Die Tochter des Goldsuchers
könnte ihn allein dafür hassen.
»Schau sie nur weiterhin so an«, raunte Maggie neben ihm, »und du musst sie auf der Stelle heiraten.«
»Sei still, Maggie.«
Sie lächelte. »Dachte nur, du wüsstest gern, dass Samuel Carlson nicht sehr glücklich darüber scheint, wie ihr beiden miteinander turtelt.«
Jake sah Carlson an, der hinter Sarah getreten war und besitzergreifend eine Hand auf ihre Schulter legte. Dafür hätte Jake ihn am liebsten auf der Stelle umgelegt. »Er hat kein Recht auf sie.«
»Trotzdem, halt dich ran, Junge!«
Die Zuschauer jubelten wiederum, als Jim Carlson fünf der sechs Ziele traf.
Jake nahm sich Zeit, seinen Revolver nachzuladen, und trat hinter den Strich. Die sechs Schüsse hörten sich fast wie einer an. Als er den Colt wieder senkte, lagen sechs Flaschen zersplittert am Boden.
Donley nahm seinen Platz ein. Sechs Schuss, sechs Treffer.
Die Linie wurde noch weiter zurückverlegt.
»Das schaffen sie nicht«, flüsterte Liza. »Niemand kann das schaffen.«
Sarah schüttelte nur den Kopf. Jetzt war es kein Spiel mehr. Zwischen den beiden Männern ging es um mehr, als einen Schießwettbewerb zu gewinnen. Auch andere spürten es. Sie hörte das Raunen in der Menge und sah die unruhigen Blicke.
Jake stellte sich hinter der Linie auf. Er erfasste die Zielobjekte, schätzte die Entfernung ab, nahm im Geist Maß. Und dann tat er das, was er am besten konnte: Er zog und feuerte, und eine Flasche nach der anderen zersprang.
Jetzt trat Donley herbei. Er zog, und der Revolver zuckte bei jedem Schuss in seiner Hand. Nachdem er fertig war, stand eine einzige Flasche unbeschädigt da.
»Gratuliere, Redman.« Cody überreichte ihm die rote Satteldecke und hoffte, dass sich die Spannung jetzt legen würde. Erleichtert atmete er auf, als Sheriff Barker den Schauplatz betrat.
»Das nenne ich Meisterschaft, Jungs.« Er nickte beifällig. Wie befohlen, stand Will Metcalf neben ihm. »Besser, wenn ihr eure Streitigkeiten so regelt. Wenn sich einer von euch heute Abend eine Kugel einfängt, steht es für mich außer Zweifel, wer der Schuldige ist.«
Die Warnung war von einem freundlichen Lächeln begleitet. Hinter Sarah schüttelte Carlson unauffällig den Kopf. Wortlos schritt Donley durch die Menge, die sich vor ihm teilte.
»Ich hab noch nie jemand so schießen sehen wie dich.« Voller Ehrfurcht und Bewunderung blickte Johnny zu seinem Helden auf.
Jake warf ihm die Decke zu. »Da, nimm.«
Johnnys Augen wurden noch größer. »Für mich?«
»Du hast doch ein Pferd, nicht wahr?«
»Ja, ich habe ein braunes Pony.«
»Rot sollte eigentlich hübsch aussehen auf einem Braunen. Warum schaust du dir’s nicht mal an?«
Mit einem Freudenschrei rannte Johnny los, wurde aber von seiner Mutter abgefangen. Nach einem kleineren Gerangel drehte er sich grinsend um. »Danke, Mr Redman. Vielen Dank.«
»Na, der hat sich aber gefreut«, meinte Sheriff Barker.
»Ich brauche keine Decke.«
Barker schüttelte den Kopf. »Sie sind mir ein Rätsel, Jake. Ich weiß nicht, warum, aber ich mag Sie einfach.«
»Das ist mir wiederum ein Rätsel. Die meisten Gesetzeshüter empfinden in meinem Fall anders.«
»Mag schon sein. Jedenfalls wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie die Waffen heute Abend stecken ließen. Sie wollen mir wohl nicht erzählen, was zwischen Ihnen und Donley gewesen ist?«
Ruhig sah Jake ihn an. »Nein.«
»Habe ich mir doch gedacht. Na, dann will ich mir mal ein Stück Huhn einverleiben und nachher ein bisschen das Tanzbein schwingen.«
Zwölf Tische standen auf einer Seite des großen Festzeltes aufgereiht. Noch bevor die Musik einsetzte, war mehr als die Hälfte der aufgetragenen Speisen verzehrt. Frauen, junge wie weniger junge, amüsierten sich und freuten sich, ihre schönsten Kleider vorführen zu können. Als die Fiedel einsetzte, stürmten die Paare die Tanzfläche. Liza in ihrem pinkfarbenen Musselin nahm Will bei der Hand und zog ihn mit sich.
Carlson, schneidig anzusehen in einem hellbraunen Anzug mit Schnurbinder, verbeugte sich vor Sarah. »Erweisen Sie mir die Ehre, mich auf das Parkett zu begleiten, Sarah.«
Lächelnd vollführte sie einen Hofknicks. »Mit dem größten Vergnügen.«
Am Kopfende des Zeltes fiedelten, zupften und klimperten unermüdlich die Musiker. Die Paare tanzten jetzt einen »Reel«. Dabei drehten sie sich im Kreis, paradierten und warfen die Hacken in die Höhe. Das war etwas anderes als die Tänze, die Sarah aus Philadelphia kannte. Es macht
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