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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hob ihren Dolch, den sie immer noch umklammert hielt, und ging auf ihre Entführer los. Eichenloh fing sie im letzten Augenblick ab und entwand ihr die Klinge, um nicht selbst getroffen zu werden.
    »Ich bringe die Schweine um!«, schrie Trudi, während sie sich zu befreien versuchte.
    »Haltet endlich still, Mädchen! Die Kerle werden ihre Strafe erhalten. Wollt Ihr Euch wirklich die Hände an ihnen schmutzig machen?« Eichenloh stieß sie Quirin in die Arme. Da sie diesen Mann nicht mochte, ging sie ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht. Zu seinem Glück griff Hardwin ein. Er fasste Trudis Hände und bat sie, sich zu beruhigen. Trudi sah die flehende Miene ihres Jugendfreunds, atmete tief durch und blieb neben ihm stehen.
    »Verdammt, ist das eine Wildkatze!«, schimpfte Quirin und wandte sich an seinen Anführer. »Diese Schurken haben wirklich den Tod verdient!«
    »Das haben sie«, stimmte ihm Steinsfeld zu.
    Eichenloh blickte in die Runde und sah seine Männer nicken. Nur ihr Führer schüttelte den Kopf, wagte es aber nicht, sich für die beiden Gefangenen zu verwenden.
    Während Hohenwiesen mit immer schriller klingender Stimme Gebete sprach und zuletzt flehte, vor einen Priester gebracht zu werden, der ihm die Beichte abnahm, begann sein Kumpan wuterfüllt zu brüllen. »Ihr habt nicht das Recht, über mich Gericht zu halten! Der Amtmann wird Euch dafür einsperren und wie Strauchdiebe aufhängen lassen. Gebt mich sofort frei, verstanden, sonst …«
    »Was sonst?«, unterbrach Eichenloh ihn. Ohne sich weiter um den Schurken zu kümmern, zeigte er auf die Vorrichtung, mit der der eiserne Leuchter von der Decke gelassen werden konnte.
    »Die Kette sieht mir kräftig genug aus, um die beiden Strolche auszuhalten. Los, hängt sie auf!«
    Das ließen die Männer sich nicht zweimal sagen. Im Saal war es kalt, daher zog es sie in die warme Küche, in der das Essen auf dem Herd stand und Wein auf sie wartete. Während Stammberg ein paar gotteslästerliche Flüche losließ, wurde der Leuchter herabgelassen. Ein paar Männer brachten Stricke herbei, knüpften zwei Schlingen und legten sie Stammberg und Hohenwiesen um den Hals.
    »Zieht an«, befahl Quirin.
    Vier kräftige Burschen packten die Kette, mit der der Leuchter hochgezogen werden konnte, und hängten sich mit ihrem ganzen Gewicht daran. Die beiden Schurken wurden förmlich vom Boden hochgerissen. Hohenwiesen stieß noch ein »Maria, hilf!« aus, der Rest erstarb in einem Röcheln. Sein Kumpan zappelte verzweifelt, zog damit die Schlinge noch enger zu und erschlaffteschließlich, während ihm die blau angelaufene Zunge zum Mund herausquoll.
    Trudi spürte, wie ihr übel wurde, und wandte sich ab. Zwar hatte sie die Bestrafung der Kerle herbeigesehnt, aber die gnadenlose Art und Weise, mit der Eichenloh die beiden aufgehängt hatte, erfüllte sie mit Grauen. Nun wollte sie nur noch allein sein und weinen.

4.
    E ichenloh hatte die Kammer, in der Trudi gefangen gehalten worden war, von seinen Leuten säubern lassen und ihr und Uta als Quartier zugewiesen. Einer seiner Männer, der als Sohn eines Baders gewisse Kenntnisse in der Wundversorgung besaß, kümmerte sich um die Magd und um Lampert. Beide würden etliche Tage brauchen, bis ihre Verletzungen abgeklungen waren. Auch Trudi war so von der Gefangenschaft und der Flucht mitgenommen, dass sie nur noch schlafen wollte.
    Eichenloh, Quirin und Hardwin machten sich mehr Gedanken um sie. In einer Ecke der Küche schwiegen sie sich zunächst an, Becher mit erwärmtem Wein in den Händen. Schließlich hob Hardwin den Kopf und sah seinen Anführer an. »Was willst du mit Trudi machen? Mitnehmen können wir sie nicht.«
    »Ich kann keinen von meinen Leuten entbehren, um sie zum König bringen zu lassen. Außerdem haben wir nur einen Mann bei uns, der diese Gegend kennt, und den brauchen wir selbst. Ohne einen kundigen Führer aber würde sich die Jungfer mitsamt ihren Begleitern verirren und in den Bergen umkommen.«
    Eichenloh war anzumerken, dass er Trudi und deren Begleiter ins Pfefferland wünschte. Er trank aus, warf den Becher einem seiner Männer zu und befahl, ihn erneut zu füllen. Da es nicht der erste Becher an diesem Abend war, musterte Quirin ihn besorgt.Anders als sonst erlegte Junker Peter sich beim Trinken keine Schranken auf.
    »Verdammt, warum mussten wir diesem unsäglichen Weibsstück begegnen?«, brach es nun aus ihm heraus. »Wir haben einen Auftrag und müssen diesen um jeden Preis

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