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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erfüllen.«
    »Wenn die beiden Weibsen und der verletzte Knecht stören, lass sie ebenso aufhängen wie die beiden Schurken. Dann sind wir sie los.« Quirins keineswegs ernst gemeinter Vorschlag ließ Junker Peter wütend auffahren. »Bist du übergeschnappt? Die drei haben so viel ertragen müssen. Es wundert mich, dass sie nicht daran zugrunde gegangen sind.«
    Hardwin lächelte gedankenverloren. »Trudi ist aus einem harten Stoff gemacht und wird die Sache überstehen. Ich kenne sie, seit sie ein kleines Mädchen war, und habe sie schon damals bewundert!« Hardwins Erinnerungen galten jedoch weniger Trudi als vielmehr Bona, und er spürte den Schmerz, der an seinem Herzen nagte und den weder die Zeit noch die Entfernung dämpfen konnten. Doch die Frau, die er liebte, gehörte einem anderen Mann, und er musste seine Sehnsucht nach ihr überwinden.
    »Wenn die ganze Sache hinter uns liegt und ich wieder nach Hause zurückkehren kann, werde ich Trudi fragen, ob sie mich heiraten will. Eine bessere Burgherrin werde ich nirgends finden!« Hardwin seufzte dabei so tief, als wäre es eine Strafe, mit Trudi verheiratet zu sein, auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass dies die beste Lösung wäre.
    Seltsamerweise gefiel Junker Peter diese Aussicht ganz und gar nicht, und er ärgerte sich, den jungen Mann mitgenommen zu haben. Dabei hatte Hardwin sich während der Zeit, die er unter seinen Fittichen steckte, gut herausgemacht. Seit er nicht mehr unter der Fuchtel seiner Mutter stand, war er weitaus selbstsicherer geworden und hatte auch einige kindliche Unarten abgelegt. Im Grunde hatte er sich ebenso gut in die Söldnerschar eingefügt wie seinerzeit Otto von Henneberg, und bislang war Eichenlohbereit gewesen, ihn als Bereicherung seiner Truppe anzusehen. Nun aber hätte er diesem vorlauten Bürschchen am liebsten erklärt, er könne seinen Trupp sofort verlassen und Trudi und deren Leute mit sich nehmen. Doch die Verantwortung für dieses störrische Ding ruhte nun einmal auf seinen Schultern, und er sah es als seine Pflicht an, sie zu Friedrich zu bringen. Vorher aber musste er Burg Teiflach in seine Gewalt bringen, und dafür benötigte er jeden Mann.
    »Vergessen wir dieses spitzzüngige Jüngferlein fürs Erste und überlegen, wie wir die Nuss knacken, zu deren Rückeroberung der dritte Friedrich uns losgeschickt hat. Nach diesem Sturm dürfte der Schnee brusthoch vor den Mauern und Toren von Teiflach liegen. Also ist ein Angriff ebenso wenig denkbar wie eine längere Belagerung.«
    »Dann müssen wir es mit einer List versuchen. Doch ich bezweifle, dass die Kerle, die die Burg für Herzog Albrecht von Österreich verteidigen, auf einen Trick hereinfallen.« Quirin machte keinen Hehl daraus, dass er den Kriegszug für aussichtslos hielt und nur aus Treue zu seinem Anführer mitritt.
    Peter von Eichenloh spie ins Feuer. »Ich werde nicht mit eingezogenem Schwanz zu König Friedrich zurückkehren und ihm sagen, dass ich doch nicht so gut bin, wie er glaubt!«
    »Wenn wir den Schnee im Schutz von beweglichen hölzernen Wänden wegräumen, müssten wir doch bis an die Mauern kommen und Sturmleitern anlegen können, ohne dass uns die Verteidiger empfindliche Verluste beibringen können«, schlug Hardwin vor.
    Das war ursprünglich auch Eichenlohs Plan gewesen, doch er hatte das Wetter unterschätzt. Außerdem hätten sie das nötige Holz ein ganzes Stück entfernt schlagen und hierherbringen müssen. Daher schüttelte er den Kopf. »Das würde zu lange dauern. Wir führen ja nicht einmal genug Zelte für alle unsere Leute mit. Bei diesem Wetter im Freien zu übernachten, aber würdeden Tod bedeuten. Also muss es schnell gehen und – wie Quirin schon sagte – mit Hilfe einer List.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«, fragte sein Stellvertreter. Eichenloh grinste breit und deutete auf die Tür, hinter der Trudi und Uta schliefen. »Ihr werdet sehen. Wer weiß, vielleicht schlägt uns die Begegnung mit Michel Adlers Tochter doch noch zum Guten aus.«

5.
    A ls der Sturm sich nach drei Tagen ausgetobt hatte, brach die Truppe auf. Trudi und Uta waren glücklicherweise wieder in der Lage, zu reiten, während Lampert in Decken eingehüllt auf einer Trage mitgeführt werden musste, die zwischen zwei Pferden hing. Die beiden Schurken hatte Eichenloh eigentlich zur Abschreckung am Leuchter hängen lassen wollen, aber nach dem Hinweis auf Verwandte und Freunde Stammbergs, die dies als Beleidigung ansehen könnten, ließ er sie

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