Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
glaube ich, alles was ich getan habe, hat dich nur unglücklich gemacht.«
»I ch bin doch glücklich«, sagte ich, und das war nicht ganz gelogen.
Vieles in meinem Leben machte mich glücklich. Ich hatte diese Aspekte in letzter Zeit nur vernachlässigt.
»M ach nicht dieselben Fehler wie ich«, sagte sie. »I ch habe aus Staatsräson einen Mann geheiratet, den ich nicht liebte. Ich habe den Mann, den ich liebte, zum Wohl des Königreichs gehen lassen. Und ich habe mein einziges Kind weggegeben. Alles nur zum Wohle des Königreichs.«
»D u hast mich nicht einfach so weggegeben«, sagte ich. »D u musstest mich vor Oren verstecken.«
»A ber ich hätte bei dir bleiben müssen«, sagte Elora. »W ir hätten uns zusammen verstecken können, dann wäre dir all das hier erspart geblieben. Ich bereue nur eins wirklich, und zwar, dass ich nicht bei dir geblieben bin.«
»W ieso sagst du das jetzt erst?«, fragte ich. »H ättest du mir das nicht schon früher erzählen können?«
»I ch wollte nicht, dass du mich liebst«, sagte Elora ernst. »I ch wusste, dass uns nur wenig Zeit bleiben würde, und ich wollte nicht, dass du mich vermisst. Ich hielt es für besser, dass du nie erfährst, wie viel du mir immer bedeutet hast.«
»W arum hast du deine Meinung geändert?«, fragte ich.
»I ch will nicht sterben, ohne dass du weißt, wie sehr ich dich liebe.« Sie streckte die Hand nach mir aus und ich ergriff sie. Ihre Haut fühlte sich kühl und weich an. »I ch habe so vieles falsch gemacht. Aber ich wollte dich stark machen, damit du dich schützen kannst. Es tut mir alles unendlich leid.«
»D ir muss nichts leidtun.« Ich zwang mich, sie anzulächeln. »D u hast dein Bestes getan, das weiß ich.«
»U nd ich weiß, dass du eine gute Königin sein wirst: Eine starke, edle Regentin, und das ist viel mehr, als diese Leute verdienen«, fuhr sie fort. »A ber gib ihnen nicht zu viel. Du musst einen Teil von dir für dich selbst behalten. Und hör auf dein Herz.«
»D u rätst mir, ich solle meinem Herzen folgen? Ich fasse es nicht«, sagte ich. »D as hätte ich niemals von dir erwartet.«
»B enutze deinen Verstand, aber hör immer auf die Stimme deines Herzens.« Elora lächelte mich an. »M anchmal hat es recht.«
Elora und ich sprachen noch eine Zeitlang miteinander. Sie sagte mir nicht mehr viel Neues, aber auf merkwürdige Weise fühlte sich dieses Gespräch wie unsere erste richtige Unterhaltung an.
Sie redete nicht als Königin mit der Prinzessin, sondern als Mutter mit ihrer Tochter.
Viel zu schnell wurde sie müde und schlief ein. Ich blieb noch eine Weile an ihrem Bett sitzen, weil ich sie nicht verlassen wollte. Ich wollte jede kostbare Sekunde nutzen, die ich noch mit ihr verbringen konnte.
19
Erleichterung
I ch weiß nicht, Wendy.« Tove schüttelte den Kopf. »I ch will nicht, dass du stirbst, aber eine andere Möglichkeit fällt mir einfach nicht ein.«
»I ch weiß«, seufzte ich. »S o weit bin ich auch.«
Tove saß auf der Truhe am Fußende des Bettes und ich stand vor ihm und knabberte an meinem Daumennagel. Wir trugen beide unsere Schlafanzüge, aber wirklich ausgeruht waren wir nicht. Ich hatte ihn in aller Herrgottsfrühe geweckt, als es draußen noch dunkel gewesen war, um ihn zu fragen, was ich jetzt tun solle.
»D u weißt immer noch nicht, wie du den König töten kannst«, gab Tove zu bedenken. »U nd du hast versprochen, ihm nach deiner Krönung das Königreich zu übergeben.«
»A ber wenn ich bei ihm bin, werde ich nicht gekrönt.«
»E r wird verlangen, dass du dein Versprechen einlöst«, sagte Tove. »W enn du jetzt zu ihm gehst, weist er dich vielleicht sogar ab, weil er es hauptsächlich auf das Königreich abgesehen hat.«
»I ch kann ihm ja erzählen, ihr hättet mich verbannt, als ihr von meinem Plan, die Tryll und die Vittra zu vereinigen, erfahren habt«, sagte ich. »D ann muss er mich aufnehmen.«
»A ber das ändert nichts daran, dass er das Königreich will«, sagte Tove. »E r wird uns auch angreifen, wenn du bei ihm bist. Bestenfalls zögerst du dadurch nur das Unvermeidliche hinaus.«
»D as kann sein«, gab ich zu. »A ber wenn uns nichts Besseres einfällt, muss ich wenigstens das tun.«
»U nd dann?«, fragte Tove und schaute zu mir hoch. »W as passiert, wenn du beim König bist?«
»D ann wirst du zum König gekrönt«, sagte ich. »U nd wirst unser Volk beschützen.«
»D as ist der Plan?«, fragte Tove. »D u gehst und ich bleibe?«
»J
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