, die das Bild aus reiner Neugier sehen wollten. Als Willa und ich ins Zimmer kamen, hatten sich Marksinna Laris, Markis Bain, Thomas, Tove und Aurora um die Staffelei versammelt. Ein paar andere Berater saßen am Tisch und wirkten zu geschockt, um zu sprechen. Ich schob Laris zur Seite, um freie Sicht auf das Gemälde zu bekommen, und Tove fasste nach meiner Hand. Das Bild war sogar
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