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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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berührten sich fast.
    »Die gefährlichste«, antwortete ich murmelnd, »wagemutigste … unvorhersehbarste …« Meine Hand glitt unter seine Tunika. »… phantasievollste …«
    Lachend zog er mich auf das duftende Gras hinunter. Jenseits der Wiese spielten die Musikanten. Glühwürmchen tanzten über meinem Kopf. Ich sah ihnen eine Weile zu, aber dann sah ich überhaupt nichts mehr.

14
    Am darauffolgenden Tag kehrte die Gesellschaft nach Rom zurück. Mit Ausnahme von Cesare. Als ich am Morgen erwachte, war er bereits aufgebrochen. Zurück nach Pisa, wie ich hoffte, und hoffentlich vernünftig genug, auch dort zu bleiben, bis sein Vater etwas anderes befahl.
    Die Rückfahrt verlief sehr viel ruhiger als die Hinfahrt am Tag zuvor, aber das ist vermutlich immer so. Die Vorfreude ist meist belebender als das Ereignis selbst.
    Nun – vielleicht nicht immer. Zuweilen deckt sich die Erfahrung auch mit den höchsten Erwartungen.
    Als ich am Morgen in den Hof kam, sah Lucrezia mich nur an und kicherte. Ich versuchte, ihr einen tadelnden Blick zuzuwerfen, doch ich fürchte, dass er keinen großen Eindruck machte. Zumindest machte sie keine Bemerkung. Falls überhaupt einer mitbekommen hatte, dass Cesare uns besucht oder gar, wo er die Nacht verbracht hatte, so waren alle viel zu sehr mit sich selbst und ihren Machenschaften beschäftigt, um das zu erwähnen.
    Mit Ausnahme des Kardinals. Als wir die Barken bestiegen, die uns nach Rom zurückbrachten, drehte er sich zu mir um. »Seht zu, dass Ihr ihn zur Vernunft bringt, ja?«
    Ich war nicht überrascht, dass der Kardinal von meinem Verhältnis zu Cesare wusste, auch wenn ich es lieber für mich behalten hätte. Dieser Mann hatte seine Augen überall. Doch ich war weder gewillt noch bereit, Verantwortung für seinen ungestümen Sohn zu übernehmen, der sich gegen die väterlichen Zügel wehrte und nach der Macht strebte, die ihm, wie er meinte, durch Geburt zustand. Sich zwischen Cesare und seinen Vater zu stellen, grenzte an Wahnsinn.
    »Ich bezweifle, dass ich von ihm hören werde, Eminenz«, erwiderte ich, und genau das dachte ich auch.
    Borgia runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Als ich ihn kurz darauf unter dem Sonnensegel am Bug sitzen sah, wo La Bella ihn mit Beeren fütterte, hatte sich seine Laune deutlich gebessert.
    Von mir ließ sich das allerdings nicht behaupten. Dumm wie ich war, war ich der Versuchung erlegen, wenn auch mit großem Vergnügen. Doch nun dachte ich wieder an die unerfreulichen Wochen nach unserer Begegnung in der Bibliothek, bis ich erleichtert feststellen konnte, dass die Sache ohne Folgen geblieben war. Heute jedoch fragte ich mich, ob es sich überhaupt lohnte, sich Sorgen zu machen. Falls mein Vorhaben erfolgreich war, würde ich es kaum überleben.
    Nichtsdestotrotz hatte ich die erstbeste Gelegenheit genutzt und mich gründlich mit Essig und Anis gewaschen. Eine wirksame Mischung, wie man sagte, die häufig verwendet wurde, doch ich hatte meine Zweifel. Natürlich hätte ich auch andere Mittel anwenden können, doch als Giftkundige wusste ich, wie schwer es war, die richtige Dosierung zu finden, damit die gewünschte Wirkung eintrat, ohne gleichzeitig der Gesundheit zu schaden. In Zukunft,
falls mir eine solche beschieden war, wollte ich mir ein Pessar aus Bienenwachs anfertigen, wie das vernünftige Frauen taten, und es immer griffbereit haben.
    Ihr erahnt vielleicht, in welcher Verfassung ich nach Rom zurückkehrte – hin- und hergerissen zwischen dem Entschluss, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, und dem natürlichen Wunsch, noch etwas länger am Leben zu bleiben. Aber natürlich wisst Ihr auch, dass ich kein Feigling bin.
    In Vittoros Begleitung begab ich mich erneut ins Ghetto. Seit meinem letzten Besuch waren kaum zwei Tage vergangen, und doch war auf den ersten Blick zu sehen, dass sich die Umstände noch weiter verschlechtert hatten. Dabei kamen ja nicht alle spanischen Flüchtlinge nach Rom. Auch andere Städte hatten sich bereiterklärt, zu helfen – allen voran Amsterdam –, während einige Glückliche bis in die Türkei segelten und bei Sultan Bayezid II. Schutz suchten. Trotzdem strömten täglich mehr Menschen nach Rom. Wenn nicht bald etwas geschah, musste man Seuchen befürchten, wie sie immer dort ausbrachen, wo arme und verzweifelte Menschen auf engstem Raum leben.
    Schon der Gedanke ließ mich erschauern. Alle würden natürlich den Juden die Schuld geben, und der Aufschrei wäre gewaltig. Es war nicht

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