Die Tochter der Wälder
meinem Haushalt, die dir helfen werden. Ich möchte dafür sorgen, dass wir auf einen solchen Besuch vorbereitet sind. Deshalb möchte ich immer wissen, wo du dich befindest. Er ist ein kluger Mann. Es würde zu ihm passen, dir wie zufällig zu begegnen, wenn du alleine draußen bist, mit nichts als diesem erbärmlichen Hund, um dich zu schützen. Du musst mir versprechen, dass du das nicht erlauben wirst.«
Das ist einfach, sagte ich lautlos und spielte es für ihn. Warum schließt du mich nicht einfach in meinem Raum ein und behältst den Schlüssel?
Er schaute seltsam drein, als versuchte er, nicht zu lachen.
»Das glaube ich nicht«, sagte er und stand auf. »Das Licht in diesem Zimmer ist nicht gut genug zum Spinnen. Außerdem, wie sollte ich Ben und John sonst beschäftigen, wenn sie nachts nichts zu tun haben? Es tut ihnen nicht gut, faul zu sein. Nein, das wäre keine gute Idee. Und, versprichst du mir es nun?«
Ich nickte. Ich war sicher, das hatte er bereits erwartet. Tat nicht jeder immer alles, was er sagte?
Das Gespräch schien vorüber zu sein. Er streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen, und ich griff danach, ohne nachzudenken, und unterdrückte einen leisen Schmerzensschrei, als er sie fest mit seiner eigenen fasste. Das entging ihm nicht. Forschend betrachtete er meine Hände. Seine eigenen Hände waren groß genug, meine vollständig zu umfassen; aber er hatte seinen Griff gelockert und untersuchte nun meine wunde Haut vorsichtig, den Beginn einer nässenden Wunde, die verbliebenen Mierenstacheln. Meine Hände waren kein schöner Anblick. Mir war unbehaglich zumute, so nahe bei ihm zu stehen.
»Das gefällt mir nicht«, erklärte er nachdrücklich. »Vielleicht sollte ich dich tatsächlich einschließen. Aber ich bezweifle, dass dich das aufhalten würde. Es wäre gleichgültig, was ich tue, nicht wahr?«
Ich schüttelte den Kopf. Stell nicht so viele Fragen. Es gibt Dinge, die ich nicht sagen darf. Komm mir nicht zu nah.
»Ich muss verrückt gewesen sein«, sagte er zu sich selbst, ließ meine Hände los, und wir gingen zurück den Hügel hinab. »Das denken sie zumindest alle. Verrückt oder bezaubert. Es gibt viele Theorien darüber. Ich beschäftige mich nicht sonderlich mit ihnen. Wir haben Besseres zu tun.« Die Hündin war ausgeruht und grüßte uns mit Bellen und heftigem Schwanzwedeln. Sie stolzierte vor uns her zum Haus zurück. Viele Augen ruhten auf uns, als wir zusammen zurückkehrten, aber niemand sagte mehr als »Ein schöner Morgen, Herr« und »Sieht nach gutem Wetter aus.« Ich dachte, um ihn herum ist ein verzauberter Raum, und solange ich dort bleibe, bin ich in Sicherheit. Wenn ich mich hinauswage, sieht das anders aus. Das tröstete mich nicht, denn ich wollte nicht abhängig von jemandem sein, erst recht nicht von diesem scharfäugigen Briten. Und ich machte mir nicht vor, dass seine Anstrengungen, mich zu beschützen, anderen Zwecken als den seinen diente. Am Ende würde er bekommen, was er wollte, und das wäre alles. Man saugt den Saft aus einem reifen Stück Obst, und dann wirft man die Schale weg, und die Krähen kommen und picken an den Resten, bis das letzte Leben verschwunden ist. Dennoch, das alles zählte kaum. Denn ich würde ihm kein Wort sagen, bis die Hemden fertig waren. Und wenn sie fertig waren, dann … dann würde sich alles ändern. Wenn meine Brüder kamen. Falls sie kamen.
***
Während die Zeit verging und der Mond zunahm und abnahm, wurde ich immer sicherer, dass es ein kleines und sehr effektives schützendes Netz um mich herum gab, das der Rote kontrollierte wie alles andere auf seinen Ländereien. Da war Margery, die mir bald zur Freundin wurde. Das war neu für mich. Ich hatte nie eine Freundin gehabt, wenn man Eilis nicht mitrechnete, die ich immer für eher langweilig gehalten hatte. Margery war liebenswert, aber sie war auch stark, auf eine Art, die mir jeden Tag deutlicher wurde. Sie parierte die Bemerkungen der anderen Frauen mit fester Höflichkeit und fuhr fort, freundlich zu mir zu sein. Sie war stark, als sie dem Mädchen einen Verweis erteilte, das nur halb im Scherz erklärt hatte, Margery solle mich lieber nicht ihren Bauch berühren lassen, weil ihr Kind sonst vielleicht verkrüppelt zur Welt käme. Sie war stark, als sie Lady Anne sehr höflich fragte, ob ich weitere Kleidung und eine gute Öllampe für mein Zimmer bekommen könnte. Sie begann, mit mir über andere Dinge zu sprechen. Darüber, wie sehr ihr John gefehlt
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