Die Tochter der Wälder
ich.
»Hast du sie auf irgendeine Weise gegen dich aufgebracht?« fragte Conor leise.
»Das ist nicht notwendig.« Finbars Stimme war kälter als je. Er klang wie Vater. »Lady Oonagh braucht zu so etwas nicht provoziert zu werden. Sie wird uns einen nach dem anderen zerstören, wenn man sie nicht aufhält.«
»Sie – sie hat mir gesagt, ich dürfe nicht ins Dorf gehen«, brachte ich heraus und putzte mir dann in das Tuch, das Conor mir reichte, die Nase. »Aber sie haben nach mir geschickt, und ich dachte nicht – ich wollte nur – und sie – und sie …«
Meine Brüder wechselten einen Blick.
»Sorcha, hol ein paarmal tief Luft«, sagte Conor und führte mich zu dem Steinsitz, der der einzige Überlebende in dieser Verwüstung war. »Setz dich hin. So ist es besser.«
Sie knieten zu meinen Seiten nieder, und Conor nahm meine Hände in seine. »Gutes Mädchen.« Drunten am Feuer rechten die beiden Gärtner die Trümmer zusammen, warfen mehr abgerissene Äste aufs Feuer. Sie schauten nervös zu uns hin.
»Und nun, Sorcha, will ich, dass du in mein Zimmer gehst und bis zur Nacht dort bleibst. Du darfst nicht versuchen, mit ihr oder mit Vater zu reden, bis wir alle miteinander gesprochen und beschlossen haben, was zu tun ist. Ich weiß, du bist traurig; aber Finbar hat Recht: Pflanzen können wieder wachsen, und mit deiner Hilfe werden sie selbst auf dem steinigsten Boden gedeihen. Du bist in Sicherheit. Das ist das wichtigste.«
Immer noch konnte ich nicht sprechen. Immer noch war der Schmerz in meinem Herzen überwältigend, und Tränen flossen mir über die Wangen. Nun, nachdem ich angefangen hatte zu weinen, schien es nicht mehr möglich aufzuhören.
»Wir müssen uns unterhalten, wir alle«, sagte Conor. »Ich glaube, du hast vielleicht den Schlüssel zu dieser ganzen Sache in der Hand, Sorcha. Aber zunächst musst du hereinkommen und dich wieder fassen.«
»Sie ist hier nicht sicher«, sagte Finbar. »Das trifft sie mitten ins Herz, und durch sie uns alle. Es war ein gut berechneter Schlag. Wir können nicht einfach zulassen, dass unsere Schwester so etwas erleiden muss. Wir sollten sie wegschicken, bevor es zu spät ist.«
»Nicht jetzt«, sagte Conor. »Sorcha muss sich ausruhen. Und du, Bruder, beherrsche dich, denn übereilte Worte gefährden uns alle jetzt nur noch mehr. Versuche nicht, das mit Lady Oonagh oder unserem Vater auszutragen, so geht es nicht.«
»Wie lange noch? Wie lange sollen wir warten, bis wir etwas unternehmen?«
»Nicht lange«, sagte Conor und half mir auf die Beine. Sein Arm um meine Schultern war stark, fest und tröstlich. »Morgen werden wir handeln, denn ebenso wie du glaube ich, dass die Zeit gekommen ist. Inzwischen sag den anderen, was geschehen ist, und bitte sie, nach Einbruch der Dunkelheit in mein Zimmer zu kommen. Aber ansonsten halte den Mund, Bruder, und behalte auch die Botschaft deines Blickes für dich. Lady Oonagh versteht mehr, als du glaubst.«
Ebenso wie du, dachte ich. Ich hatte es erst langsam begriffen, und es war mir immer noch nicht klar. Aber er war direkt nach Finbar gekommen, um mir zu helfen, und etwas, was er gesagt hatte, bestätigte es. Ich hatte geglaubt, dass diese wortlose Gemeinschaft des Geistes mir und Finbar allein zuteil geworden war. Ich fragte mich, wie lange Conor schon imstande gewesen war, unsere Gedanken und Gefühle zu lesen, und warum er es uns nie mitgeteilt hatte. Es passte irgendwie zu dem, was Vater Brien uns erzählt hatte.
»Conor …«, sagte ich, als wir unauffällig nach oben schlichen.
»Schon gut«, sagte Conor und öffnete mir die Tür. »Deine Gedanken sind bei mir in Sicherheit. Ich benutze diese Fähigkeit selten, und nur wenn es notwendig ist. Manchmal fließt dein Schmerz über, und auch der von Finbar. Ich bin hier, um zu helfen.«
Wir erreichten das Zimmer, das Conor mit Cormack teilte. Nicht lange nach uns kam Cormack herein, mit grimmiger Miene, und brachte Linn mit, die neben ihm auf das schmale Bett sprang. Padraic und Liam folgten, der eine mit einem Becher gewürzten Weins, den er mich zu trinken überredete, der andere nahm meine Hand, küsste mich auf die Wange und zog dann seine Brüder beiseite, um leise mit ihnen zu sprechen. Nach einer Weile gingen sie alle davon, bis auf Cormack, der mit einem Messer in der Hand direkt hinter der Tür blieb. Finbar tauchte nicht wieder auf. Ich fühlte mich verwundet und leer und lag eine Weile da und sah zu, wie es dunkel wurde. Und nach einiger
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