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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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der Klippe und einem Dorf gar nicht zu reden. Was sollte dann geschehen? Ich nahm an, sein Freund Ben hatte Recht gehabt. Er war verrückt. Aber er brauchte meine Hilfe, und ich war entschlossen, sie ihm zu geben. Denn ich hatte keinen Zweifel daran, dass er mir das Leben gerettet hatte, zumindest einmal, vielleicht sogar zweimal. Ich war ihm etwas schuldig, worin immer seine Motive bestanden.
    Ich hatte immer noch meinen kleinen Rucksack und er seinen. Das war zumindest etwas. Er beobachtete mich, als ich mich niederhockte und die Wunde untersuchte. Er hatte also sein Schwert verloren und ich seine andere Waffe. Das war ein Problem. Aber was war mit dem kleinen Messer, mit dem er den Apfel geschnitten hatte? Ich suchte in seinem Gepäck. Er sah mir schweigend zu. Ich fand das Messer und die Reste des alten Hemdes, mit dem er meine Füße verbunden hatte. Ich blickte bedauernd nach unten. Die Verbände waren vollkommen verschwunden und meine Füße voller Blut und Dreck.
    »Wasser«, sagte er hilfreich. »Du brauchst Wasser. Du kannst mich verstehen, nicht wahr?«
    Ich nickte; die Zeit für Verstellung war vorüber. Er hatte es gewusst, dachte ich, sobald er mir gesagt hatte, ich solle nach seinem kleinen Dolch greifen und mich verteidigen, und ich es getan hatte. Ich zeigte ihm die Höhle; dort konnte man das Geräusch fließenden Wassers hören. Was als Erstes? Seine Kleidung war bereits zerrissen; ich schlitzte sie weiter auf und zog ihm den kaputten Stiefel aus. Das musste ihm große Schmerzen verursachen, aber von einem plötzlichen Luftschnappen abgesehen gab er das nicht zu. Es war hell genug, dass ich den hässlichen Riss sehen konnte, der seine Wade vom Knie bis zum Knöchel spaltete; und das frische Blut, das immer noch herausfloss, die Tiefe der Wunde und das Glitzern von Metall tief drinnen. Ich warf einen Blick in sein Gesicht. Störrisch, wie? Die Wunde würde ihn nicht töten; nicht, wenn sie rasch behandelt und danach richtig gepflegt wurde. Aber hier, gefangen in einer Höhle und bedeckt mit Schlamm und Dreck, war das eine ganz andere Sache.
    »Nicht gut, wie?« sagte er tonlos. »Kannst du es zusammenflicken? Irgendwas drumwickeln?« Ich nickte und versuchte, fähig und sicher auszusehen. Ich glaube nicht, dass ich damit Erfolg hatte; ich sah, wie er den Mundwinkel eine Sekunde im Versuch eines Lächelns verzog. Aber vielleicht war es auch nur eine unwillkürliche Reaktion auf den Schmerz. Ein Brite hatte keinen Sinn für Humor; wie konnten Menschen ohne Magie, ohne geistiges Leben etwas von Lachen verstehen?
    Ich fand den Wasserschlauch im Gepäck des Roten und ging tiefer in die Höhle hinein. Weiter unten wurde sie gewaltig. Es war ziemlich dunkel, aber ich entdeckte die Umrisse von großen Felssäulen, die vom Boden aufragten, und anderen, die sich niedersenkten, um ihnen zu begegnen. Ich spürte kleine Geschöpfe, die hoch über mir im Dunkeln schliefen. Und ich fand frisches Wasser, das herabtropfte und sich in steingesäumten Tümpeln sammelte. Ich füllte den Schlauch und kehrte zurück.
    An diesem Tag wünschte ich mir sehr, dass Vater Brien oder ein anderer, ähnlich fähiger Heiler hier gewesen wäre. Ich tat mein Bestes. Zumindest war es möglich, dass ich mir die Hände wusch und danach die Wunde säuberte. Dass das Blut floss, war gut, es floss langsam und nicht in tödlichem Schwall. Es würde den schlechten Körpersäften helfen, den Körper zu verlassen. Ich erinnerte mich an den Mann, den ich mit dem kleinen Dolch gestochen hatte. Er hatte wahrscheinlich viel Blut verloren. Ich hätte ihm sagen können, wie er den Blutfluss stillen konnte; aber das hatte ich nicht. Als ich sah, wie sie den Roten bedrängten, hatte ich vergessen, dass ich Heilerin war. So weit, so gut. Es wurde immer schwieriger, mich dumm zu stellen. Ich versuchte, dem Roten klar zu machen, dass etwas in seinem Bein steckte; etwas, was ich entfernen musste. Es hätte geholfen, wenn er ein wenig weniger störrisch gewesen wäre, oder wenn ich ein wenig Met gehabt hätte oder Bier oder ein paar ausgewählte Kräuter für einen Schlaftrunk.
    »Ich bin mir nicht sicher, was du mir sagen willst«, meinte er. »Du musst noch etwas anderes tun? Es wird wehtun? Gut, dann mach schon.«
    Ich versuchte, ihm mit Zeichensprache klar zu machen, dass er sehr still halten müsse, denn ich hatte nur die Spitze des kleinen Messers, mit der ich den Metallgegenstand entfernen konnte. Er nickte grimmig. Ich fragte mich, warum er mir

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