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Die Tochter des Fotografen

Die Tochter des Fotografen

Titel: Die Tochter des Fotografen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Edwards
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Phoebe.
    »Das geht nicht.«
    »Tante Doro ist weg. Jetzt darf ich eine Katze haben.«
    Caroline schmerzte der Kopf. Was sollte nur aus ihr werden? »Hier ist dein Toast, Phoebe. Über die Katze reden wir später, ja?«
    »Ich will eine Katze«, ließ Phoebe nicht locker.
    »Später.«
    »Eine Katze.«
    »Verdammt noch mal.« Caroline schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, daß beide erschraken. »Hör endlich mit dieser Katze auf, hast du mich verstanden?«
    »Mich unters Vordach setzen«, sagte Phoebe mürrisch. »Mir den Regen anschauen.«
    »Was möchtest du? Sprich in ganzen Sätzen!«
    »Ich möchte mich unters Vordach setzen und mir den Regen anschauen, bitte.«
    »Du wirst dich erkälten.«
    »Ich möchte –«
    »Gut, okay«, unterbrach Caroline sie und winkte ab. »Geh raus und setz dich unters Vordach. Schau dir den Regen an. Mach, was du willst.«
    Die Tür ging auf und fiel ins Schloß. Caroline blickte nach draußen und sah Phoebe mit offenem Regenschirm auf der Schaukel sitzen, ihren Toast auf dem Schoß. Sie ärgerte sich über sich selbst, darüber, daß sie so ungeduldig gewesen war. Es hatte nichts mit Phoebe zu tun. Sie wußte einfach nicht, was sie David Henry antworten sollte. Sie hatte Angst.
    Sie suchte die Fotoalben und die herumliegenden Bilder zusammen, die sie heute eigentlich hatte ordnen wollen, und setzte sich aufs Sofa, von wo aus sie ein Auge auf Phoebe werfen konnte, die vom Regenschirm verdeckt wurde und hin und her schaukelte. Sie breitete die jüngsten Fotos auf dem Tisch aus, nahm sich ein Blatt Papier und schrieb David einen Brief.
    |309| Phoebe wurde gestern konfirmiert. Sie sah unglaublich süß aus in ihrem weißen Kleid, einem zum Knöpfen, mit roten Bändern. In der Kirche hat sie ganz allein gesungen. Ich schicke Ihnen ein Bild von der Gartenparty, die später stattfand. Es ist kaum zu glauben, wie groß sie nun schon ist, und ich beginne mir Sorgen um ihre Zukunft zu machen. Ich vermute, das war das, was Ihnen in der Nacht durch den Kopf ging, als Sie sie mir gaben. Ich habe in all diesen Jahren so hart gekämpft, und manchmal habe ich eine Riesenangst vor dem, was als nächstes passiert, und doch –

    Sie hielt inne und wunderte sich über ihren Impuls zu antworten. Es hatte nichts mit dem Geld zu tun. Alles ging direkt an die Bank. Über die Jahre hatte Caroline gut 15 000 Dollar gespart – alles für Phoebe, von ihr treuhänderisch verwaltet. Vielleicht war es einfach nur aus alter Gewohnheit oder weil sie die Verbindung aufrechterhalten wollte. Vielleicht wollte Caroline ihm auch einfach nur zu verstehen geben, was er verpaßte. »Hier«, wollte sie sagen und David Henry am Kragen packen, »hier ist Ihre Tochter: Phoebe, dreizehn Jahre alt, ein Lächeln im Gesicht wie die Sonne.«
    Sie ließ den Stift sinken und dachte an Phoebe in ihrem weißen Kleid, wie sie im Chor sang und wie sie das Kätzchen auf dem Arm hielt. Wie könnte sie ihm all das erzählen und dann die Bitte, seine Tochter zu sehen, zurückweisen? Und wenn er käme nach all den Jahren – was würde geschehen? Sie glaubte nicht, daß sie ihn noch liebte, aber sicher war sie sich nicht. Vielleicht hatte sie ihm auch noch immer nicht vergeben, daß er nie wirklich erkannt hatte, wer sie war. Es beunruhigte sie, diese Verbitterung in ihrem Herzen zu spüren. Was, wenn er sich geändert hätte? Und was, wenn nicht? Er könnte Phoebe verletzen, wie er sie einst verletzt hatte, ohne sich überhaupt darüber im klaren zu sein.
    Sie schob den Brief beiseite. Statt dessen füllte sie ein paar Überweisungsformulare aus und ging nach draußen, um sie |310| in den Postkasten zu werfen. Phoebe saß nun auf der Eingangstreppe und hielt den Regenschirm in die Höhe. Caroline sah ihr eine Weile zu, bis sie die Tür ins Schloß fallen ließ und in die Küche zurückging, um sich eine weitere Tasse Kaffee einzuschenken. Lange Zeit stand sie an der Terrassentür und starrte auf die tropfenden Blätter, den nassen Rasen, den kleinen Sturzbach, der am Bürgersteig entlangfloß. Ein Pappbecher hatte sich in einem Strauch verfangen, eine Serviette sich nahe der Garage völlig aufgelöst. In ein paar Stunden würde Al wieder aufbrechen. Für einen winzigen Moment stieg ein Gefühl der Freiheit in ihr auf.
    Plötzlich wurde der Regen stärker und trommelte herab. Etwas in ihrem Herzen machte sich Luft, ein drängender Instinkt, der Caroline kehrtmachen ließ und ins Wohnzimmer trieb. Noch bevor sie unter das Vordach

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