Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
genau, was zu tun war, und ich musste ihn einfach dafür bewundern.
»P rinzessin.« Finn hatte mich gesehen, drehte sich zu mir um und lächelte.
Ein Assistent fragte ihn etwas und er deutete abwesend in Richtung des Speisesaals. Dann kam er zu mir. »W ie ist es heute Morgen gelaufen?«
»H ätte nicht schlimmer sein können«, erwiderte ich achselzuckend.
»D as klingt nicht sehr vielversprechend.« Er zog eine Augenbraue hoch. »A ber ich glaube, du hast dir eine Auszeit verdient.«
»E ine Auszeit?« Jetzt schaute ich skeptisch drein.
»J a, ich dachte, wir machen zur Abwechslung mal was, das Spaß macht.«
»S paß?« Gestern hatte er versucht, mir sein todlangweiliges Benimmtraining als Spaß zu verkaufen. »M einst du echten Spaß? Oder Zwei-Stunden-Namen-auswendig-lernen-Spaß? Gabel-halten-für-Anfänger-Spaß?«
»E twas, das echtem Spaß definitiv ähnelt«, antwortete Finn. »K omm mit.«
17
Eifersucht
F inn führte mich einen Flur im Südflügel entlang, und mir wurde klar, dass ich diesen Teil des Hauses noch nie gesehen hatte. Als Garrett Elora mit der Größe ihres Palasts aufgezogen hatte, war er bei der Wahrheit geblieben. Ich hatte erst einen Bruchteil des Anwesens erforscht. Es war unglaublich.
Finn zeigte mir die Bibliothek, die Konferenzsäle, den prächtigen Speisesaal, in dem wir am Samstag essen würden, und schließlich den Ballsaal.
Er stieß die Flügeltüren auf, die zwei Stockwerke hoch zu sein schienen, und führte mich in den opulentesten Raum, den ich je gesehen hatte. Er war riesig und wunderschön, und die Decke schien sich ins Unendliche zu erstrecken, was zum Teil daran lag, dass sie nur aus Glas bestand. Goldene Balken, an denen glitzernde Diamantkronleuchter hingen, verliefen kreuz und quer darunter. Der Boden war aus Marmor, die Wände cremeweiß mit goldenen Ornamenten, und das Ganze sah aus wie der Ballsaal aus einem Disney-Märchen.
Die Partyplaner hatten bereits einiges hereingebracht und an einer Wand stapelten sich Stühle und Tische neben Tischdecken, Kerzenständern und Dekorationsobjekten. Sonst stand im Saal nur noch ein weißer Flügel. Außer Finn und mir befand sich niemand hier drin.
Es passte mir gar nicht, wie sehr mir diese Pracht gefiel. Und es passte mir noch weniger, dass dieser Raum so wunderschön und ich so schäbig aussah. Meine Haare waren unordentlich hochgesteckt und mein Rock war viel zu schlicht. Finn trug auch keine Abendgarderobe, aber sein übliches Hemd und die dunkle Jeans passten viel besser hierher.
»U nd wann beginnt der Spaß?«, fragte ich. Meine Stimme hallte von den Wänden wider.
»G leich, wenn wir tanzen.« Finns Mund verzog sich zu einem Lächeln und ich stöhnte. »I ch habe schon mal mit dir getanzt, deshalb weiß ich, dass du noch ein bisschen Nachhilfe brauchst.«
»S tehblues reicht nicht aus?« Ich zog eine Grimasse.
»L eider nicht. Aber ein langsamer Walzer sollte reichen. Wenn du den beherrschst, wirst du am Samstag keine Probleme bekommen.«
»O h nein.« Mein Magen hob sich, als mir etwas klar wurde. »I ch muss mit diesen Leuten tanzen, richtig? Mit Fremden, alten Männern und Jungs mit Grapschhänden.«
»E hrlich gesagt, wird dich wohl sonst niemand auffordern«, gestand Finn mit schelmischem Lächeln.
»D u amüsierst dich offenbar köstlich«, sagte ich und sein Lächeln wurde noch breiter. »S chön, dass du es lustig findest, dass ich mich von völlig Fremden betatschen lassen muss und ihnen wahrscheinlich dauernd auf die Füße trete. Das wird eine Gaudi.«
»S o schlimm wird es nicht werden.« Er winkte mich zu sich. »K omm. Wenn du den Grundschritt kannst, wirst du ihnen zumindest nicht auf die Füße treten.«
Ich seufzte tief und ging zu ihm. Meine Angst davor, mit Fremden tanzen zu müssen, verschwand in dem Moment, in dem er meine Hand nahm. Mir wurde nämlich bewusst, dass ich deshalb jetzt mit ihm tanzen durfte.
Nach ein paar Anweisungen seinerseits und ein paar Fehlstarts meinerseits tanzten wir. Finns Arm umschlang mich, stark und beruhigend. Er sagte, ich solle ihm fest in die Augen schauen und mir gar nicht erst angewöhnen, auf meine Füße zu starren. Aber ich hätte auch ohne Aufforderung nicht weggeschaut. Seine dunklen Augen hypnotisierten mich immer.
Wir hätten eigentlich einen gewissen Abstand voneinander einhalten sollen, aber das schaffte ich nicht. Sein Körper berührte meinen beinahe, und das gefiel mir außerordentlich. Sicher hätten wir eigentlich schneller
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