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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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hatte, als er weg gewesen war, und über das Kind, das rasch in ihrem Leib wuchs. Darüber, wie erfreut sie dieses Kind erwarteten, denn sie hatte schon einmal eines gehabt, das nur ein paar Augenblicke lang gelebt hatte, und es war nun viele Monde her, seit sie diese winzige Tochter unter den großen Eichen zur Ruhe gebettet hatten. Und dass der Rote nicht gewollt hatte, dass John ihn über die See hinweg begleitet, denn er hatte erklärt, ein Mann müsse in einer solchen Zeit bei seiner Frau bleiben. Dass John trotzdem gegangen war, denn er hatte seltsame Träume und ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache gehabt und sich um den Roten gesorgt. Und dass John sich nun weiterhin sorgte, weil der Rote diese Suche abgebrochen hatte, damit sein Begleiter rechtzeitig wieder zu Hause war.
    Es war nicht, als ob niemand versucht hätte, Simon zu finden, nachdem er verschwunden war. Lady Annes Bruder Richard hatte mit der Suche begonnen und zwölf seiner eigenen Männer getötet aufgefunden. Aber der jüngere Sohn von Harrowfield war nicht unter ihnen gewesen. Also hatte der Rote schließlich beschlossen, selbst zu suchen. Auch für seine Mutter. Margery erzählte mir, sie seien erleichtert, dass dem Roten nichts Schlimmeres geschehen sei, als mit einer Wunde am Bein und mit mir zurückzukommen. John sagte, er hoffe, es gäbe keine Überraschungen mehr. Beim Roten erwartete man normalerweise keine Überraschungen. Er war das starke, unveränderliche Zentrum, um das sich diese ganze kleine Welt drehte. Mir wurde langsam die Ungeheuerlichkeit seiner Entscheidung, mich mit nach Hause zu nehmen, deutlich.
    Das Netz begann, sich fester um mich zu schließen. Ich hielt mich an mein Versprechen und versuchte nicht, alleine die Grenzen des Hauses zu überschreiten. Morgens war ich im Nähzimmer, und die geflüsterten Bemerkungen und heimtückischen Blicke der Frauen dauerten an, aber auch Margery war dort, und Ruhe und ihr liebenswertes Lächeln machten es erträglicher. An den Nachmittagen erholte ich mich kurz von meiner Arbeit, da meine Hände zu wund waren, dass ich weiterarbeiten konnte. Es mochte vorkommen, dass ich im Garten saß und Ben plötzlich auftauchte, einen Spaten in der Hand. Es war recht einfach, ihm zu zeigen, was getan werden musste. Er hatte starke Arme und ein großes Repertoire alberner Witze. An einem anderen Tag war es John, der auftauchte, wenn ich auf der Steinmauer saß und die Schafe bewunderte, die nach der Herbstschur hell und sauber waren, und er ging mit mir zum Fluss, ohne viel zu sprechen, und saß neben mir, während ich Hände und Füße ins Wasser tauchte und Alys am Ufer Eichhörnchen jagte. Aber ich vergaß meine Aufgabe nicht und war mir schmerzlich bewusst, wie langsam alles vonstatten ging, trotz des guten Essens und der Zuflucht, trotz des neuen Spinnrockens, der Spindeln und des Webrahmens. Ich war mit dem dritten Hemd fertig, das für Cormack gedacht war, und spann den Faden für Conors. Ich hatte keine Hoffnung, vor Mittwinter damit fertig zu werden.
    Vom Roten sah ich nicht viel, und ich fragte mich, ob er es vielleicht bedauerte, mit mir gesprochen zu haben. Vielleicht hatte ihn mein Schweigen verleitet, mit mir zu sprechen, als spräche er mit sich selbst. Er mied mich nicht direkt; er war häufig in der Nähe, wenn er irgendwo auf dem Landsitz zu tun hatte, und er beobachtete mich, aber er sprach nicht wieder mit mir allein. Nachts hielten sie weiter Wache vor meinem Fenster.
    ***
    Lady Annes Bruder ließ sich Zeit. Es war nahe an Samhain; es lag schon Frost in der Luft, und die letzten Blätter fielen von Eichen und Buchen. Lord Richard kam mit einigem Prunk, ritt die Allee kahler Pappeln mit seinen Begleitern auf passenden Pferden entlang, und sein Gefolge war gekleidet, um das Landvolk zu beeindrucken. Wir sahen sie von den Fenstern des lang gezogenen Raums her, Margery und ich, während Lady Anne und die anderen Frauen ihre Arbeit beiseite legten und davoneilten.
    »Das da ist seine Tochter«, sagte Margery. Ich sah die hochgewachsene, königliche junge Frau, die neben dem Anführer ritt und deren glattes, braunes Haar in einem juwelenbesetzten Netz zusammengefasst war. »Sie heißt Elaine. Elaine von Northwoods. Richard hat keine Söhne. Wenn sie den Roten heiratet, werden die beiden Ländereien zusammenfallen. Wer immer diesen Bereich beherrscht, hat Zugriff auf den besten Teil der nordwestlichen Küstenlinie.«
    Ich sah zu, wie die Gruppe weiter bis zur Treppe ritt. Lady

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