Die Tochter der Wälder
obwohl ich schwächer geworden war. Schließlich kam es mir so vor, als hätte mein Körper das Unvermeidliche akzeptiert, meine Hände bekamen Narben und Schwielen. Der Schmerz blieb, aber ich konnte weitermachen.
Der Winter ging in den Frühling über, und ich wurde dünner. Ich konnte meine Rippen zählen und spürte die Kälte in der Nacht, obwohl Linn neben mir schlief. Und ich hatte Hunger. Ein Sack Mehl reicht nicht lange, selbst für ein einzelnes Mädchen, und wenn man nicht betteln oder stehlen kann, muss man mit dem auskommen, was man fand. Ich hatte seit meiner Kinderzeit kein Fleisch oder keinen Fisch mehr gegessen, denn ich hatte mich immer allen Geschöpfen so nahe gefühlt, dass meine Sinne sich schon gegen den Gedanken wehrten. Linn hatte gelernt, im Wald zu jagen; und was immer sie mit ihrer Beute anfing, sie tat es nie in meiner Nähe. Für mich war es schwieriger. Jetzt, wo es wärmer wurde, gab es mehr zu essen, genügend Pilze, Kresse in den Bächen und wilde Zwiebeln. Für mehr war es noch zu früh, und ich rationierte den Rest meines Gerstenmehls und meine schwindenden Vorräte von Bohnen für die Zeit, wo wilde Beeren und Nüsse reif sein würden. Trotz meines Hungers war es mir Leid um jede Minute, die ich mit Sammeln verbrachte.
Das Pferd war mager geworden und hatte diesen wilden Blick bekommen, und ich konnte es nicht mehr behalten. An einem Tag, als die Erste wirkliche Frühlingswärme in der Luft hing, brachte ich es durch den Wald zu der Stelle, wo man grüne Felder und Steinmauern und in der Ferne Rauch von einem Bauernhof sehen konnte. Ich lehnte die Stirn eine Weile an den Hals des Pferdes und versuchte ihm zu sagen, dass Vater Brien sicher gewollt hätte, dass es sicher und nützlich und gut gefüttert wäre. Dann tätschelte ich ihm auf die Flanke und zeigte geradeaus. Vorsichtig ging es auf das Feld hinaus, und ich glitt zurück unter die Bäume. Ich hoffe, es hat freundliche Menschen und einen warmen Stall gefunden.
***
Zu Beginn des Frühlings gab es einen Sturm, der den Wald einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang peitschte, die Baumwipfel in einen wilden Tanz versetzte und Nadeln von eisigem Regen tief in meine Höhle trieb, so dass jede Decke, jedes Stück Kleidung, jede Ecke trockenen Bodens nun durchtränkt war. Mein Feuerholz war nutzlos, und ich saß dort und schauderte hilflos, während der Hund sein Bestes tat, mich zu wärmen. Als der Sturm am Morgen langsam abklang, zitterte ich so, dass ich kaum mehr etwas tun konnte; ich konnte nur noch an die große Feuerstelle in der Halle zu Hause mit ihren knisternden Fichtenscheiten und an das kleine Feuer in meinem Schlafzimmer denken, das sein Licht auf die Eule und das Einhorn des Wandbehangs geworfen hatte. Halb im Traum stellte ich mir starke Arme vor, die mich in eine Decke wickelten und mich wiegten, bis ich glaubte, warm und sicher zu schlafen. Durchnässt und zitternd und frierend aus diesem Traum zu erwachen war grausam. Nach einer Weile hatte Linn genug von mir und ging hinaus in den Norden, während ich weinend dasaß und dachte, jetzt könnte ich alles aufgeben, wenn mir jemand nur einen Schale von der Gerstenbrühe brachte, wie die dicke Janis sie immer kochte.
Ich weiß nicht, wie lange ich so dagesessen habe, aber schließlich wurde meine Trance des Selbstmitleids von Linns Gebell unterbrochen, und ich schleppte mich nach draußen, um festzustellen, dass eine der großen Eschen in der Nacht umgestürzt war und viele kleinere Schwestern damit umgerissen hatte. Nun lag sie nicht weit von meiner Tür. Linn war weiter oben am Hügel und jagte im Unterholz.
Der Tod dieses großen Baums hatte das dichte Waldland um meine Höhle geöffnet, und ich konnte das Seewasser zwischen den dicht stehenden jungen Ulmen und Weiden sehen. Ich stand neben dem gefallenen Riesen, legte die schwieligen Hände auf seine glatte, graue Rinde und sprach lautlos mit dem Geist, der dort gelebt hatte, denn der Sturm hatte ihm mit einer gewaltsamen Geste das Heim genommen. Ich dankte ihm für die Jahre des Schutzes, die der Baum den kleinen Geschöpfen gegeben hatte, für die Nahrung, die er dem Waldboden spendete, für den tiefen Frieden und das Verständnis. Ich versicherte ihm, das Holz gut zu nutzen, neue Werkzeuge daraus herzustellen und mein Feuer zu nähren. Ich spürte das Wissen und Geheimnis des großen Baums, wie es in meinem Geist eindrang, ich kannte die Einheit, die Einsamkeit, die Würde dieses Lebens und dieses
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