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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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den hellen Augen, das sofort unterdrückt wurde. Er nickte ernst.
    »Gut. Ich hatte gehofft, dass du zustimmen würdest. Dann komm. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Es war alles geplant bis in die letzte Einzelheit. Er hatte schon angenommen, dachte ich mit einiger Bitterkeit, dass ich ja sagen würde. Hatte gewusst, dass ich keine Wahl hatte. Ben wartete; wir ritten einen kurzen Weg und hielten auf einer Lichtung bei einem kleinen Steingebäude an, wo ein anderer Mann wartete. Er hatte eine Tonsur, ein grobgesponnenes Gewand. Ein heiliger Mann; ein einsamer Eremit wie mein alter Freund Vater Brien. Es war schnell vorüber, so schnell, dass es keine Zeit zum Nachdenken gab. Er sprach die Worte der Zeremonie, wir gaben die entsprechenden Antworten. Es gab einen unbehaglichen Augenblick, dann wurde klar, dass ich meine Gelübde wortlos ablegen musste. Der Priester warf dem Roten einen Blick zu, dann mir, und er zögerte. Aber dann fragte er mich freundlich, ob ich die Worte verstand, ob ich wüsste, was ich tat. Ich nickte, nickte abermals, und dann hatte ich Hugh von Harrowfield zum Mann genommen, in heiliger Ehe. Ben war Zeuge, und er sagte wenig und nahm die Hand nicht vom Schwertgriff. Nur in dieser verzauberten Höhle waren wir offenbar sicher gewesen. Nur einen einzigen Tag.
    Es wurde dunkel. Ben führte den Eremiten beiseite und sprach leise mit ihm. Was nun? dachte ich. Warteten wir hier im Wald, bis es Tag wurde?
    »Ich habe etwas für dich«, sagte der Rote, der immer noch neben mir stand. Er holte etwas aus der Tasche. »Ich möchte, dass du das trägst. Eine Braut sollte nicht ohne Zeichen ihrer Hochzeit nach Hause kommen, selbst wenn sie ohne Mann zurückkehrt.«
    Etwas Kleines, Helles hing an einer starken, feinen Schnur. Es war ein Ring; aber als ich ihn in das ersterbende Licht hielt, sah ich, dass es sich um einen Ring handelte, wie ich ihn nie zuvor erblickt hatte. Dieser kleine Gegenstand war aus dem Herzen einer großen Eiche geschnitzt. Er war dünn und zart, die Arbeit eines meisterlichen Handwerkers. Innen war er so glatt wie Seide, auf der Außenseite befand sich ein kunstvolles Muster, das im Lauf vieler langer Abende mit einem feinen Messer geschnitzt worden war; ein Kreis von Eichenblättern mit winzigen Eicheln hier und da und einer einzige winzige Eule, die mit ernsten Augen aus dem Laub herausspähte. Dieser Ring war nicht für Elaine hergestellt worden. Ich zog die Schnur über den Hals und steckte den Ring unter mein Kleid, über mein Herz, wo er neben einem anderen, älteren Talisman hing, der einmal meiner Mutter und dann Finbar gehört hatte. Ich schaute den Roten an. Sein Gesicht verriet nichts. Ich dachte, das verstehe ich nicht – er hat daran gearbeitet, noch bevor John starb, den ganzen Winter, noch vor dem Brand, vor langer Zeit schon. Aber das bedeutete …
    »Das Schiff wartet.« Bens Stimme drang aus dem Dunkel zu uns herüber. »Der Bootsmann sagt, er kann dich vor Morgengrauen an Land bringen, dann hast du viel Zeit, dich in Sicherheit zu bringen. Bist du bereit?«
    »Nein«, sagte der Rote. »Aber ich muss trotzdem gehen. Lebe wohl, Jenny. Pass auf dich auf, bis ich wiederkomme.«
    Ich war wie erstarrt, konnte mich nicht regen. Geh nicht. Noch nicht. Es ist zu früh. Aber meine Hände regten sich nicht.
    »Ich bringe dir einen Apfel«, sagte er, drehte sich um und verschwand im Schatten. »Den ersten Apfel des Herbstes.« Und er war weg. Ich hatte nicht Lebewohl gesagt, und er war gegangen.
    ***
    Eine Geschichte kann auf vielerlei Art beginnen. So wird sie zu vielen Geschichten, und gleichzeitig ist jede von ihnen nur eine Möglichkeit, dasselbe zu erzählen. Es waren einmal zwei Brüder. Dies ist die Geschichte des älteren Bruders, eines Mannes, der alles hatte. Er war gut, stark, weise und wohlhabend. Er war ein Mann, der immer die richtige Wahl traf. Er war ein Mann, der zufrieden war mit dem, was er hatte; mehr als zufrieden, denn er war gebunden durch Liebe und Pflicht, sich um sein Erbe zu kümmern. Bis ihm eines Tages klar wurde, dass das nicht genügte. Es waren einmal zwei Brüder. Dies ist die Geschichte des jüngeren Bruders, der klug und fähig und wild war, ein Mann mit lockigem Haar von der Farbe der Sommersonne auf einem Weizenfeld. Es gab Menschen, die ihn liebten, aber das erkannte er nicht. Es gab einen Platz für ihn, aber er fühlte sich dort niemals willkommen. Immer sah er sich nur als den Zweitbesten. Sein Bruder würde die Ländereien erben;

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