Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
worden war.
Wir begegneten einem Kobold, der sich unter einem kleinen Tisch versteckt hatte. Als er uns sah, rannte er in die entgegengesetzte Richtung davon, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen.
Als wir am oberen Treppenabsatz ankamen, bat ich Loki, anzuhalten und mich abzusetzen. Von hier aus konnte ich die ganze Eingangshalle überblicken, da die Treppe etwa sieben Meter hoch war.
»W endy, ich glaube nicht …« Loki versuchte, mich festzuhalten, aber ich wand mich in seinen Armen, bis er mich widerwillig absetzte. Ich packte das Geländer, um mich zu stützen, und starrte nach unten.
Die Halle war früher sehr schön gewesen – weiche rote Teppichläufer, Gemälde an den Wänden, dunkle Mahagonimöbel, die zur Wandvertäfelung passten.
Jetzt war alles zerstört, und ich meine wirklich alles.
Die Gemälde waren zerfetzt, die Sessel zerbrochen, die Teppiche verbrannt. Sogar die Wände hatten Risse. Die meisten Kristalle des Kronleuchters waren zerborsten, aber er hing immer noch an der Decke und erleuchtete die Halle.
Auf dem Boden lagen viele Körper, hauptsächlich Tryll und hier und da ein paar Kobolde. Glücklicherweise schienen die meisten nur verwundet zu sein, aber es gab auch Verluste zu beklagen. Ich kannte alle Toten – zwar nicht gut, aber ich kannte sie. Es waren hauptsächlich Tracker und Mänks unter den Opfern. Sie hatten den Kobolden nur wenig entgegenzusetzen gehabt, und ich fragte mich, ob es richtig gewesen war, sie hierher mitzunehmen.
Aurora ging zwischen den Verwundeten hin und her und heilte sie. Und wie ich erfreut feststellte, machte sie dabei keinen Unterschied zwischen Markis, Mänks und Trackern. Sie orientierte sich nur am Schweregrad der Verletzungen.
Laris hatte keine sichtbaren Blessuren, also half sie Aurora dabei, den Überblick zu behalten, kümmerte sich um leichtere Verletzungen und legte Verbände an.
Bain lehnte an einer Wand. Seine Kleidung war tropfnass und sein Hemd blutig, aber er sprach mit Tove, also konnte es nicht allzu schlimm um ihn stehen. Tove kauerte vor ihm. Er hatte sich einen Hemdsärmel abgerissen und verband damit Bains Bein. Er selbst wirkte völlig unverletzt.
Ich scannte den Raum, zählte mit traurigem Herzen die Todesopfer und merkte irgendwann, dass Finn nicht hier war. Weder tot noch lebendig. »W o sind die anderen?«, fragte ich Willa, ohne den Blick von der Halle abzuwenden.
»Ä h, keine Ahnung«, sagte Willa. »W ir haben allen gesagt, sie sollen sich in der Eingangshalle versammeln, sobald der Kampf vorbei war.«
»W as bedeutet es dann, dass noch Leute fehlen?«, fragte ich und befürchtete bereits das Schlimmste. Als ich gerade in Panik geraten wollte, ging die Tür zum Kerker auf und Finn betrat die Eingangshalle. Er stützte seinen Vater. Thomas sah nicht sehr gut aus, aber er konnte selbstständig laufen, was ein gutes Zeichen war.
Finns Gesicht war blutig und verschrammt, aber als er zu mir aufschaute, sah ich in seinen Augen eine Mischung aus Erleichterung und Stolz. Ich lächelte zu ihm hinunter, denn ich war froh, dass er am Leben war. Dass unsere Romanze vorbei war, bedeutete schließlich nicht, dass ich seinen Tod so ohne Weiteres verkraftet hätte.
Finn und Thomas humpelten an einem umgekippten Buffettisch vorbei zu der Stelle, an der Aurora gerade einige Verletzte heilte. Ich folgte ihnen mit meinem Blick und sah plötzlich ein Beinpaar unter dem Tisch hervorragen. Es steckte in Skinny-Jeans, und ich kannte nur eine Person, die sich mit Skinny-Jeans bekleidet in eine Schlacht stürzen würde.
»D uncan!«, schrie ich und rannte die Treppe hinunter. Glücklicherweise hatte das Adrenalin meinen Beinen die Kraft gegeben, trotz der Schmerzen die Arbeit wieder aufzunehmen.
Trotzdem stolperte ich am Fuß der Treppe, aber Loki war bereits an meiner Seite und zog mich wieder hoch. Als ich den Tisch erreichte, sackte ich daneben zusammen und versuchte sofort, ihn mit meinen Kräften hochzuheben. Natürlich war ich zu schwach dafür, aber Loki packte den Tisch und schob ihn mühelos beiseite.
Wie ich befürchtet hatte, war der Tisch auf Duncan gestürzt und hatte ihn zerquetscht. Während Loki den Tisch wegräumte, rutschte ich zu Duncan und kniete mich neben seinen Kopf. Seine Brust war blutig, und ich sah, dass ein Stück Knochen aus seiner Seite ragte.
»D uncan«, hauchte ich. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich strich ihm das Haar aus der Stirn und versuchte, nicht lauthals loszuschluchzen. Ich hatte
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