Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
berührte, und in diesem Moment fiel es mir wieder ein.
Ich konnte mit meinem Geist zuschlagen, wenn ich Angst hatte oder wütend war. Das hatte Tove zu spüren bekommen, wenn er mich plötzlich aufweckte, und sogar Elora, als sie Loki folterte.
Dieses Gefühl – intensive Angst oder Wut –, setzte eine Kraft in mir frei, die den Geist der Personen in meiner Nähe angriff. Normalerweise dauerte das nur ein paar Sekunden, aber ich war auch noch nie so wütend gewesen wie jetzt.
Sobald ich merkte, was ich da tat, bündelte ich diese Kraft und richtete sie auf Oren. Zuerst wirkte er nur verwirrt und wich einen Schritt zurück. Er kniff weiterhin die Augen zusammen und drehte den Kopf weg, als blende ihn jemand mit einem grellen Licht.
Ich wusste, dass mein Körper eigentlich höllisch schmerzen sollte, aber ich spürte nichts. Ich hatte die Schmerzen einfach ausgeblendet. Langsam ging ich auf Oren zu, und er begann, sich den Kopf zu halten, und fiel auf die Knie. Er stöhnte und flehte, aber ich verstand kein Wort von dem, was er sagte.
Kyra und der namenlose Vittra hatten sich auf dem Boden zusammengekrümmt und Kyra schluchzte sogar. Ich ging zu Loki, ohne ihn wirklich anzusehen, denn dann hätte ich glauben müssen, dass er tatsächlich tot war. Ich zog das Schwert aus seiner Brust.
Dann ging ich zu meinem Vater, der nach vorne gebeugt auf den Knien lag. Er hatte die Hände auf die Ohren gepresst. Anfangs murmelte er nur, aber als ich das Schwert hoch über meinen Kopf hob, begann er zu schreien.
»L ass es aufhören!«, brüllte Oren. »B itte! Lass die Schmerzen aufhören!«
»I ch werde dich von deinem Elend erlösen«, sagte ich, ließ das Schwert hinabsausen und durchschnitt seinen Hals.
Dann wandte ich mich ab und hörte, wie sein Kopf auf den Boden prallte.
Ich stand regungslos da, das Schwert noch immer in der Hand. Langsam sah ich mich um. Der Nebel hatte sich gelichtet und der Schmerz kehrte in meinen Körper zurück. Meine Nerven schrien auf, und meine Beide drohten, nachzugeben. Kyra und der andere Vittra hatten aufgehört, sich zu winden. Sie setzten sich auf.
»G eht«, befahl ich atemlos. »S agt allen, dass der König tot ist.«
Kyra schaute Orens Leiche an, riss die Augen auf und gehorchte widerstandslos. Sie und ihr Begleiter rappelten sich eilig auf, rannten aus dem Zimmer und ließen mich mit Loki allein.
Ich ließ das Schwert fallen und eilte an seine Seite, so schnell ich konnte. Ich kniete mich neben ihn und zog seinen Kopf in meinen Schoß, aber er sackte haltlos zur Seite. Lokis Brust war mit Blut verschmiert. Ich legte die Hand auf seine Wunde und versuchte, das Leben in seinem Körper festzuhalten.
»N ein, Loki, bitte«, flehte ich mit tränenüberströmtem Gesicht. »B leib bei mir, bitte. Ich liebe dich. Lass mich nicht allein.«
Aber er bewegte sich nicht. Er atmete nicht. Ich beugte mich vor und küsste schluchzend seine Stirn. Es gab keine Worte, um den Schmerz auszudrücken, der mich überwältigte. Ich begann, meinen Kummer hinauszuschreien.
»M ein Gott, ich komme zu spät«, sagte jemand, und ich hob den Kopf und sah Sara im Türrahmen stehen. Sie betrachtete den toten König, ihren Ehemann.
Loki hatte ihr einmal das Leben gerettet und sie war eine Heilerin. Sara war die einzige Chance, Lokis Tod zu verhindern.
»H ilf mir«, bettelte ich und versuchte, Loki aufzurichten. »B itte. Du musst ihm helfen.«
»I ch …« Sara zögerte einen Moment, dann rannte sie zu uns und kniete sich ebenfalls neben Loki. »I ch weiß nicht, ob ich das kann. Vielleicht ist er bereits von uns gegangen.«
»B itte«, flehte ich. »D u musst es versuchen.« Sara holte tief Luft und nickte.
»H ast du noch Energie übrig?«, fragte sie.
»I ch weiß es nicht«, gestand ich. Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt. Oren zu bekämpfen, hatte mich all meine Kraft gekostet.
»H ilf mir, wenn du kannst«, sagte sie. Sie legte ihre Hand auf meine. Gemeinsam bedeckten wir das Loch in Lokis Brust.
»G ib mir alle Energie, die du noch hast. Ich brauche so viel wie möglich.«
Ich nickte, schloss die Augen und konzentrierte mich auf sie und Loki. Zuerst spürte ich nur ein warmes Kribbeln in meiner Hand, wie ich es auch gespürt hatte, wenn ich selbst geheilt worden war. Aber dann passierte noch etwas. Etwas strömte durch meine Adern und aus mir heraus. Wie heiße Flüssigkeit rann es durch meine Fingerspitzen.
Und dann hörte ich es. Loki keuchte auf und ich öffnete die Augen. Er
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