Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
rang nach Luft und ich brach in Tränen der Erleichterung aus. Saras Hand lag noch auf meiner und ihre Haut war plötzlich locker und faltig. Ihre Haare wirkten auf einmal grau und sie sah eindeutig älter aus als noch gerade eben. Sie hatte Loki viel von ihrer Lebenskraft gegeben.
»L oki«, sagte ich.
»H allo, Prinzessin.« Er lächelte matt und schaute zu mir auf.
»W as ist los?«
»N ichts.« Ich lächelte und nahm seine Hand. »J etzt ist alles in Ordnung.«
»W as ist das denn?« Er nahm eine Strähne meines Haares und hielt sie mir vor die Augen. Eine Locke auf meiner Stirn war silberweiß geworden. »I ch mache ein Schläfchen, und wenn ich aufwache, bist du ergraut?«
»D u hast kein Schläfchen gemacht«, erwiderte ich lachend. »E rinnerst du dich nicht daran, was passiert ist?«
Er runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. Dann schien er zu begreifen.
»I ch weiß noch …« Loki berührte mein Gesicht. »I ch weiß noch, dass ich dich liebe.« Ich beugte mich vor und küsste ihn auf den Mund, und er zog mich fest in seine Arme.
26
Zu Hause
W endy!«, schrie Willa, und ich versuchte, mich aufzurichten. Die Panik in ihrer Stimme ließ mich vergessen, wie schwach ich war, und ich wäre zu Boden gestürzt, wenn Loki mich nicht aufgefangen hätte.
»V orsicht, Prinzessin«, sagte Sara, die immer noch am Boden kniete. Loki war aufgestanden und stützte mich mit seinem Arm. »D u hast heute viel von deiner Lebenskraft eingebüßt.«
Ich wollte ihr dafür danken, dass sie mir geholfen hatte. Und sie nach dem Grund für ihre Hilfe fragen. Loki hatte mir bereits erzählt, dass Sara und er sich sehr nahe standen, aber ich hatte keine Ahnung, was sie von der Tatsache halten würde, dass ich gerade ihren Ehemann umgebracht hatte.
Bevor ich etwas zu ihr sagen konnte, erschien Willa im Türrahmen. Ihre Kleider waren nass, ihr Haar stand wirr vom Kopf ab, und ihre Wangen waren blutverschmiert.
»W endy!«, schrie sie wieder, rannte auf mich zu und schloss mich in die Arme. Sie hätte mich umgeworfen, wenn Loki mich nicht gehalten hätte.
»W illa, beruhige dich.« Loki schob sie sanft zur Seite, damit sie mich nicht erdrückte.
»I ch bin so froh, dass es dir gut geht.« Sie löste sich von mir und schaute sich im Zimmer um. Ihr Blick landete auf dem abgetrennten Kopf des Königs, dessen lange Haare ihn wie eine Decke verhüllten. »E s ist also wahr? Der König ist tot? Der Krieg ist vorbei?«
»D er König ist tot.« Ich nickte und drehte mich zu Sara um. Ihre Antwort würde alles entscheiden, denn schließlich war sie die Königin der Vittra und konnte den Krieg fortsetzen, wenn sie wollte.
Loki folgte meinem Blick und sah sie ebenfalls an. »D er Krieg ist vorbei«, sagte er, aber ich wusste nicht, ob das eine Feststellung oder eine Frage war.
»D ie Schreckensherrschaft des Königs hat lange genug gedauert«, sagte Sara. Sie stand mühsam auf und lächelte uns matt an. »D er Krieg zwischen uns ist vorbei, und ich will nicht noch einen erleben.«
»G ut.« Willa lächelte erleichtert. »A ls diese Trackerin zu uns kam und sagte, der König sei tot, haben die Kobolde sofort aufgegeben. Die meisten sind nach draußen gerannt.«
»S ie leben viel lieber im Wald als in geschlossenen Räumen«, erklärte Sara.
»W ie haben wir uns geschlagen?«, fragte ich Willa, und mein Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken, wie furchtbar der Kampf gewesen sein musste. »H aben alle überlebt?«
Willas Miene verdüsterte sich. Sie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »D as weiß ich nicht genau. Als ich hörte, der König sei tot, bin ich sofort zu dir gekommen. Aber … ich weiß, dass es nicht alle geschafft haben.«
»W er?«, fragte ich.
Sie zögerte mit der Antwort. »E in paar Tracker. Ich weiß es nicht genau.«
Da Willa mir nicht antworten wollte, musste ich mir selbst einen Überblick über die Lage verschaffen. Ich lief los und vergaß schon wieder, dass meine Beine mich kaum trugen. Als sie unter mir nachgaben, hob Loki mich auf und trug mich auf den Armen weiter.
Ich wollte protestieren und darauf bestehen, dass ich laufen konnte, aber ich konnte es wirklich nicht. Also bat ich ihn, mich in die Eingangshalle zu tragen, wo sich laut Willa das schlimmste Gemetzel abgespielt hatte.
Loki trug mich aus dem Raum, Willa ging neben uns her und Sara folgte mit ein paar Schritten Abstand. Der erste Stock wirkte relativ unbeschädigt, aber ich bezweifelte, dass hier viel gekämpft
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