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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sechzehn Jahre alt. Er wollte ein Mann sein. Aber als es ernst wurde, erwies er sich als zu schwach.«
    Plötzlich war ich unglaublich wütend, und bevor ich mich beherrschen konnte, machte ich eine Geste, die deutlich sagte, Nein. Du lügst. Und ebenso plötzlich wandte sich mir jedes Augenpaar im Raum zu.
    »Ich würde dich wirklich gerne sprechen hören, kleines wildes Mädchen«, sagte Richard. Obwohl sein Tonfall sanft war, war sein Blick so hart und kalt wie Eisen. »Woher kommst du? Was könntest du uns sagen? Und wieso siehst du plötzlich so wütend aus wie eine Wölfin, die ihre Jungen verteidigt? Du weißt etwas von dieser Geschichte, da bin ich sicher. Es ist so praktisch für dich, nicht sprechen zu können. Ich frage mich, was dein Volk dafür zahlen würde, dich sicher wieder zu Hause zu haben.«
    Alle schwiegen. Ich sah ihm direkt in die Augen. Ich habe keine Angst vor dir. Ich habe keine Angst.
    »Sie ist ein gutes Mädchen«, sagte Margery unerwartet. »Sie will nichts Böses, Herr, da bin ich sicher.«
    »Nicht nur das«, meinte Ben mit schiefem Grinsen. »Sie wäre überhaupt nicht hergekommen, wenn wir ihr eine Wahl gelassen hätten. Unsere Jenny hat überhaupt nichts für Seereisen übrig. Sie ist gegen ihren Willen hier.«
    »Außerdem«, meinte John, »wenn Ihr andeuten wollt, dass eine adlige Familie vielleicht Lösegeld für sie zahlen würde, irrt Ihr Euch sicher. Ich bin überzeugt, dass sie einige Zeit für sich selbst sorgen musste. Sie hat keine andere Familie als diese hier.«
    »Ein Kind?« Richard wirkte wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung. »Das Mädchen ist im heiratsfähigen Alter und auf ihre wilde, ungepflegte Art hübsch genug. Welche Zukunft hat sie hier, wenn das, was Ihr sagt, stimmt?«
    »Mein Bruder und ich hatten eine Idee, Hugh.« Das war Lady Anne, und ich spürte, dass zumindest dieser Teil des Gesprächs gut eingeübt war. »Er … ich dachte, da wir für sie hier keine passende Gesellschaft haben, dass Jenny einige Zeit nach Northwoods gehen könnte. Richard wird morgen dorthin zurückkehren und sieht kein Problem darin, dass sie sich ihm anschließt. Elaine hat mehrere junge Damen um sich versammelt, und er sagt, sie würde eine andere zweifellos willkommen heißen. Das würde mich freuen, Hugh.«
    »Kommt nicht in Frage.« Der Rote antwortete sofort.
    »Nicht so schnell«, sagte Richard und kniff die Augen ein wenig zusammen. »Du solltest auch an Elaine denken, Junge. Deine Verlobte. Vergiss nicht, ich werde bald weit von zu Hause weg sein, und meine Tochter erbittet das als Gefallen von dir. Es ist einsam für sie dort oben, wenn ihr Vater weg ist. Sie würde eine neue Freundin willkommen heißen.«
    Ich hatte wenig Zweifel an dem wahren Zweck dieser Bitte. Es ging nicht um Gesellschaft für seine Tochter. Es ging ihm um die Informationen, die ich ihm geben konnte. Und ich spürte, dass sein Interesse an Simons Schicksal nicht nur das eines besorgten Onkels war. Nein, an dieser Geschichte war mehr, da war ich sicher. Der Rote hatte Recht gehabt, den Motiven seines Onkels zu misstrauen. Richard musste wissen, was ich wusste und ob ich es anderen erzählen könnte. Und er wäre sicher sehr geschickt dabei, mich zum Sprechen zu bringen.
    »Das könnte eine gute Idee sein, Hugh«, sagte seine Mutter bedächtig. »Es kann dir nicht entgangen sein, dass Jennys Anwesenheit eine gewisse … Unruhe in den Haushalt gebracht hat. Da Elaine so freundlich war, sie einzuladen, könnte es sicher nichts schaden, Jenny nach Northwoods zu schicken. Es würde den Druck hier ungemein verringern. Vielleicht hast du deine Ohren dem gegenüber verschlossen, was die Leute über sie sagen und über … über deine Motive, sie hier zu behalten. Es ist eine delikate Angelegenheit.«
    Der Rote kniff die Lippen zusammen. Ich dachte, wie wenig sie ihn doch kennen. Ich verstand ihn besser. Man konnte ihn nicht so drängen.
    »Das hier ist mein Haushalt und meine Entscheidung«, sagte er. »Wenn Elaine Gesellschaft sucht, kann sie uns hier in Harrowfield besuchen. Sie ist hier jederzeit willkommen. Aber was den anderen Vorschlag angeht – ich werde nicht einmal darüber nachdenken. Und ich betrachte dieses Gespräch als beendet.« Er ging zu Lady Anne und küsste sie auf die Wange. »Gute Nacht, Mutter.« Er warf Richard, der wieder am Kaminsims lehnte und die Lider leicht gesenkt hatte, einen Blick zu. »Du wirst morgen zweifellos früh aufbrechen«, sagte der Rote. »Wir werden dir bis

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