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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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entgegengehen.«
    »Weil Morozzi den neuen Papst überzeugen wird, das Edikt zu unterschreiben?«
    Borgia füllte erneut unsere Gläser und trank einen Schluck, bevor er antwortete. Der Wein schien ihn gesprächig zu machen.
    »Das Edikt gegen die Juden ist nur ein sichtbares Zeichen für etwas sehr viel Größeres. Unsere Welt, die Jahrhunderte existiert hat, die einzige Welt, die wir kennen, steht vor großen Umwälzungen.«

    Sein Blick heftete sich auf mich. »Umwälzungen sind notwendig und gut, aber viele Menschen wollen keine Veränderungen. Sie sehen jede Veränderung als tödliche Bedrohung an, und sie tun das zu Recht, denn sie werden vernichtet.«
    Als er meine Gedanken so klar aussprach, war mir plötzlich, als ob jemand im Dunklen eine Kerze anzündete.
    »Wie weit werden die Menschen gehen, um sich selbst zu schützen?«, fragte ich.
    Borgia zuckte die Achseln.
    »So weit, wie sie müssen. Die Juden werden nur die Ersten sein, die sterben. Ihr Blut wird nur der Mörtel des Grabes sein, das uns alle einschließt.«
    Galle stieg mir bis in die Kehle empor. Einen Augenblick lang wähnte ich mich eingeschlossen hinter einer Mauer und musste hilflos zusehen, wie meine Welt in einem Blutstrom ertrank.
    »Was können wir tun?«
    Borgia leerte sein Glas und stellte es auf den Tisch zurück. »Wir können mich zum Papst machen, Francesca. Alles andere nützt nichts.«
    »Della Rovere …«
    »Mag Papst werden, so Gott es will, nachdem ich gestorben und begraben bin. Aber nicht vorher, bei Gott, nicht vorher!«
    Er donnerte die Faust auf den Tisch, dass die Kelche und die Karaffe klirrten.
    »Hat er Morozzi in der Hand?«, fragte ich, als ich nach dem ersten Schrecken wieder durchatmen konnte.
    »Della Rovere glaubt es, aber er irrt sich. Morozzi ist der Teufel in Person und sonst niemand.«

    Eine Brise wehte durch die offenen Fenster und brachte die Lampe zum Flackern. Ein Lichtschein fiel kurz auf Borgias Gesicht.
    »Und es gibt noch jemanden«, sagte er. »Seid Ihr Euch dessen bewusst?«
    »Torquemada.« Bei dem Namen verbrühte ich mir förmlich die Zunge.
    Borgia nickte.
    »Ihr müsst die Juden überzeugen, nichts zu überstürzen. Sie müssen sehr viel Geduld aufbringen und an die Sache glauben. Ich werde obsiegen, das schwöre ich. Aber wenn sie Torquemada gestatten, ihnen Angst zu machen, können sie nicht bei mir um Hilfe betteln.«
    »Ich werde versuchen …«
    »Ihr müsst viel mehr tun als das, Francesca …«
    Ich wartete und bereitete mich innerlich auf das vor, was jetzt kam.
    »Hättet Ihr mir vertraut und mir gesagt, dass Morozzi Eure Verbindung zum Haushalt des Papstes ist, hätte ich Euch vor ihm gewarnt. Doch Ihr habt es vorgezogen, dieses Wissen für Euch zu behalten, was fast ins Verderben geführt hätte. So etwas dürft Ihr nie wieder tun.«
    Natürlich hatte er recht. Ich konnte mich nicht einmal verteidigen. Dennoch versuchte ich es.
    »Ohne Morozzi hätte ich keinen Zugang zu Innozenz gehabt. Das war das Wagnis doch wert, oder nicht?«
    »Soll das heißen, dass Ihr Innozenz getötet habt?«
    Hatte ich ihn getötet? Den Stellvertreter Gottes auf Erden und Nachfolger von Petrus und Moses, diesen verachtenswerten Mann, der im Begriff stand, solch großes Elend zu
stiften? Welchen Unterschied machte es, ob ich erfolgreich gewesen war oder nicht? War meine Seele nicht auf jeden Fall verdammt?
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und das macht Euch zu schaffen?«
    Der leise Spott, den ich in seinen Worten zu hören meinte, verletzte mich.
    »Natürlich! Ich glaube, dass ich den Weg gefunden habe, der einen Tod völlig natürlich aussehen lässt. Dieses Verfahren wollte ich an Innozenz veranschaulichen. Dessen bin ich schuldig. Aber ob ich damit seinen Tod verursacht habe, weiß ich nicht. Immerhin ist es möglich, dass er ohne mein Zutun gestorben ist.«
    »Ebenso möglich ist, dass Ihr Gottes Werk vollbracht habt. Ist Euch das schon einmal in den Sinn gekommen?«
    »Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Gott kennt tausend Wege … nein, hunderttausend Wege, um einen Mann ohne mein Zutun zu strafen.«
    »Und Ihr hättet lieber nichts damit zu tun gehabt?«
    »Aber natürlich! Sorgt Ihr Euch denn nicht um meine Seele?«
    Im selben Moment wusste ich, dass dies eine alberne Frage war. Mag sein, dass sich noch ein paar alte Männer an ihre Mitren klammerten und Gebete murmelten, aber sie waren eine aussterbende Spezies. Heutzutage verkörperten Männer wie Borgia die Kirche. Sie hatten ihr Wirken in

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