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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das Gespann herausführte. Es schien nicht weiter schwer zu sein. Hier einen Haken einhängen, dort etwas anbinden, und die Sache war erledigt. Männer, dachte sie mit einem kleinen Lächeln. Dass sie bei jeder Kleinigkeit so übertreiben mussten.
    »Ich danke Ihnen, Mr Redman. Wenn Sie einen Moment warten wollen, ich bin gleich so weit.«
    Begriff diese Frau denn gar nichts? Jake schob sich den Hut in die Stirn. Gestern war er mit ihr aus der Stadt hinausgefahren. Wenn er jetzt mit ihr zurückkehrte, war ihr guter Ruf dahin. Sogar Lone Bluff hatte seine sittlichen Maßstäbe. Da sie sich zum Bleiben entschlossen hatte, zumindest vorübergehend, war sie auf die Hilfe der Stadtfrauen angewiesen.
    »Ich muss mich nun um meine Angelegenheiten kümmern, Ma’am.«
    »Aber …« Er war bereits dabei, sein eigenes Pferd zu satteln. Wütend eilte Sarah ins Haus und steckte zusätzliche zwanzig Dollar in ihren Beutel. Nach kurzem Zögern nahm sie auch noch das Gewehr ihres Vaters von der Wand. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie man damit umging, aber es verlieh ihr ein Gefühl von Sicherheit.
    Jake saß auf seinem Pferd, als sie wieder herauskam. »Die Straße führt direkt in die Stadt«, sagte er, während Sarah ihre Haube befestigte. »Wenn Sie Lucius einen Dollar geben, wird er Sie wieder hierherfahren und den Wagen und das Gespann danach zum Leihstall zurückbringen. Dort stehen auch noch zwei Pferde von Matt. Jemand aus der Stadt hat sich um sie gekümmert.«
    »Einen Dollar.« Sie stellte das Gewehr so vorsichtig auf den Wagen, als sei es aus Glas. »Sie haben mir fünf abgenommen.«
    »Ich bin nicht Lucius«, meinte Jake grinsend und ritt davon.
    Sarah musste allen Mut zusammennehmen, bevor sie es wagte, die Zügel in die Hand zu nehmen. Zwar betrachtete sie sich als vorzügliche Reiterin, doch sie hatte noch nie ein Gespann gelenkt.
    Sie führte die Pferde – oder die Pferde führten sie – dreimal im Kreise herum, bevor sie es schaffte, sie zur Straße zu dirigieren. Jake, der die Szene von einem Bergkamm aus beobachtete, lachte so herzhaft wie seit Monaten nicht mehr.
    Endlich hatte Sarah Lone Bluff erreicht. Sie schwitzte, ihre Hände waren wund und ihre Glieder schmerzten, weil sie während der ganzen Fahrt in verkrampfter Haltung auf dem Kutschbock gekauert hatte. Als Sarah vor dem Gemischtwarenladen abstieg, fühlten sich ihre Knie wie Gummi an. Nachdem sie ihren Rock glatt gestrichen und sich den Schweiß von der Stirn getupft hatte, entdeckte sie einen schnitzenden Jungen.
    »Junger Mann, kennst du jemand mit Namen Lucius?«
    »Jeder kennt den alten Lucius.«
    Zufrieden zog Sarah eine Münze aus dem Beutel. »Wenn du Lucius findest und ihm sagst, dass Miss Sarah Conway ihn zu sehen wünscht, bekommst du diesen Penny hier.«
    Der Junge betrachtete die Münze und dachte an Pfefferminzstangen. »In Ordnung, Ma’am.« Und damit eilte er davon.
    Wenigstens Kinder schienen überall, ob im Osten oder Westen, gleich zu sein.
    Sarah betrat den Laden. Zahlreiche Kundinnen waren dort versammelt, betrachteten die angebotenen Waren und plauderten miteinander. Bei Sarahs Eintreten wurde es einen Augenblick still. Die Damen musterten sie eingehend, bevor sie ihre Tätigkeiten wieder aufnahmen. Eine junge Frau kam hinter dem Tresen hervor, um sie zu begrüßen. »Guten Morgen. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ja. Ich bin Sarah Conway.«
    »Ich weiß.« Die hübsche Brünette lächelte, und Grübchen erschienen in ihren Wangen. »Sie sind gestern mit der Postkutsche angekommen. Dass Ihr Vater gestorben ist, tut mir sehr leid. Matt war überall sehr beliebt.«
    »Danke.« Sarah erwiderte das Lächeln. »Ich benötige eine Reihe von Vorräten.«
    »Wollen Sie wirklich dort draußen in Matts Haus wohnen? Allein?«
    »Ja. Wenigstens eine Zeit lang.«
    »Ich würde Todesangst ausstehen.« Das braunhaarige Mädchen warf ihr einen abschätzenden Blick zu, bevor sie Sarah die Hand reichte. »Ich bin Liza Cody. Willkommen in Lone Bluff.«
    Mit Lizas Hilfe begann Sarah Vorräte zu sammeln und neue Bekanntschaften zu schließen. Innerhalb von zwanzig Minuten hatte sie die halbe weibliche Bevölkerung des Ortes kennengelernt, ein Rezept für Kekse erhalten und ihre Meinung zu dem soeben aus St. Joe, Missouri, eingetroffenen neuen Kalikostoff geäußert.
    Ihre Stimmung stieg. Schienen die Frauen hier auch weniger wählerisch in ihrer Kleidung zu sein als ihre Geschlechtsgenossinnen im Osten, so gaben sie ihr doch das

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