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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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solche Geisel uns gebracht hätte? Ich kann mir keinen weiteren solchen Fehler leisten. Wenn du nicht imstande bist, deine Männer angemessen zu kommandieren, gibt es für dich hier keinen Platz. Du solltest dich glücklich schätzen, dass ich dir erlaubt habe, in meinem Dienst zu bleiben, während die Angelegenheit untersucht wurde. Ich hätte dich entlassen sollen, nachdem ich nach Hause zurückgekommen war.«
    »Vater.« Erst als er sprach, bemerkte ich, dass auch Liam dort war, weiter unten am Weg, außerhalb meiner Sichtweite. Seine Stiefel knirschten auf den Steinen. »Bitte, lass Donal reden. Alles, was wir können, verdanken wir ihm und seiner Geduld. Es ist zu hart, ihn wegen dieses einen Fehlers zu entlassen.«
    »Das hier ist meine Entscheidung, nicht deine«, fauchte Vater. »Du bist viel zu jung, um dich in solche Angelegenheiten einzumischen. Vielleicht weißt du die Wichtigkeit dieses Fehlers nicht einzuschätzen. Wegen dieser Unfähigkeit und der Verspätung, mit der ich davon erfuhr, kann unser britischer Gefangener jetzt schon auf dem Heimweg sein, um alles über unsere Truppen, dieses Gelände und unsere Position zu verraten. Seine Gruppe war nicht einfach nur ein Spähtrupp. Wir können uns so etwas nicht noch einmal leisten.«
    »Er war in jener Nacht dem Tod nahe«, meinte Donal. »Er kann nicht weit gekommen sein. Außerdem hatten wir bereits festgestellt, dass er nichts zu sagen hatte. Ich glaube, Ihr schätzt seine Wichtigkeit falsch ein.«
    »Ich schätze sie falsch ein? Ich?« Vater hob die Stimme. »Es steht dir kaum zu, mein Urteil in Frage zu stellen.«
    »Vielleicht nicht«, meinte Donal, »aber da ist noch die Frage der Loyalität. Ich habe Euch, wie Euer Sohn sagt, in diesen vierzehn Jahren gut gedient. Seit den Tagen der Herrin, als dieser Haushalt ein Ort der Freude war. Ich habe Eure Söhne zu guten jungen Kriegern gemacht, die wohl geeignet sind, neben Euch um Eure verlorenen Inseln zu kämpfen. Ich habe mir Zeit für sie genommen, die Ihr nicht hattet. Ich habe Eure Tochter zum Abbild ihrer Mutter aufwachsen sehen, ein so schönes Mädchen, wie es nur diese Wälder hervorbringen können. Ich habe Eure Männer an Geist und Körper gedrillt, und ihre Loyalität zu Euch steht außer Frage. Aber nun – bei der Herrin, Lord Colum, ich muss es aussprechen, denn es sieht so aus, als hätte ich durch Ehrlichkeit nichts mehr zu verlieren!«
    »Ich werde mir das nicht anhören«, sagte Vater grimmig und wandte sich ab.
    »Du wirst ihm zuhören, Vater.« Liam hatte die Hände auf Vaters Schultern gelegt und hielt ihn fest. Ich sah Vaters geballte Faust, als wolle er Liam schlagen. Dann senkte er den Arm langsam wieder.
    »Es fällt Euch vielleicht schwer, mich anzusehen und meinen Worten zu lauschen.« Und es fiel Donal schwer zu sprechen. »Glaubt mir, es ist noch schwieriger für mich, und ich tue es nur, weil ich diesen Ort nun verlassen muss, der mir zur Heimat geworden ist. Herr, ich habe nie um viel gebeten, außer um ein Dach über dem Kopf, meine Arbeit und etwas zu essen, aber nun bitte ich Euch, mir zuzuhören.«
    Nach einigem Schweigen sagte mein Vater schließlich: »Nun?«
    »Ich werde es kurz machen, Herr. Ich kenne Euch gut. Manchmal besser, als Ihr Euch selbst kennt. In all diesen Jahren wart Ihr niemals unsicher in Eurem Urteil. Wie Eure Männer sagen, Ihr könnt manchmal hart sein, aber Ihr seid immer gerecht. Deshalb folgen sie Euch, sogar bis in den Tod. Deshalb seid Ihr Herr dieses Landes, vom großen Wald bis zu den Marschen, gefürchtet und respektiert bis in den Norden. Ihr macht keine Fehler. Bis jetzt. Bis …«
    »Weiter«, sagte Vater in dem eisigen Tonfall, den er normalerweise für Finbar reservierte.
    »Bis Ihr Lady Oonagh kennen gelernt habt«, meinte Donal. »Seitdem seid Ihr nicht mehr Ihr selbst. Sie ist es, die hinter jeder Eurer Entscheidungen steht. Ihr seid wie geblendet …«
    »Genug!« Vaters Faust pfiff durch die Luft und landete auf Donals Wange. Der Waffenmeister wich nicht zurück; eine zornige rote Schwiele erblühte auf seinem Gesicht.
    »Ich spreche die Wahrheit, und tief im Herzen wisst Ihr das«, sagte er leise. »Ihr habt mich nie zuvor geschlagen. Nun tut Ihr es wegen ihr. Sie hat Eure Gedanken vergiftet, und nun verliert Ihr Eure Urteilskraft. Seid vorsichtig, Herr, denn wenn Eure Männer den Glauben an Euch verlieren, könnt Ihr Euer Land nicht behalten.«
    »Still!« Der Zorn meines Vaters war immer noch deutlich zu sehen. »Sprich

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