Die Tochter der Wälder
Dorf; er hat die Hütte abgeschlossen. Ich bin überrascht, dass ihr alle hier seid.« Ich war recht zufrieden mit dieser kleinen Ansprache – leider zitterten meine Hände, und ich steckte sie in die Tasche meiner Schürze.
»Wir haben Neuigkeiten, Sorcha«, sagte Liam, bückte sich unter der Tür durch und zog gleichzeitig den nassen Umhang aus. Über der Rüstung trug er immer noch die Tunika mit dem Wappen von Sevenwaters auf der Brust: zwei miteinander verbundene Goldringe; die äußere Welt und die innere. Diese Welt und die Anderwelt. Denn im Leben des Sees und des Waldes waren diese beiden untrennbar miteinander verbunden. »Du musst sofort mit uns nach Hause kommen«, fuhr er fort. »Es stehen Veränderungen bevor, und Vater verlangt, dass du da bist. Er war nicht erfreut, als er erfuhr, dass du so lange hier geblieben bist, ganz gleich, wie notwendig deine Kräuterkenntnisse sein mögen.«
»Vater?« fragte ich skeptisch. »Ich bin überrascht, dass er sich überhaupt dafür interessiert, wo ich bin oder nicht. Hat er nichts Besseres zu tun?«
Cormack versuchte vergeblich, den Hund zu beruhigen. Linn wedelte sozusagen mit dem ganzen Körper und winselte aufgeregt.
»Er hat nichts dagegen, dass du einige Zeit damit verbringst, etwas von Vater Brien zu lernen«, sagte Finbar betont, »oder deine Kenntnisse mit ihm zu teilen. Vielleicht hat er deine Heiratsaussichten im Sinn – es ist für eine Frau nützlich, sich mit Kräutern auszukennen. Aber nun …« Er hielt inne, und ich entdeckte eine Spur intensiven Unbehagens in seiner Stimme.
»Nun was?« Es gab etwas, was keiner von ihnen mir sagen wollte.
Liam nahm eine Bienenwachskerze vom Tisch und rollte sie zwischen den Fingern. Cormack setzte sich auf die Bettkante, und der Hund sprang neben ihn und schnüffelte an den Decken. Ich beobachtete den Hund; Linn hatte den Blick erwartungsvoll zur Tür gerichtet. Gab es hier irgendetwas, das uns verraten würde – ein paar Stiefel, ein blutiger Verband? Es war so wenig Zeit gewesen. Ich sah Finbar an; es war nicht nur die Angst, dass man Simon finden könnte, die ihn beunruhigte.
»Vater ist zurückgekehrt«, erklärte Liam gewichtig, »und er hat eine Braut mitgebracht. Sie kommt aus dem Norden, und er wird sie in ein paar Tagen heiraten. Es war plötzlich und unerwartet. Er möchte, dass all seine Kinder bei der Hochzeit anwesend sind.«
»Eine Braut?« Nach dem, was Vater Brien uns erzählt hatte, schien das beinahe unmöglich.
»Es stimmt«, meinte Cormack. »Wer hätte das von ihm gedacht? Und noch wichtiger, sie ist jung, schön und bezaubernd. Ein ganz neues Leben für den alten Mann. Du solltest Diarmid sehen. Er folgt ihr überall hin und schmachtet sie an.«
Liam betrachtete ihn stirnrunzelnd. »So einfach ist es nicht«, meinte er. »Wir wissen so gut wie nichts über diese Frau – Oonagh heißt sie – außer, dass er sie kennen gelernt hat, als er bei Lord Eamonn von den Marschen Quartier nahm, und sie war ein Gast in diesem Haus. Von ihrer eigenen Familie hat sie wenig erzählt – oder er hat sich entschieden, uns das nicht mitzuteilen.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass er wieder heiratet«, sagte ich. Erleichterung, dass sie nicht wegen Simon gekommen waren, mischte sich mit schockierter Ungläubigkeit. »Er ist so – so …«
»Nicht zu ihr«, meinte Finbar. »Sie ist … anders; so glitzernd und gefährlich wie eine exotische Schlange. Wenn du sie siehst, wirst du wissen, wieso er das getan hat.«
»Conor mag sie nicht«, sagte Cormack.
Liam stand auf. »Wir müssen zurück, Sorcha«, sagte er. »Es ist schade, dass Vater Brien nicht da ist, denn ich hätte gern mit ihm über diese Dinge gesprochen. Vater wird zweifellos nach ihm schicken, damit er die Zeremonie vollzieht. Inzwischen ist das ganze Haus in Aufruhr, du wirst gebraucht. Hol deine Sachen; du kannst hinter mir reiten.«
Jetzt sofort? Simon allein zu lassen, ohne mich auch nur von ihm zu verabschieden, ohne ihm zu sagen, was geschehen war? Ich schickte eine verzweifelte Botschaft an Finbar. Ich kann jetzt nicht gehen, nicht so. Er ist noch nicht bereit, lass mich zumindest …
»Reite du vor, Liam«, sagte Finbar. »Ich werde Sorcha beim Packen helfen, und dann kann sie mit mir kommen.«
»Bist du sicher?« Liam brannte darauf, sich wieder auf den Weg zu machen, er hatte schon seinen Umhang wieder umgelegt. »Aber beeilt euch. Es gibt viel zu tun. Komm schon, Cormack, dieser dumme Hund da wird
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