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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Schule der cantoretti , hatte Vittoro festgestellt, fehlten nur die Kinder, die für Innozenz zur Ader gelassen wurden. Ich machte mir zwar Gedanken über die Sicherheit der Jungen, vertraute aber darauf, dass sie für Torquemada nicht in Frage kamen. Ihr körperlicher Zustand und die deutlichen Spuren des Missbrauchs hätten sich unter anderen Umständen bestens gegen die Juden verwenden lassen, aber nicht in Rom, das von Klatsch und Gerüchten lebte. Monatelang waren die wildesten Gerüchte über die verzweifelten Versuche des Papstes kursiert, dem Tod einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sollte Torquemada eines dieser gequälten Kinder mit ihren Wundmalen als Opfer präsentieren, so käme das einer Anklage gegen die Kirche und nicht gegen die Juden gleich. Nein, sein Kind musste er woanders finden.
    Vielleicht dort, wo Morozzi sich aufhielt. Bisher hatten wir nichts von ihm gehört.
    »Seit dem Abendessen im Palazzo hat ihn niemand mehr zu Gesicht bekommen«, sagte ich zu Borgia, als wir uns am frühen Abend zum zweiten Mal trafen. »Er hält sich weder in der Engelsburg noch im Vatikan auf. Keiner scheint zu wissen, wo er steckt.«
    »Das ist nicht gut«, stellte der Kardinal fest. »Wir müssen ihn unbedingt finden.«
    Ich konnte ihm nur zustimmen. Doch ich war ratlos. Morozzi konnte überall sein.
    »Vielleicht sollten wir Torquemada überwachen, falls er sich mit Morozzi treffen will«, sagte ich.

    Borgia nickte.
    »Darum kümmert sich Vittoro bereits. Doch warum sollten sich die beiden ausgerechnet jetzt treffen? Wenn man ein Kind findet, wird Torquemada das augenblicklich erfahren. Dann wird er auftauchen und Gott danken, dass er ihn wundersamerweise genau zur richtigen Zeit nach Rom geführt hat, und im selben Atemzug die Bevölkerung ermutigen, sich gegen die Juden zu erheben.«
    Der Kardinal stieß einen tiefen Seufzer aus. In diesem Moment sah er so alt und müde aus, als ob ihn alle Sünden der Menschheit wie auch seine eigenen niederdrückten.
    »Da wir nicht jedes Kind in Rom und in der Umgebung bewachen können, weiß ich nicht recht, was wir sonst noch tun könnten.«
    Seit vielen Jahren lebte ich damit, dass mir meine dunkle Seele manchmal glasklare Momente schenkte. Borgia kannte das schon von mir.
    Deshalb wunderte er sich auch nicht im Geringsten, als ich sagte:
    »Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir nicht nach einem vermissten Kind, sondern nach einer Leiche suchen, bevor das ein anderer tut.«
    Borgia sah mich eindringlich an.
    »Aber Ihr würdet lieber das Kind finden und das Verbrechen verhindern, ist das richtig?«
    »Das ist doch selbstverständlich! Schließlich ist Morozzi das Ungeheuer und nicht ich! Aber wenn es uns nicht …«
    »Aber wenn es uns nicht gelingt …« Einige Augenblicke lang war Borgia in Gedanken versunken. »Versetzt Euch
einmal in Morozzis Lage – wo würdet Ihr ein solches Verbrechen begehen?«
    »Was meint Ihr damit?« Ich sollte mich in Morozzis Lage versetzen? Wollte er mich mit diesem Ungeheuer vergleichen? Waren wir beide in seinen Augen Menschen, denen das Töten leichtfiel?
    »Es ist Morozzi sicher wichtig, wo die Leiche entdeckt wird«, sagte Borgia. »In diesem Fall könnte er sofort mit dem Finger auf die Juden zeigen. Habt Ihr eine Vorstellung, welcher Ort sich dafür besonders eignet?«
    Ich verstand, was Borgia sagen wollte, aber ich zögerte noch. Falls wir Rückschlüsse auf den Ort ziehen konnten, bestand immerhin die Möglichkeit, dass wir mit viel Glück die ganze Sache noch rechtzeitig verhinderten.
    »Ich weiß nicht recht. Vielleicht irgendwo in der Nähe des Ghettos?«
    Der Kardinal schüttelte den Kopf.
    »Das wäre meiner Meinung nach zu offensichtlich. Die Römer sind aufgeklärter als der Pöbel in La Guardia. Die Leute würden sich fragen, warum die Juden sich selbst so belasten.«
    »Wo wurde denn angeblich das Kind in La Guardia ermordet?«
    »Soviel ich weiß, irgendwo auf einem Hügel. Aber das hilft uns nicht weiter.«
    Nein, allerdings war Rom auf sieben Hügeln erbaut. In und um die Stadt gab es eine Menge Hügel. Vermutlich zu viele, um sich für einen als Schauplatz eines solchen Verbrechens zu entscheiden.
    Trotz der angespannten Lage musste ich gähnen. Tadelnd sah Borgia mich an.

    »Wann habt Ihr zuletzt geschlafen?«
    »Es ist eine Weile her, aber das macht nichts …«
    »Da bin ich völlig anderer Meinung. Geht und schlaft Euch aus. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Euch augenblicklich rufen lassen.«
    Ich

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