Die Tochter der Wälder
Elaine hielt sich sehr gerade; in ihrem weiten Reitrock und ihren kleinen, schwarzen Stiefeln sah sie sehr elegant aus. Der Herr des Hauses selbst kam und half ihr vom Pferd. Unvorbereitet auf den Besuch, trug er immer noch seine Arbeitskleidung und roch zweifellos nach Stall. Die Morgensonne berührte sein kurz geschnittenes Haar, so dass es wie frisch entfachtes Feuer aussah.
»Eine strategische Allianz«, erklärte Margery trocken. »Sie sind einander seit ihrer Kinderzeit versprochen. Sie hätten längst heiraten sollen, aber der Rote ist stattdessen weggegangen. Das hat Richard nicht gefallen.«
Ich beobachtete Richard von Northwoods, als er mit einer anmutigen Bewegung vom Pferd sprang und dem wartenden Stallknecht die Zügel zuwarf. Er trug Schwarz und bewegte sich mit derselben Eleganz wie seine Tochter. Ich sah, wie er den Roten grüßte, und dann gingen alle ins Haus.
An diesem Tag kehrte ich nicht in mein Zimmer zurück. Stattdessen nahm Margery mich mit in den Teil des Hauses, in dem sie und John wohnten, und zeigte mir die geschnitzte Wiege, die nun mit weichem Leinen und Wolle ausgelegt war; und die winzigen Kleidungsstücke, die sie genäht hatte. Eine Weile beschäftigten wir uns dort mit allem Möglichen, und ich beobachtete sie beunruhigt. Sie war zu geschäftig, dachte ich, für eine so hochschwangere Frau, und sie hatte Schwellungen im Gesicht und an den Fußgelenken, die ich schon zuvor bei Frauen kurz vor der Geburt gesehen hatte und die kein gutes Zeichen waren. Ich hätte gern mit ihr darüber gesprochen, sie vielleicht gebeten, sie abtasten zu dürfen, wie das Kind lag; aber ich hatte die Worte der anderen Frauen nicht vergessen. Lass sie lieber nicht in die Nähe von deinem Kind, sonst kommt es am Ende tot oder verkrüppelt zur Welt. Und sie hatte bereits ein Kind verloren.
Am Ende machte sie es mir leicht.
»Jenny«, sagte sie, setzte sich neben mich und hielt in ihren Händen einen Tiegel mit Salbe und ein Werkzeug, das mir neu war und von dem ich später erfuhr, das die Frauen es nutzten, um unansehnliche Haare aus ihren Brauen oder von ihrem Kinn zu zupfen. »Ich hoffe, du hältst es nicht für unpassend«, murmelte sie eher schüchtern. »Aber wir – ich dachte, deine Hände müssten nicht so sehr leiden, wenn ich dir ein wenig helfen könnte. Ich wünschte, du würdest mit dieser Arbeit aufhören, aber man hat mir gesagt, du wirst es nicht tun, und es hat keinen Sinn, dich zu bitten. Lass mich zumindest ein paar Stacheln herausziehen und ein wenig von dieser Salbe auf deine Haut reiben. So wirst du die Finger ein wenig besser bewegen können, und sie werden weniger schmerzen.« Sie begann, an meinen Händen zu arbeiten, und ich überließ sie ihr und schloss die Augen. Ich sah Finbar vor so vielen Jahren, die Zunge zwischen den Zähnen, wie er mit zwei spitzen Stöcken die Dornen herauszog, während ich die lauten, unbeherrschten Tränen der Kindheit weinte und Conor seine Geschichte erzählte. Sie hieß Deirdre, Herrin des Waldes.
»Tue ich dir zu sehr weh?« wollte Margery wissen; ich zuckte zusammen und blinzelte.
Ich hatte Tränen in den Augen, schüttelte aber den Kopf und rang mir eine Art Lächeln ab.
»Es muss schwer für dich sein«, sagte sie und zog geduldig einen feinen Stachel nach dem anderen heraus. »Nicht zu sprechen, meine ich. Du musst dich so einsam fühlen. So weit weg von daheim. Ich nehme an, du hast Familie, Brüder und Schwestern. Sie müssen dir schrecklich fehlen.«
Ich nickte. Komm mir nicht zu nahe.
»Ich habe eine Schwester«, sagte sie. »Aber ich habe John geheiratet und bin hierher gezogen, und sie ist zu Hause geblieben. Es ist weit weg. Ich habe sie zwei Jahre lang nicht gesehen, nicht seit …« Nicht, seit du dein Kind verloren hast, dachte ich. Jetzt war die Zeit gekommen, meine Frage zu stellen. Aber ich konnte ohne meine Hände nicht fragen, und sie hielt sie fest, bis sie fertig war und die heilende Mixtur aus Kampfer, Bienenwachs und aromatischem Öl in meine Haut massiert war.
»Wenn du willst, werde ich das jeden Nachmittag tun«, sagte sie. »Es muss doch nicht schlimmer werden, als es schon ist.« Plötzlich gähnte sie laut. »O ja. Tut mir Leid. Ich bin dieser Tage ein wenig müde.«
Ich gestikulierte, so deutlich ich konnte: Kind – jetzt sehr groß. Ruhe, Schlaf. Margery kicherte.
»Das wird kaum möglich sein! Ich habe zu viel zu tun, ich muss so vieles für Lady Anne erledigen und John glücklich machen. Er ist ein
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