Die Tochter der Wälder
regnen. Der Regen fiel aus einem klaren Himmel, der plötzlich grau wurde, so wie der warme Tag innerhalb eines Augenblickes kalt war wie mitten im Winter. Ein heftiger, unwahrscheinlicher, druidischer Regen, der blendete und betäubte; der jeden einzelnen Mann von der Welt abschnitt. Es war, als stünde man unter einem Wasserfall; es war, als befände man sich im Herzen eines Sturms. Ich konnte niemanden sehen und niemanden hören, außer dem Tosen des Wassers, das vom Himmel stürzte, mich in einem einzigen Augenblick durchtränkte und den Boden unter meinen nackten Füßen in Schlamm verwandelte. Dann streckte ich durch die Wassermassen meine Hand aus, und eine große Hand ergriff sie, und wir beide rannten, taumelten, rutschten durch den Schlamm, liefen blind zwischen Büschen und Ranken einher, keuchten nach Luft, Körper und Gesichter dampfend, die Füße machten Sauggeräusche auf dem nassen Boden. Ich konnte den Atem des Roten hören; den schweren, angestrengten Atem eines Mannes mit einer ernsthaften Verletzung, wenn er sich zu sehr anstrengt. Ich glaubte nicht, dass er viel weiter hätte gehen können; und dann gab der Boden unter uns nach, und wir rutschten einen steilen Hang hinab, klammerten uns an Zweige, brachen durch Gebüsch, prallten von Felsen ab, die uns blaue Flecke schlugen, bis wir endlich auf festem, trockenem Boden zur Ruhe kamen. Die Geräusche unseres raschen Absturzes erstarben langsam; noch ein paar kleine Steine rieselten hinter uns her, dann war es still, einmal abgesehen vom Geräusch des Regens und unserem Keuchen.
»Alles in Ordnung?« fragte der Rote schließlich mit seltsamer Stimme. Ich blinzelte das Wasser aus den Augen, benutzte beide Hände, um die durchtränkten Locken, die mir am Gesicht klebten, zurückzuschieben und mein Haar trocken zu wringen. Wir waren in einer Höhle; als ich aufblickte, konnte ich das Loch sehen, durch das wir glücklicherweise in diese Zuflucht gefallen waren. Der Boden war harter Stein. Hinter uns schien eine schmale Passage in eine größere Höhle zu führen, aber der Weg bog sich, und man konnte nicht weiter sehen. Ich schaute in die andere Richtung. Licht fiel durch einen Vorhang von Laub; der Regen hatte offenbar so abrupt aufgehört, wie er angefangen hatte. Ich ging auf den Eingang zu.
»Vorsicht«, sagte der Rote und hielt mich am Hemdsaum, als ich an ihm vorbeiging. Ich riss mich los, aber ich ging langsam, denn die Felsen wurden glatt, wo sie nahe dem Höhleneingang nass geworden waren. Ich spähte durch das Netz von Ranken. Und dann erstarrte ich vor Staunen.
»Du hast noch nie das Meer gesehen«, stellte der Rote leise fest. Nein, das hatte ich nicht. Meine Brüder hatten mir zwar von der riesigen Fläche von Wasser erzählt, von den Myriaden Vögeln und dem Licht, das auf der sich bewegenden Oberfläche glitzerte und sich veränderte und spielte, aber nichts hätte mich auf diesen Anblick vorbereiten können. Unsere Höhle war hoch oben an einem steilen Abhang, der weiter unten noch steiler wurde, eine richtige Klippe, und ich schaute über eine gewaltige Entfernung, und alles war Wasser, Wasser bis zum Horizont. Der Himmel war blau, es gab kein Anzeichen von Wolken. Die Felsen ringsumher dampften in der Sonne. Alle Spuren des plötzlichen Regens würden bald verschwunden sein, bis auf die Geschichten, die man sich vielleicht später erzählen würde. Und unsere Verfolger waren unterwegs. Ich wandte mich wieder dem Briten zu. Er hatte sich mit dem Rücken gegen die Felsmauer gelehnt und ein Bein ungelenk vor sich ausgestreckt. Er hatte Blut an der Kleidung, eine ganze Menge Blut. Jetzt, als ich ihn genauer ansah, bemerkte ich, dass er ziemlich bleich war und den Mund grimmig zusammengekniffen hatte. Männer können ein wenig dumm sein, wenn es um Verletzungen aus dem Kampf geht, als würden diese verschwinden, wenn man so tat, als ob nichts wäre, oder als ob niemand es merken würde, wenn man darüber schwieg.
»Sie werden uns suchen«, sagte er. »Und wir haben nicht einmal mehr ein Messer. Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl, bis nach Einbruch der Dunkelheit hier zu bleiben. Vielleicht können wir uns dann an ihnen vorbeischleichen. Ein Stück weiter oben an der Küste ist ein Dorf, und dort gibt es kleine Boote.«
Ich starrte ihn an, dachte an dieses riesige Wasser und wollte einfach nicht begreifen, was er sagte. Aber danach zu urteilen, wie dieses Bein aussah, hatte er Glück gehabt, bis zur Höhle hinken zu können, von
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