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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Felsüberhang hatte uns trocken gehalten; draußen hatte der Sturm nachgelassen, und das einzige Geräusch war das Tropfen und Fließen von Wasser zwischen den Steinen.
    Ich schlang die Arme um mich und packte den Umhang mit beiden Händen. Mein Kopf war jetzt klarer, und der Alptraum verschwand. Vielleicht war ich kräftig genug, um zu fliehen. Vielleicht konnte ich, wenn er mir den Rücken zuwandte, leise davonschlüpfen. Sie wären froh, mich los zu sein. Es klang so, als müssten sie sich beeilen, und es sah nicht so aus, als wären sie glücklich darüber, dass ich ihr Tempo verlangsamte. Zweifellos bedauerte der Rote bereits, mich aus dem Wasser geholt zu haben. Ich überlegte, wie viel Schritte es brauchte, ins offene Land und zwischen die Büsche zu gelangen. Dann erschreckte er mich, indem er etwas sagte.
    »Du solltest lieber etwas essen. Und trinken.«
    Ich rührte mich nicht. Es war klug, ihn nicht wissen zu lassen, dass ich seine Sprache verstand. Wenn sie mich für ein wildes Waldmädchen hielten, für eine Dorfidiotin, würde ich sicherer sein. Und ich wäre keine große Trophäe oder eine Geisel.
    »Hmm.« Er betrachtete mich forschend, während ich geduckt im Halbdunkel saß. Dann versuchte er es wieder, dämpfte seine Stimme, um die anderen nicht zu wecken. »Du – essen? Du – Wasser?« Es schien, als hätte er ein paar Worte in unserer Sprache gelernt. Sein Akzent war lächerlich. Ich sah ihn an, und er hielt einen Becher hin. Ich rutschte von ihm weg, denn so freundlich seine Worte auch sein mochten, er war ein Mann, groß und stark genug, um mit mir zu tun, was immer er wollte. Mein Fieber war gesunken, aber ich konnte nicht aufhören zu zittern.
    Er stellte den Becher auf den Boden neben mich und zog sich zurück. Als ich nicht reagierte, versuchte er es wieder. »Du – Wasser«, wiederholte er. »Es sei denn«, fuhr er in seiner eigenen Sprache fort, »du hast ebenso wie ich festgestellt, dass du schon den halben See geschluckt hast. Du hast dich ganz schön angestrengt, mich runterzuziehen.«
    Einen Augenblick lang überfiel mich eine ausgesprochen seltsame Empfindung, als wäre mir diese Szene bereits lange Zeit bekannt, nur ein wenig verändert. Dann war es weg, und ich griff nach dem Becher, verärgert darüber, wie meine Hand zitterte.
    »Gut«, sagte er, ohne den wachsamen Blick von mir weichen zu lassen. Ich trank, und meine Hand war nun ruhiger. Noch ein wenig, und ich würde versuchen aufzustehen. Sehen, ob ich gehen konnte. Wenn ich einfach nur laufen könnte, weit genug, um zu entkommen. Denn die Briten hatten ihre eigene Mission. Sie würden keine Zeit darauf verschwenden, mir zu folgen, sie wären wahrscheinlich eher erleichtert, diese unerwartete Last wieder los zu sein. Und dann würde ich … damit war ich mit meinen Gedanken am Ende. Ich war auf unbekanntem Land, ohne richtige Kleidung, ohne Lebensmittel, ohne Werkzeuge oder Hilfe. Und wenn ich es recht verstanden hatte, war ein Trupp bewaffneter, gefährlicher Männer ganz in der Nähe und würde uns folgen, sobald der Morgen dämmerte. Sie hatten von Rotbart gesprochen. Konnte das Seamus Rotbart, der Vater von Eilis, sein? Was, wenn sie in der Nähe waren und mich fanden? Es würden Männer dabei sein, die mich kannten, selbst nach beinahe zwei Jahren. Was dann? Ich konnte nicht ertragen, auch nur daran zu denken. Sie würden mich rasch zum Haus meines Vaters und zu Lady Oonagh zurückbringen. Der Gedanke verursachte mir eine Gänsehaut. In dieser Richtung lag nur Dunkelheit und Tod für mich und meine Brüder. Sowohl von den Briten als auch von ihren Verfolgern drohte Gefahr. Ich musste fliehen.
    »Hier. Iss.« Der Brite hielt mir einen Streifen Trockenfleisch hin wie einem nervösen Hund. »Iss«, wiederholte er stirnrunzelnd. Seine Augen waren blau wie Eis, blau wie der Himmel an einem frostigen Wintermorgen. Ich hatte Hunger, aber nicht solchen Hunger, dass ich Fleisch ertragen hätte. Dann steckte er das Fleisch wieder in die Tasche, wo sie anscheinend ihre Rationen aufbewahrten, und er suchte offenbar nach etwas anderem und wandte einen Augenblick lang den Blick ab. Ich bewegte mich rasch und lautlos. Ich stand auf, ging ein paar Schritte unter den Überhang und …
    Er griff so schnell zu, dass ich es kaum kommen sah. Er packte meinen Arm, so dass es wehtat, und riss mich neben ihn auf die Knie. Ich verbiss mir einen Aufschrei der Angst.
    »Das glaube ich nicht.« Er hob nicht einmal die Stimme. Die anderen

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