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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sicher froh sein, wieder nach Hause kommen zu können.«
    Aber das war sie nicht. Die beiden stiegen in den Sattel, und erst umkreiste Linn Cormacks Pferd ganz begeistert. Aber als sie den Weg entlang davonritten, wurde ihr die Endgültigkeit ganz plötzlich klar, und sie hielt inne, dann kam sie zurück zu uns. Sie sah sich um, schnupperte, zögerte. Es begann heftiger zu regnen.
    »Linn! Komm mit!« Cormack rief sie und zügelte sein Pferd am Beginn des Waldes. »Komm!«
    Sie drehte sich um und kam langsam auf ihn zu; dann blieb sie wieder stehen und sah sich um.
    »Geh schon, Linn«, sagte ich und kämpfte gegen die Tränen an: um sie, um mich, um Simon. »Geh nach Hause!«
    Cormack pfiff, und diesmal ging sie tatsächlich zu ihm, aber die Begeisterung war gewichen. Sie verschwanden zwischen den Bäumen.
    »Beeil dich«, sagte Finbar. »Wo sind deine Sachen? Ich werde packen, du redest mit ihm, dann gehen wir.« Das alles hatte etwas schrecklich Endgültiges an sich. Schweigend zeigte ich auf mein Bündel, meinen Umhang, meine kleinen Tiegel und Töpfe; dann floh ich durch den Regen zur Hüttentür, aber sie war von innen verriegelt. Simon hatte getan, was ich ihm gesagt hatte.
    »Simon!« schrie ich über den Regen hinweg. »Ich bin's, lass mich hinein.«
    Es musste genug Drängen in meiner Stimme gelegen haben, um sein Misstrauen zu überwinden, denn die Tür ging schnell auf. Er hatte das Messer in der Hand, aber er versuchte nicht, mich zu berühren, stattdessen zog er sich an das andere Ende des Raums zurück, als ich hineinstolperte und die Tür hinter mir zuwarf.
    Es gab keine Möglichkeit, ihn zu schonen.
    »Ich muss gehen, jetzt sofort. Es tut mir Leid, ich wollte es nicht. Aber meine Brüder warten.«
    Er starrte mich an.
    »Ich weiß, es ist zu früh, aber ich habe keine Wahl. Vater Brien wird heute Abend zurückkommen, er wird sich genauso gut um dich kümmern wie ich …« Ich plapperte verzweifelt weiter. Simon legte das Messer auf den Tisch. Seine Stimme war nur noch der Schatten eines Geräuschs.
    »Du hast es versprochen«, sagte er.
    Ich konnte ihn nicht ansehen.
    »Ich habe keine Wahl«, sagte ich wieder. Nun begannen die Tränen zu fließen, und ich wischte sie zornig weg. Das half keinem von uns. Aber ich konnte die langen Nächte ahnen, die er vor sich hatte, ich wagte nicht aufzublicken, um zu sehen, wie die Leere in seinem Blick zurückkehrte.
    Er schwieg, regte sich nicht, und nach einer Weile rief Finbar von draußen: »Sorcha! Bist du fertig?«
    Simon griff nach dem Messer, und schnell wie ein Blitz streckte ich die Hand aus und packte ihn am Gelenk.
    »Ich kann mein Versprechen nicht halten«, sagte ich zitternd. »Aber ich binde dich an deines. Halte heute durch; dann lass dir von Vater Brien helfen. Beende die Geschichte, so wie ich es getan hätte. Das bist du mir schuldig, wenn nicht gar mehr. Ich vertraue dir, Simon. Verrate mich nicht.«
    Ich ließ sein Handgelenk los, und er nahm das Messer, hob es dicht an mein Gesicht, so dass ich gezwungen war, aufzublicken. Er sah mir direkt in die Augen, und es war eine Wildheit in seinem Blick, die mir sagte, dass sein Alptraum direkt vor ihm stand. Er war kreidebleich.
    »Verlass mich nicht«, flüsterte er wie ein kleines Kind, das Angst vor dem Dunkeln hat.
    »Ich muss.« Es war das Schwerste, was ich je gesagt hatte.
    »Sorcha!« rief Finbar abermals.
    Eine rasche Bewegung der Klinge, und Simon hielt eine lange, gelockte Strähne meines Haars in den Fingern. Mit der anderen Hand bot er mir das Messer an, den Griff zuerst.
    »Hier«, sagte er. Dann wandte er mir den Rücken zu und wartete. Und ich öffnete die Tür und ging hinaus in den Regen. Lady Oonagh. Ich spürte ihre Gegenwart, noch bevor ich sie sah. Ich spürte sie in Finbars Schweigen, als wir unter einem grauen Himmel nach Hause ritten. Ich erkannte sie in dem kalten Wind, der die Zweige der Bäume in unterwürfiger Ergebenheit niederpeitschte, in den brodelnden Wellen des Seewassers, im Schrei einer Möwe, die in ihrem Flug von Nadeln gefrorenen Wassers gebremst wurde. Ich spürte sie in der Schwere meines eigenen Herzens, auf jedem Schritt des Wegs. Sie war da, und ihre Hand lag auf uns allen. Ich wusste, wir waren in Gefahr. Aber dieses Wissen genügte nicht, um mich wirklich auf sie vorzubereiten.
    Finbar setzte mich im Hof ab und ging in den Stall, um sich um das Pferd zu kümmern. Zumindest war es gut, wieder zu Hause zu sein. Ich sehnte mich danach, schnell in mein

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