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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Torquemadas Plan so klar vor Augen, dass ich keine Zweifel mehr hegte.
    »Aber nicht einmal ein Mann wie der Großinquisitor kann einfach nach Rom kommen und innerhalb weniger Tage ein solches Verbrechen in die Tat umsetzen«, bemerkte ich, während meine Gedanken schon meilenweit vorauseilten. »Dazu braucht er einen Verbündeten … jemand, der sich bereits in Rom befindet und die Sache vorbereiten kann.«
    »Morozzi«, sagten David und Sofia wie aus einem Mund.
    Ich nickte.
    »Das ist die Lösung. Weshalb sonst sollte der Großinquisitor trotz allem, was ihn augenblicklich in Spanien hält, plötzlich nach Rom reisen? Morozzi muss mit ihm in Verbindung stehen.«
    »Wenn das Edikt unterzeichnet worden wäre, wäre Torquemada jetzt pünktlich zur Stelle, um die Rettung der Christenheit zu feiern«, überlegte David. »Zusammen mit dem spanischen Edikt hätte er alle Trümpfe für unsere Vernichtung in der Hand. Da das Edikt jedoch nicht rechtzeitig unterzeichnet wurde …«
    »… und auf die Unterschrift des neuen Papstes wartet«, vervollständigte ich seinen Gedankengang, »hat Morozzi allen Grund, den größten Judenhasser nach Rom zu locken, um mit Hilfe seines Namens und seines Einflusses Borgias Niederlage zu besiegeln.«
    Ich erhob mich. Wir mussten uns beeilen.
    »Jemand muss mit Rocco reden, damit er Bruder
Guillaume verständigt. Der Großinquisitor wird sicher im Kapitelhaus der Dominikaner wohnen. Wir müssen unbedingt erfahren, was genau Torquemada und Morozzi planen, damit wir sie noch aufhalten können.«
    David war bereits aufgestanden. Offenbar hatte er seine Verzweiflung so weit abgeschüttelt, dass er zu neuen Taten bereit war.
    »Ich werde ihn verständigen. Außerdem haben wir unsere eigenen Quellen«, sagte er. Vermutlich spielte er damit auf die zahllosen Konvertiten an, die unerkannt in Rom lebten und die er unter Druck setzen konnte, damit sie ihm halfen. »Mal sehen, was ich herausfinden kann.«
    Sofort war Benjamin an seiner Seite und sah zu mir auf.
    »Ich mache auch mit.« Er nickte in Richtung des Tors, das in die Stadt führte. »In Rom weiß keiner, dass ich Jude bin. Am Campo de’ Fiori halten mich alle für ein Straßenkind. Falls irgendwo ein Kind vermisst wird, erfahre ich das sofort.«
    »Morozzi hat die Jungen ausgesucht, die für Innozenz zur Ader gelassen wurden«, sagte ich. »Und wenn er das konnte, dann kann er auch …«
    »Kann Hauptmann Romano nicht jemanden in die Schule der cantoretti schicken, um die Jungen im Auge zu behalten?«, fragte David.
    »Falls er das nicht kann, muss Borgia es tun.«
    In der Ferne jenseits des Ghettos läuteten die Glocken zur Terz. Der Morgen war bereits fortgeschritten, und bald ging es auf Mittag zu. In vier Tagen würden die Kardinäle sich zum Konklave in der Sixtinischen Kapelle zurückziehen. Morozzi blieb also kaum noch Zeit, um die Bewohner
von Rom aufzuwiegeln, damit sie sich gegen die Juden erhoben.
    Um das zu erreichen, musste er ein Kind töten.
    »Wir haben so gut wie keine Zeit mehr!« Mit diesen Worten rannte ich hinaus. Der verblüffte Jofre konnte auf dem rückweg in den Palazzo kaum mit mir Schritt halten.

28
    Bis zum Abend hatten wir einiges in Erfahrung gebracht.
    Dank Bruder Guillaume wussten wir inzwischen, dass sich der Großinquisitor bereits in Rom befand. Er war am selben Tag in aller Stille angekommen und wohnte im Kapitelhaus des Ordens in der Nähe von Santa Maria sopra Minerva – also genau dort, wo David und ich mit Roccos Hilfe nach unserer Flucht aus der Engelsburg Unterschlupf gefunden hatten. Welche Ironie.
    Rocco selbst hatte mir die Nachricht überbracht. Er fand mich im Hof, wo ich gerade mit Vittoro Romano sprach. Wegen der zahlreichen Soldaten und der umhereilenden Dienerschaft zogen wir uns auf die Loggia zurück.
    Seit unserer letzten Begegnung im Palazzo Orsini hatten wir uns nicht mehr gesehen. Da ich unwillkürlich an den Kuss denken musste, entgingen mir vor Aufregung seine ersten Worte.
    »… kam er heimlich nur in Begleitung von ungefähr einem Dutzend Getreuer in die Stadt. Sie trugen alle die Kutten der Dominikaner, die anlässlich des Konklaves nach Rom kommen. Seit seiner Ankunft hat Torquemada das Kapitelhaus nicht mehr verlassen, aber er hat Besucher empfangen.«

    »War Morozzi darunter?«, fragte ich, als ich mich endlich besann.
    »Nein. Aber Bruder Guillaume hat zwei Männer erkannt, die zu della Roveres Haushalt gehören.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Falls Borgias

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