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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Unterhaltung zu beginnen. Geduldig strich sie sich über den Rock und begann von Neuem. »Leben Sie schon lange in Arizona?«
    »Warum?«
    »Ich …« Unter seinem forschenden Blick geriet sie ins Stocken. »Reine Neugier.«
    »Ich weiß nicht, wie das in Philadelphia ist.« Jake zog ein Streichholz heraus, entzündete es am Felsen und hielt es an das krumme Ende seiner Zigarette, ohne Sarah aus den Augen zu lassen. »Aber hier in der Gegend nimmt man solche Fragen nicht besonders freundlich auf.«
    »Verstehe.« Sie straffte die Schultern. Noch nie war sie einem Mann begegnet, der so ruppig war. »In einer zivilisierten Gesellschaft ist eine beiläufige Frage lediglich eine Art, eine Unterhaltung zu beginnen.«
    »Hier in der Gegend ist das eine Art, jemanden herauszufordern. Wollen Sie mich etwa reizen, Herzogin?«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht so nennen würden.«
    Träge grinste er sie an. »Genau so sehen Sie aber aus, besonders wenn Sie verärgert sind.«
    Trotzig warf Sarah den Kopf zurück. »Ich versichere Ihnen, ich bin überhaupt nicht verärgert. Obwohl Sie jetzt schon mehrmals ein höchst rüpelhaftes und beleidigendes Benehmen an den Tag gelegt haben. Wo ich herkomme, Mr Redman, darf eine Frau schon etwas mehr Charme und Galanterie von einem Mann erwarten.«
    »Tatsächlich?«
    Sarah erschrak, als Jake Redman nun langsam seinen Revolver zog.
    »Nicht bewegen!«, befahl er.
    Bewegen? Sie konnte kaum noch atmen! Da hatte sie sein Benehmen als rüpelhaft bezeichnet, und schon wollte er sie dafür erschießen. »Mr Redman, ich …«
    Die Kugel prallte wenige Zentimeter neben ihr gegen den Felsen. Mit einem Aufschrei sank Sarah in den Staub. Als sie endlich den Mut fand, sich wieder aufzurappeln, stand Jake neben ihr und hielt etwas in der Hand.
    »Eine Klapperschlange«, sagte er beiläufig.
    Angewidert wandte sie den Blick ab.
    Jake packte sie am Arm und zog sie hoch. »Ich würde sie mir genau ansehen«, schlug er vor und hielt ihr die tote Schlange vors Gesicht. »Wenn Sie hier in der Gegend bleiben wollen, werden Sie noch eine ganze Menge davon zu sehen bekommen«, fügte er hinzu.
    »Würden Sie sie bitte entfernen?«
    Mit einem unterdrückten Fluch warf er die Schlange fort und erstickte danach das Feuer.
    »Scheint so, als hätten Sie mir das Leben gerettet«, meinte sie.
    »Tja, Sie brauchen es ja nicht überall herumzuerzählen.«
    »Das werde ich nicht, darauf können Sie sich verlassen.« Sie gewann ihre Haltung zurück, nur ihre zitternden Hände verbarg sie noch in den Falten ihres Rocks. »Ich danke Ihnen für das Essen, Mr Redman. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe eine Menge zu tun.«
    »Am besten, Sie steigen in den Wagen, und ich fahre Sie in die Stadt zurück.«
    »Vielen Dank für das Angebot. Das wäre wirklich sehr nett, ich brauche nämlich verschiedene Vorräte.«
    »So verstehen Sie doch! Sie sollten wirklich genügend Verstand haben und einsehen, dass Sie hier draußen nicht leben können. Es sind zwei Stunden Fahrt bis zur Stadt, und in dieser Gegend wimmelt es von Klapperschlangen und Kojoten.«
    Zerknirscht musste sie zugeben, dass er recht hatte. Sie hatte die einsamste Nacht ihres Lebens hinter sich. Trotzdem war sie zu dem Entschluss gekommen, dass sie die Träume ihres Vaters umsetzen würde. Sie wollte bleiben.
    »Mein Vater hat hier gelebt. Offenbar hat ihm dieser Ort etwas bedeutet. Ich habe vor, mich hier niederzulassen.« Sie glaubte kaum, dass Jake Redman ihre Beweggründe verstand. »Wenn Sie jetzt also die Güte haben wollen, die Pferde anzuspannen, werde ich mich inzwischen umziehen.«
    »Wieso umziehen?«
    »So kann ich mich ja wohl kaum in der Stadt sehen lassen.«
    Er ließ seinen Blick an ihr hinabgleiten. In seinen Augen war sie mit ihrer frischen weißen Bluse und dem Baumwollrock auch so schon genügend herausgeputzt, um an einem Gesellschaftsabend der Kirchengemeinde teilzunehmen.
    »Lone Bluff ist nicht Philadelphia. Wenn ich anspannen soll, tu ich das gern, aber an Ihrer Stelle würde ich mir mal ansehen, wie’s gemacht wird, denn beim nächsten Mal wird niemand da sein, der es für Sie erledigt.« Damit warf er sich die Satteltaschen über die Schulter und ging davon.
    Na gut, dachte sie und holte tief Luft. Er hatte ja recht. Es wurde Zeit, dass sie lernte, für sich selbst zu sorgen. Je schneller sie das tat, desto eher konnte sie auf seine Dienste verzichten.
    Hoch erhobenen Hauptes folgte sie ihm und sah zu, wie er

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