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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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das Gottes Wille ist, aber unterschätzt seine Gegner nicht.«

    Mit diesen Worten entfernte er sich. Obwohl Petrocchio auf dem Gebiet der Unterhaltungskunst ein Meister darin war, die Wirklichkeit zu verschleiern, sah er sie viel klarer, als es den meisten von uns jemals vergönnt ist.
    Ich verweilte noch ein wenig an der frischen Luft, um in Ruhe meine Gedanken zu ordnen. Als das erste Licht der Morgendämmerung im Osten erschien, leuchtete die Lampe in Borgias Arbeitszimmer noch immer. Offenbar fand der Kardinal ebenso schwer zur Ruhe wie ich.
    Als ich es nicht länger hinausschieben konnte, ging ich ins Haus und stieg entschlossen die Treppe zum Arbeitszimmer empor, um mit Borgia zu reden.

26
    Eine klügere Frau wäre zu Bett gegangen. Hätte die Sache auf den nächsten Tag verschoben. Hätte es sich zwei Mal überlegt, bevor sie bei Il Cardinale vorgesprochen hätte.
    Aber ich war jung und entschlossen. Und nicht mehr ganz nüchtern.
    Die großen Türen, die ins Arbeitszimmer führten, waren nur ein wenig angelehnt. Ich schlüpfte hindurch und gelangte in das Zimmer der Sekretäre. Auf den hohen Pulten stapelten sich eine Menge Akten, Papiere und Geschäftsbücher. Daneben stand ein Tisch mit einem eingebauten Abakus, dessen Holzkugeln sanft schimmerten, so häufig wurden sie benutzt. Die Tür auf der gegenüberliegenden Seite führte in den Empfangsbereich, wo ich bei meinem ersten Besuch gewartet hatte. Eva und die Schlange trieben dort noch immer fröhlich ihr Unwesen. Die angrenzende Tür zum Allerheiligsten stand offen. Von meinem Platz aus erkannte ich die Lampe, die ich vom Hof aus gesehen hatte.
    Borgia saß zurückgelehnt an seinem Schreibtisch, sodass sein Gesicht im Schatten lag. Im ersten Moment dachte ich, dass er eingeschlafen sei. In dem Fall wollte ich lieber nicht stören. Als ich mich gerade zurückziehen wollte, regte er sich.

    »Da seid Ihr ja«, sagte er so klar, als ob er mich erwartet hätte. Borgia war eben Borgia. Da war alles möglich.
    Der Kardinal hatte sich seiner schweren Gewänder entledigt und trug nur eine Hose und ein weites Hemd. Als er sich aufrichtete, bemerkte ich tiefe Ringe um seine Augen. In diesem Moment sah man ihm sein Alter an.
    »Ist Petrocchio gut weggekommen?« Ihr mögt diese Frage seltsam finden, aber Borgia hatte einen sechsten Sinn für die wichtige Rolle, die der äußere Schein bei dem Gewinn und der Erhaltung von Macht spielt. Er schätzte den maestro sehr.
    »Ja«, bestätigte ich. »Er war sehr erleichtert, dass alles glatt gelaufen ist.«
    »Dasselbe denke ich auch«, stimmte Borgia mir zu. »Und was ist Eure Meinung?«
    Ich trat einige Schritte weiter vor und sah eine Karaffe Wein und zwei Gläser auf dem Tisch stehen. Der eine Kelch war zur Hälfte geleert. Ich hatte nicht gedacht, dass der Kardinal gern ein Glas Wein trank, wenn er allein war. Aber vermutlich hatte er noch andere Gewohnheiten, mit denen ich nicht vertraut war.
    »Ihr wisst vermutlich genau, was ich denke. Warum war Morozzi hier?«
    Borgia lachte trocken auf. Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und starrte in den Schatten, als ob er dort eine Antwort finden könnte.
    »Vermutlich habe ich ihn eingeladen. So muss es wohl gewesen sein, nicht wahr?«
    »Seid Ihr wahnsinnig?«
    Ich gebe zu, dass das nicht höflich war. Und auch nicht
sonderlich geschickt. Aber nach all der Aufregung war ich erschöpft. Und ich wusste nur zu gut, dass die eigentliche Gefahr noch vor uns lag.
    »Soweit ich weiß, nicht«, antwortete der Kardinal mit größerer Milde, als ich sie verdiente. Und als ob das noch nicht genug sei, wies er mit einer einladenden Handbewegung auf den Stuhl vor seinem Pult. »Setzt Euch, Francesca.«
    Ich errötete ob dieser Großmut. Ermutigt durch seine Duldsamkeit und in einem Anflug von Zuneigung, nahm ich Platz. Dann erinnerte ich mich wieder an die Vorwürfe, die in mir gärten, seit ich vor einigen Stunden am Eingang den Priester so gefährlich nahe bei Borgia hatte stehen sehen. Da konnte ich nicht länger an mich halten.
    »Eminenz, bin ich nun verantwortlich für Euch oder nicht?«, sagte ich mit großem Ernst. »Ihr müsst mir Eure Sicherheit anvertrauen. Diesen Morozzi einzuladen und mich nicht wenigstens zu warnen, dass Ihr das beabsichtigt …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht im Geringsten verstehen, wie Ihr auf diesen Gedanken verfallen konntet.«
    Borgia gestikulierte in Richtung der Bücherschränke, die eine ganze Wand seines Arbeitszimmers

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