Die Tochter des Goldsuchers
unterstellen?« Sie trat näher an Jake heran und stieß ihm den Zeigefinger in die Brust. »Wenn ich Samuel erlaube, meine Hand zu küssen, so ist das allein meine Angelegenheit. Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten.«
Das Letzte, womit sie gerechnet hatte, war, dass Jake sie hochheben würde. »Was hast du gerade gesagt?«
»Ich sagte, er will mich heiraten. Lass mich sofort hinunter.«
Er schüttelte sie leicht. »Ich warne dich, Herzogin, überleg es dir gründlich, bevor du ihn heiratest, denn am gleichen Tag, an dem du seine Frau wirst, wirst du auch seine Witwe, das verspreche ich dir.«
Sarah schluckte. »Hast du auf alles nur eine Antwort: den Colt?«
Langsam, ohne den Blick von ihr abzuwenden, setzte er sie wieder ab. »Warte hier.«
»Ich …«
Erneut schüttelte er sie. »Du bleibst jetzt hier! Rührst dich nicht von der Stelle, oder, bei Gott, ich werde dich an einen Balken binden wie ein tollwütiges Pferd.«
Sie warf ihm finstere Blicke hinterher, als er davonging, und massierte sich die Druckstellen, die er an ihren Armen hinterlassen hatte. Dieser brutale, überhebliche … Plötzlich schrak sie zusammen. Jetzt wird er jemand töten, dachte sie. Voller Entsetzen rannte sie los und lief Jake, der bereits auf dem Rückweg war, einen halben Meter vor dem Zelteingang in die Arme.
»Kannst du denn niemals hören?«
»Ich dachte … Ich hatte Angst …«
»Dass ich Carlson eine Kugel verpassen würde?« Jakes Züge wurden etwas weicher. Also machte sie sich doch Sorgen um ihn. »Dafür bleibt immer noch Zeit.« Er verstärkte seinen Griff um ihren Arm und zog sie mit sich fort.
»Was tust du?«
»Ich bringe dich nach Hause.«
»Das tust du nicht!« Sie versuchte, sich gegen ihn zu stemmen, was ihr aber nicht gelang. »Ich gehe nicht mit dir. Außerdem habe ich noch keine Lust, nach Hause zu fahren.«
»Zu schade!« Er hob sie auf die Arme.
»Lass mich hinunter, sonst schreie ich!«
»Tu das nur.« Er setzte sie auf dem Kutschensitz ab. Sofort griff sie nach den Zügeln, aber Jake war schneller.
»Lucius wird mich nach Hause fahren, wenn ich dann so weit bin.«
»Lucius bleibt in der Stadt.« Jake schnalzte mit den Zügeln. »Warum lehnst du dich nicht zurück und genießt die Fahrt? Und sei jetzt still«, setzte Jake hinzu, als sie den Mund aufmachte. »Sonst wirst du geknebelt, das schwöre ich dir.«
10. K APITEL
Kaum hatte Jake die Pferde vor dem Haus zum Stehen gebracht, als Sarah auch schon ihre Röcke raffte, um abzusteigen. Hast und Wut machten sie unachtsam, sodass sie mit dem Saum hängen blieb. Ungeduldig zerrte sie daran, die Seide riss, und sie war wieder frei.
»Sieh, was du angerichtet hast.«
Genauso zornig stieg Jake auf der anderen Seite ab. »Wenn du einen Moment gewartet hättest, wäre ich dir zu Hilfe gekommen.«
»Ach, wirklich?« Mit vorgerecktem Kinn marschierte sie vorn um die Pferde herum. »Höflichkeit war noch nie deine Stärke.«
Sie sah fantastisch aus im Mondschein, die Wangen gerötet, die Augen blitzend vor Wut.
»Wenn du meinst, Herzogin. Ich gebe dir einen guten Rat. Geh zu Bett.«
»Ich denke gar nicht daran, irgendwo hinzugehen.« Sie packte ihn am Arm, bevor er die Pferde in den Stall führen konnte. »Und du bewegst dich auch nicht von der Stelle, bis du mir eine zufriedenstellende Erklärung gegeben hast. Warum hast du gedroht, Samuel Carlson zu töten?«
»Das war keine Drohung, sondern ein Versprechen.« Jake fasste sie am Handgelenk. »Das nächste Mal, wenn er dich anrührt, bringe ich ihn um.«
»Bist du verrückt?«
»Vielleicht.«
»Was geht dich denn mein Verhältnis zu Samuel Carlson an? Ich versichere dir: Wenn ich nicht wünschte, dass Samuel oder sonst ein Mann mich anrührt, dann würde es auch nicht geschehen.«
»Es gefällt dir also? Es gefällt dir, wenn er dich in den Armen hält, dich anfasst und küsst?«
Um nichts in der Welt hätte sie zugegeben, dass Carlson nur ihre Hand geküsst hatte. Und dass der einzige Mann, dem sie mehr erlaubt hatte, jetzt vor ihr stand. »Selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Es geht dich nichts an!«
»Ich denke aber doch.« Jake ließ ihr Handgelenk los und führte die Pferde in den Stall, um sie dort abzuschirren.
»Dann hast du falsch gedacht.« Sarah folgte ihm. »Wenn ich Samuel erlaube, mir den Hof zu machen, so ist das allein meine Angelegenheit.«
»So bezeichnest du das?« Er führte eines der beiden Pferde in seine Box. »›Den Hof machen‹?«
»Hast du
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