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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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immerhin waren sie noch nicht verheiratet.
    Es blieben nur noch ein paar Tage bis zur Hochzeit. Seamus Rotbart und seine Tochter waren auf dem Weg zu uns; ich hörte, wie Liam die Verteilung der Schlafräume änderte, damit Eilis und ihre Frauen so weit wie möglich von Lady Oonaghs Kammer entfernt untergebracht wurden. Statt sich zu freuen, dass er seine Verlobte so bald wieder sehen sollte, war mein ältester Bruder grimmig und still. Er versuchte mehrmals, mit Vater allein zu sprechen, aber Oonagh tat diese Versuche mit ihrem silbernen Lachen ab, und Vater erklärte mürrisch, dass Liam auch in Gegenwart der Lady sprechen könne, denn es gäbe keine Geheimnisse zwischen ihnen.
    Ich wollte mit Conor sprechen, aber er war beschäftigt. Der größte Teil der Vorbereitungen war ihm zugefallen, und er hatte wenig Zeit. Am zweiten Abend hatte ich in einer dunklen Ecke der großen Treppe zwischen Abendessen und Schlafenszeit kurz die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Ausnahmsweise war niemand in der Nähe, der uns hätte belauschen können. Ich betrachtete meinen Bruder nun mit anderem Blick, stellte ihn mir im weißen Gewand eines Druiden vor, sein glänzendes, braunes Haar geflochten und mit bunten Bändern gebunden, wie es die Weisen taten. Sein Blick war ernst und ins Weite gerichtet, auf eine Art, die man bei seinem Zwilling nie sah, denn Cormack war ein Mann der Tat, der für den Augenblick lebte.
    »Ich schicke nach Vater Brien, Sorcha«, sagte er ernst. »Glaubst du, dass er kommen wird?«
    Ich nickte. »Wenn auch nur für einen Tag, für die Zeremonie selbst. Wen schickst du?«
    Er sah mich an, las die unausgesprochene Frage in meinem Blick. »Ich werde wohl Finbar schicken, wenn ich ihn finden kann. Es ist unmöglich, dass du selbst zurückkehrst, Sorcha. Sie beobachtet dich zu genau. Du musst vorsichtig sein.«
    »Du spürst es also auch?« Plötzlich wurde mir eiskalt, und ich blickte auf ins bleiche Gesicht meines Bruders.
    Er war ruhig wie immer, aber sein Unbehagen war deutlich zu spüren. Er nickte.
    »Sie beobachtet jene von uns, die die größte Bedrohung darstellen, und sie weiß genau, womit sie es zu tun hat. Diarmid und Cormack bedeuten ihr nichts, die armen Unschuldigen, und sie sieht keine Bedrohung in Padraic, so jung wie er ist. Aber du und Finbar und ich – wir haben vielleicht genug Kraft, um ihr zu widerstehen, wenn wir zusammenhalten. Das macht sie unsicher.«
    »Was ist mit Liam?«
    Conor seufzte. »Sie hat versucht, ihn zu bezaubern. Dann hat sie bald genug entdeckt, dass er aus anderem Stoff gemacht ist. Liam bekämpft sie auf seine eigene Art. Wenn er es erreichen könnte, dass Vater ihm zuhört, könnte er ihn vielleicht warnen. Aber auch er hat seine Schwachpunkte. Diese ganze Geschichte gefällt mir nicht, Sorcha. Ich wünschte, du hättest wegbleiben können.«
    »Das wünschte ich auch«, sagte ich. Immerhin, Vater Brien würde zumindest vorbeikommen und mir das Neueste erzählen können.
    »Sorcha.«
    Conor musste gewaltig mit sich selbst gerungen haben – er war offenbar nicht sicher, wie viel er mir sagen konnte, ohne mich zu verängstigen.
    »Was?«
    »Du musst sehr gut auf dich aufpassen«, sagte er bedächtig. »Sie werden heiraten, daran habe ich keinen Zweifel. Ob wir nun vor diesem Tag noch mit Vater allein sprechen oder nicht, das Ergebnis wird sich kaum ändern. Und was könnten wir sagen? Lady Oonagh macht nie etwas falsch; er wird behaupten, unsere Ängste beruhten auf Einbildung oder auf dem Wunsch, uns einer Veränderung zu widersetzen oder einfach auf Dummheit. Denn sobald sie einen einmal in ihren Bann geschlagen hat, sieht man ihr wahres Selbst nicht mehr. Sie kleidet sich in einen Nebel; die Schwachen und Verwundbaren haben keine Chance.«
    »Und wenn sie verheiratet sind?«
    Conors Lippen wurde zu einer schmalen Linie. »Vielleicht werden wir dann etwas von der Wahrheit erleben. Glaub mir, wenn ich dich vorher noch wegschicken könnte, würde ich das tun. Aber Vater ist immer noch Oberhaupt dieses Haushalts, und solch eine Bitte, so nah an seinem Hochzeitstag, würde ihm seltsam vorkommen. Ich werde so gut wie möglich auf dich aufpassen, und Liam ebenfalls, aber du musst vorsichtig sein. Was Finbar angeht …«
    »Wer ist sie, Conor? Was ist sie?« Wenn überhaupt irgendwer, dann würde Conor diese Fragen beantworten können.
    »Das weiß ich nicht. Ich bin auch nicht sicher, welche Gründe sie hat, zu tun, was sie tut. Wir haben keine andere Wahl, als zu

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