Die Tochter der Wälder
kann eine Spinnerin an ihren Händen erkennen. Je schöner ihre Arbeit wird, desto verkrümmter, verrenkter und älter werden ihre Hände. Die edlen Damen der alten Geschichten, Etain und Sadb, die zu einer Hirschkuh wurde, und Niamh vom goldenen Haar, die denselben Namen trug wie meine Mutter, können keine Spinnerinnen und Weberinnen gewesen sein, denn ihre Hände werden als weiß und schön beschrieben, geschmückt mit silbernen Ringen – Hände, wie sie ein tapferer Krieger gerne küsst, wenn er siegreich aus der Schlacht zurückkehrt. Hände, mit denen man sticken oder Harfe spielen kann. Schlanke Finger, hinter denen man ein zartes Gähnen verbirgt, oder mit denen man die Wange eines Geliebten berührt. Die Damen in den alten Geschichten hatten nie von der Miere gehört.
Ich habe schon von dieser Pflanze berichtet, dass sie mit ihren graugrünen Blättern und sternartigen Blüten weich und zart wie Taubenfedern aussieht. Dass sie einem winzige Nadeln tief in die Haut senkt, die wie Feuer brennen. Dass die Haut schwillt und rot wird und anfängt zu pochen und der Schmerz bleibt, bis jeder Rest des Giftes entfernt ist. Ich wusste kaum, wo ich beginnen sollte, denn es gab keine Möglichkeit, meine Hände zu schützen und es trotzdem zu tun. Ich konnte das Messer benutzen, um die Pflanzen abzuschneiden, und sie in ein Tuch wickeln, aber ich konnte die Stiele und Blätter nicht zerkleinern und in Fäden drehen, wenn ich Handschuhe trug. Außerdem wusste ich genug über Magie, um zu erkennen, dass man mir keine kleinen Tricks zugestehen würde. Um meine Brüder zu retten, würde ich leiden müssen, wie sie litten. Wie auch mein Vater zweifellos auf seine Weise litt, denn das plötzliche Verschwinden all seiner Kinder konnte ihn kaum unberührt lassen. Ich fragte mich, welche Erklärung Lady Oonagh ihm gegeben hatte. Nein, es war mir bestimmt, diese Pflanze zu packen und diese Hemden mit nackten, blutigen Händen herzustellen.
Ich hatte keine Werkzeuge und wenig Ahnung. Ich hatte eine gewisse Vorstellung davon, wie es zu tun war, und hatte die Frauen im Dorf beobachtet, wenn sie auf ihren Hockern saßen und die Wollfasern zupften, sie über den Spinnrocken zur Spindel fütterten und den Faden sich drehen und wachsen ließen, während die Spindel langsam ihren Weg zum Boden hinabfand. Es hatte einen Rhythmus, und sie sangen oft bei ihrer Arbeit. Es hatte ganz einfach ausgesehen. Aber ich hatte es hier nicht mit Wolle zu tun. Eine faserige Pflanze wie die Miere würde eingeweicht und geschlagen und getrocknet werden müssen, bevor ich auch nur daran denken konnte, einen Faden daraus zu bilden. Nun, irgendwo musste ich anfangen.
Als Erstes stellte ich die Spindel her. Weiter oben am Hügel gab es Tannen, und ein Stück eines schmalen Astes ohne Zweige würde als Spindelschaft genügen. Als ich das Beil ansetzte, vergaß ich nicht den lautlosen Gruß an die Waldgeister. Wenn ich hier alleine leben wollte, wäre es notwendig, mir ihren guten Willen zu bewahren. Linn half mir weiter, indem sie im Unterholz schnupperte und interessanten Gerüchen folgte. Sie hatte gelernt, Stöckchen zu bringen, und nun brachte sie einen grünen Tannenzapfen, der vom Baum gefallen war, noch bevor er reifen konnte, und legte ihn mir zu Füßen, in der Hoffnung, dass ich ihn für sie werfen würde. Der Zapfen war gut geformt, symmetrisch und hatte ein gutes Gewicht. Da hatte ich also schon einen Teil meiner Spindel. Ich streichelte Linn und warf ihr einen anderen Zapfen zum Spielen hin. Als ich in meine Höhle zurückkehrte, bohrte ich mit dem Messer ein Loch unten in den Zapfen und klemmte das Ende des Schafts hinein. Ich schnitt eine Kerbe in das andere Ende, durch die der Faden laufen würde. So weit, so gut. Dann machte ich mich daran, Mieren zu ernten.
Ich will mich nicht zu lange damit aufhalten, es zu beschreiben. Ich schnitt die Pflanzen ab, packte sie mit einem Stück Sackleinen, und das ersparte meinen Händen ein wenig, aber nach einiger Zeit schmerzten sie dennoch mehr, als ich es je für möglich gehalten hätte. Trotz des großen Vorrats an Pflanzen dauerte die Arbeit lange. Als ich genügend Pflanzen beisammen hatte, ging ich zum Seeufer und suchte nach einer Stelle, wo ich sie einweichen konnte. Ich hatte Glück. Das Quellwasser floss zwischen großen, moosigen Felsen hügelabwärts, und hier und dort hatten sich kleine Teiche gebildet. Direkt über dem Kiesstrand gab es eine Stelle, wo ich ein oder zwei Steine bewegen
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