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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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seiner Forderung nahtlos in die Reihe der Dieboldsheimer, Fuchsheimer und auch des Fürstbischofs ein.
    »Zu einer gewissen Spende bin ich durchaus bereit«, sagte sie zögernd.
    Die Gesichtszüge des Abtes glätteten sich. »So ist es recht, meine Tochter. Dein Gemahl und du, ihr habt in der letzten Zeit sehr viel Land an euch gebracht und von anderen Leuten Pfänder genommen, wie es die von Gott verfluchten Juden tun. Dies ist nichts, das Gott im Himmel gutheißen kann. Streife die Last ab, die du dir damit auferlegt hast, und du wirst sehen, wie die Seele deines Mannes dem Fegefeuer entsteigt und ins Himmelreich eingeht. Dabei wird auch sogleich ein Platz für dich mit eingerichtet.«
    Marie starrte Pankratius von Schöbach an, als stünde er mit Hörnern, Schweif und einem gespaltenen Huf anstelle des rechten Fußes vor ihr. So viel wie dieser Mann hatte nicht einmal der Würzburger von ihr gefordert – zumindest nicht offiziell –, und sie fragte sich bitter, ob sie mit ihren Feinden nicht besser fuhr als mit ihren angeblichen Freunden.
    »Weißt du, meine Tochter«, fuhr Pankratius von Schöbach fort, ohne sich an Maries Schweigen zu stoßen, »wenn du mir die Mittel gibst, eine neue Klosterkirche in Schöbach zu errichten, werde ich Michel und dich als die Stifter in Stein hauen und neben den Statuen des heiligen Landelin und der heiligen Gertrud aufstellen lassen, damit diese sich bei der Himmelsmutter und unserem Herrn Jesus Christus für euch verwenden.«
    »Wer, die Steinfiguren?«
    Maries Frage verunsicherte den Abt für einen Augenblick. Dann schüttelte er nachsichtig den Kopf. »Aber doch nicht die Statuen! Die Heiligen selbst werden es tun!«
    Marie hob abwehrend die Hände. »Eine Kirche zu bauen, liegt außerhalb meiner Möglichkeiten. Mir steht eine Fehde mit Hilgertshausen und wohl auch mit Dieboldsheim und Fuchsheim bevor. Ihr werdet verstehen, dass ich da nicht viel Geld für andere Dinge ausgeben kann. Ich bin aber gerne bereit, einige Messen für Michel in Eurem Kloster lesen zu lassen. Später, wenn die Lage sich wieder beruhigt hat und Kibitzstein auf festen Beinen steht, können wir über eine größere Spende sprechen.«
    »Du bist bis in die Knochen verstockt, Weib! Glaubst du, du kannst gegen die Macht des Bischofs bestehen oder gar all das, was dein Mann und du wie schmierige Krämer zusammengerafft habt, gegen ihn verteidigen? Man wird dir deinen Besitz Stück für Stück abnehmen, und zuletzt stehst du mit leeren Händen da. Deswegen wird dein Mann im Fegefeuer leiden und dich verfluchen, weil du in deiner Narrheit mehr an weltliche Dinge als an sein Seelenheil gedacht hast. Du aber wirst dich wohl kaum den Krallen des Satans entziehen können!«
    »Für einen frommen Mann wünscht Ihr mir wahrlich üble Dinge. Doch mein Entschluss steht fest. Ich werde Eurem Kloster das Geld für zehn Seelenmessen spenden. Mehr werdet Ihr von mir nicht erhalten, und ich bin sicher, dass Michel mir zustimmen würde. Er hat in Euch stets einen guten Freund gesehen und Euch geholfen, wo er nur konnte. Nun dankt Ihr es ihm, indem Ihr Euch die Hälfte seines Besitzes aneignen wollt. Das ist wahrhaft christlich gesprochen.«
    Marie hatte Mühe, sich ihre Verachtung für Pankratius von Schöbach nicht zu sehr anmerken zu lassen. Ihr Mann hatte sich immer wieder für das Kloster verwendet, weil der Abt ebenfalls aus bürgerlichen Kreisen stammte und sich in langen Jahrendurch Fleiß und Geschick in der Klosterhierarchie emporgearbeitet hatte.
    Sie hatte den Abt ebenfalls bewundert und geglaubt, man müsse der Herkunft wegen gegen den Kreis der adligen Nachbarn zusammenhalten, weil diese immer wieder die Nase über sie und Michel gerümpft hatten. Nun aber musste sie erkennen, dass Pankratius von Schöbach, der seinen schlichten bürgerlichen Namen abgelegt und sich nach seinem Kloster benannt hatte, auch nicht besser war als die meisten Burgherren in ihrer Umgebung. Sie alle versuchten, ihre Lage auszunutzen und Teile ihres Vermögens an sich zu raffen. Die Einzige, die Verständnis für ihre Lage aufbrachte, war Hertha von Steinsfeld, die am eigenen Leibe erfahren hatte, wie die Nachbarn mit einer Witwe umsprangen.
    Beinahe hätte Marie die Antwort des Abtes überhört, doch sein harscher Tonfall ließ sie hochschrecken. »Glaube nicht, dass du zu mir kommen und um Hilfe bitten kannst, wenn du mir meinen Wunsch versagst!«
    Pankratius von Schöbach hatte sich mit dem Neubau der Klosterkirche ein Denkmal

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