Die Tochter der Wälder
das war nichts Neues. Wenn irgendjemand einen Bann auf Lord Hugh gelegt hat, dann war nicht ich das. Und er hatte seine eigenen Gründe, mich hier zu behalten, wie ich meine dafür hatte, zu bleiben. Das fünfte Hemd war in Arbeit, und endlich glaubte ich selbst, dass dieser Teil meiner Geschichte bald ein Ende finden würde.
Es wurde noch etwas anderes erzählt, und das gefiel mir noch weniger. Es ging darum, dass meine Zauberkunst, von der sie sprachen, etwas mit meiner Arbeit zu tun hatte, mit dem quälenden Spinnen und Weben von Spindelbusch, wie sie die Pflanze nannten. Angeblich breitete ich durch diese seltsame Aktivität meinen Einfluss über den Haushalt und besonders über Hugh aus. Sie sahen, dass ich Hemden herstellte. Ich dachte, sie wären ein Volk ohne Geschichten, aber sobald sie erst einmal auf diese Idee gekommen waren, schien es, dass jede Dienerin, jeder Kätner, eine alte Geschichte über zauberkräftige Kleidungsstücke wusste, die ihren Träger vergifteten oder verbrannten oder um den Verstand brachten. Die Idee breitete sich erschreckend schnell aus, und nach einer Weile machten sich die Leute nicht mehr die Mühe, ihre Stimmen zu senken, es schien ihnen gleich, ob ich hörte, was sie über mich sagten. Meine Freunde im Haushalt versuchten, mich davor zu schützen, aber es wurde unmöglich.
Dann begannen kleine Dinge zu geschehen. Ich rutschte aus, fiel hin, und mein Kleid wurde schmutzig. Lady Anne gab es einer Dienerin, die es säubern sollte, aber es passierte ein Unglück, und das Kleidungsstück wurde seltsam fleckig zu mir zurückgebracht. Ich konnte es nicht mehr tragen. Aber es war das einzige, was ich hatte. Also trug ich es, bis Lady Anne mir stirnrunzelnd ein anderes, noch schlechteres und formloseres gab. Ich trug das und hielt den Kopf hoch. Dann verschwand Alys. Das machte mich schrecklich unruhig, denn es erinnerte mich an Lady Oonagh und die seltsamen, grausamen Dinge, die sie in Sevenwaters getan hatte, und ich verbrachte den größten Teil des Tages damit, überall zu suchen, aber meine Panik nicht zu zeigen. Ich musste an die treue Linn denken, die gestorben war, weil sie mich schützen wollte, und wenn ich an sie dachte, wurde ich überwältigt von Erinnerungen an diesen schrecklichen Tag. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und suchte methodisch überall im Haus, im Stall, in der Scheune, unter Hecken und im Obstgarten. An diesem Tag fühlte ich mich vollkommen allein, denn Lady Anne hatte Margery drinnen beschäftigt, und die Männer waren auf den Feldern. Ich hätte Megan bitten können, mir bei der Suche zu helfen, denn sie war immer noch recht freundlich zu mir, aber sie kümmerte sich um Johnny und hatte keine Zeit.
Gegen Ende des Nachmittags ergab ich mich der Aussicht, Alys nicht mehr zu finden; dass etwas Schlimmes mit ihr geschehen war. Ich beschloss, in meinem Garten zu warten und Ben oder John um einen Rat zu bitten, wenn sie nach Hause kamen. Aber das erwies sich als unnötig, denn als ich um die Ecke der Küchentür kam, war sie da, saß auf den Steinstufen vor meinem Zimmer, mit erwartungsvollem Blick und offensichtlich vollkommen in Ordnung. Ich seufzte erleichtert und gereizt. Wo hatte sie sich die ganze Zeit versteckt? Wie konnte sie es wagen, mir solche Sorgen zu machen, das dumme kleine Tier? Ich war nicht sicher, ob ich lachen oder weinen sollte.
Erst als ich näher kam, wurde mir klar, dass nicht alles in Ordnung oder so einfach war, wie ich gedacht hatte. Denn Alys fletschte die Zähne und knurrte mich an. Sie war im ganzen Haus berüchtigt für ihre schlechte Laune – eines der Privilegien ihres hohen Alters. Aber nie hatte sie sich mir gegenüber so verhalten. Ich blieb ein paar Schritte entfernt stehen, um sie nicht weiter zu beunruhigen, und betrachtete sie sorgfältig. Sie sah vollkommen in Ordnung aus. Was immer sie zu stören schien, schien sorgfältige Behandlung zu brauchen. Ich hockte mich nieder und rutschte langsam näher. Sie knurrte abermals und fletschte die Zähne. Sie zitterte, ihr ganzer kleiner Körper bebte. Sie hatte schreckliche Angst. Ganz gleich, was ich versuchte, sie ließ mich nicht näher kommen.
Endlich ging ich in die Küche und holte ein Stück Pastete. Terrier sind immer gierig, und es fällt ihnen schwer, einem guten Bissen zu widerstehen. Langsam, sehr langsam rückte ich ihr näher, bis ich nur noch ein paar Schritte entfernt war. Dann setzte ich mich auf den Boden, mit dem Pastetenstück neben mir,
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