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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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an, Jenny; der Körper kann nicht ewig weiterarbeiten, wenn du ihn vernachlässigst. Ich wünschte, ich könnte dir mit dieser Arbeit helfen. Wie viel mehr ist noch zu tun?«
    Ich hatte ein Bündel fertig und säuberlich verschnürt. Ich zeigte ihm, dass ich noch eines brauchte, dann könnten wir nach Hause gehen. John nickte.
    »Versuch, das Messer so zu halten«, sagte er und zeigte es mir. »Gut. Der Schnitt wird sauberer, und es wird deine Hände weniger anstrengen. Bei Gott, wer immer dir diese Aufgabe übertragen hat, hat viel zu verantworten.«
    Eine heftigere Bemerkung hatte ich ihn kaum je machen hören. Sein freundliches, hageres Gesicht zeugte von Sorge. Ich tätschelte ihm tröstend den Arm. Schon gut. Ich komme zurecht.
    Ich hielt das Messer, wie er es mir gezeigt hatte. Es half ein wenig. Frische Blasen entstanden an jenen Teilen meiner Hände, die noch nicht zu vernarbt waren. Ich spürte, wie mir der Schweiß über den Rücken, zwischen den Brüsten hindurch und über die Stirn lief. Aber es war leicht, den Schmerz zu vergessen. Man musste sich einfach nur auf das Ziel konzentrieren: meine Brüder in Sicherheit zurück in der Welt der Menschen. Der aufgelöste Wandbehang geflickt, die sieben Bäche flossen zusammen, die Wege führten alle zu einem hin. Ich zog weiter bachabwärts, wo ich die Pflanzen leichter erreichen konnte.
    Ich spürte es einen Augenblick, bevor es geschah, denn es war eine plötzliche Kälte in der Luft, ein Augenblick des Falschseins, der mir die Haare sträubte. Aber es geschah so schnell, es gab keine Zeit, Luft zu holen, zu warnen; keine Zeit auch nur zu denken, was da im Gange war. Dann das tosende, brechende Geräusch einer großen Masse von Erde und Felsen, die sich schnell bewegten; etwas riss mich von den Beinen und zu Boden.
    Ich stieß mir den Kopf, und einen Augenblick lang wurde meine ganze Welt schwarz. Dann bemerkte ich, dass das Geräusch so rasch verging, wie es begonnen hatte; das Herz klopfte mir in der Brust, ich spürte einen Schmerz im linken Fußknöchel. Ich öffnete die Augen, blinzelte und hustete, denn mein Gesicht, mein ganzer Körper war mit Erde und Staub bedeckt, und die Luft rings um mich her war voll kleiner Partikel, die in der Sonne goldfarben aussahen. Am Himmel zwitscherten immer noch die Vögel, und kleine Wolken huschten am leuchtend blauen Himmel.
    Aber in der Nähe war alles still.
    Ich strengte mich an, mich aufzusetzen, aber etwas hielt meinen Knöchel nieder. Vor mir konnte ich den Sack mit den Pflanzen darauf immer noch ausgebreitet sehen, und das Messer glitzerte, wo ich es fallen gelassen hatte. Das andere Bündel, ordentlich zusammengerollt und verschnürt. Dahinter das Bachbett, die Farne, die kleinen Bäume. Ich drehte mich um. Und hinter mir war alles verschwunden. Alles. Ich war kaum imstande, das zu begreifen. Wo die Klamm den Hügel zerschnitten hatte, war nun ein riesiger Berg von Felsen und Erde und nackten Wurzeln. Darüber klaffte ein gewaltiger Riss im Hügelabhang, als hätte man ein Stück Felsen herausgeschnitten und achtlos nach unten geschleudert. Zwei Schritte näher, und es hätte mich zerdrückt. Es war so schnell gegangen, so schnell.
    In diesem Augenblick kam ich näher daran, mein Schweigen zu brechen, als jemals zuvor. Denn nichts rührte sich, es gab kein Geräusch außer dem Rieseln kleiner Steine. Ich biss mir in die Unterlippe, um nicht John! John! Wo bist du? zu schreien. Irgendwie gelang es mir, meinen Fuß unter dem Stein hervorzuziehen, der ihn niederdrückte, wobei ich mir bewusst war, dass das noch mehr Schaden anrichtete, aber es interessierte mich nicht. Irgendwie kam ich auf die Beine und über den Steinschlag hinweg und suchte an der Stelle, wo er gewesen war, rieb mir den Staub aus den Augen und zwang mich, mich trotz des Schmerzes zu bewegen. Endlich erklangen hinter mir Geräusche. Der Mann, der am Waldrand postiert gewesen war, kam den Hügel hinaufgerannt, sein Gesicht war kreidebleich. Von dem anderen, der den oberen Rand bewacht hatte, gab es kein Zeichen.
    Es war eine verzweifelte Suche. Wir gruben mit bloßen Händen und wussten nicht einmal, ob wir wirklich am richtigen Platz waren. Es gab keine Möglichkeit, die größeren Felsen zu bewegen, obwohl wir es versuchten; bis endlich herangeschafft wäre, was wir brauchten – Seile und Zugpferde und acht oder neun starke Männer – wäre es viel zu spät gewesen.
    Endlich fanden wir John. Eine Hand, einen Arm. Wir gruben uns dahin

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