Die Tochter des Goldsuchers
sehr viel mehr Spaß, befand Sarah, während sie sich jetzt in Lucius’ Armen drehte. Gejohle und Gebrüll begleiteten die Musik ebenso wie rhythmisches Händeklatschen, Stampfen und Pfeifen.
»Du hattest recht, Lucius«, sagte sie lachend, nachdem das Musikstück zu Ende war.
»Ach, ja?«
»Ja, wirklich. Du bist ein guter Tänzer. Und dies ist das schönste Fest, auf dem ich jemals gewesen bin.« Übermütig beugte sie sich vor und küsste Lucius auf die Wange.
»Ahhh … also.« Vor Verlegenheit lief Lucius rot an. »Wie wär’s denn jetzt mit einem Gläschen Punsch?«
»Das käme mir im Augenblick gerade recht.«
»Sarah!« Lizas Gesicht war fast so rot wie Lucius’, als sie angestürmt kam und Sarah am Arm fasste.
»Du meine Güte! Was ist denn passiert?«
»Nichts. Es ist überhaupt nichts passiert.« Ungeduldig zog sie Sarah in eine Ecke des Zeltes. »Ich muss nur etwas loswerden, sonst platze ich.«
»Dann red schon. Sonst reißt du mir noch den Ärmel vom Kleid.«
»Ich war gerade draußen, um ein wenig Luft zu schnappen.« Geschwind schaute Liza erst nach rechts, dann nach links. »Plötzlich kam Will und hat mich geküsst.«
»Wirklich?«
»Zweimal. Mir blieb fast das Herz stehen.«
Die Brauen hochgezogen, unterdrückte Sarah ein Lächeln. »Das soll wohl bedeuten, dass er jetzt offiziell dein Galan ist.«
»Wir werden heiraten«, sprudelte Liza heraus.
»Oh Liza, tatsächlich? Das ist aber schön.« Entzückt schlang Sarah die Arme um ihre Freundin. »Wann wird die Hochzeit denn stattfinden?«
»Nun, erst mal muss Will mit Pa sprechen.« Liza nagte an ihrer Unterlippe, während sie zu ihrem Vater hinüberblickte. »Aber er wird bestimmt einverstanden sein. Pa mag Will nämlich recht gern.«
»Natürlich tut er das. Oh Liza, wie sehr freue ich mich für dich.«
»Ich weiß.« Lachend fiel sie Sarah erneut um den Hals. »Ich kann es gar nicht abwarten. Und bei dir wird es ja auch bald so weit sein. Samuel lässt seinen Blick ja gar nicht mehr von dir. Ich muss zugeben, ich hatte mich auch mal in ihn verguckt …« Liza lächelte ein klein wenig frivol, »… aber hauptsächlich wollte ich Will damit eifersüchtig machen.«
»Samuel werde ich nicht heiraten. Ich glaube, ich werde überhaupt nicht heiraten.«
»Ach, Unsinn. Wenn nicht Samuel, dann wird es eben ein anderer Mann sein, der dir gefällt.«
Die Musik setzte wieder ein. »Das Problem ist«, gestand Sarah leise, »dass es so einen Mann gibt, aber er gehört nicht zu denen, die ans Heiraten denken.«
»Aber wer …« Liza hielt inne, als sie merkte, wie sich Sarahs Blick verdunkelte. »Oje«, hauchte sie, denn Jake hatte das Zelt betreten und kam direkt auf Sarah zu.
Es war, als wären alle anderen plötzlich verschwunden. In dem Augenblick, da er hereinkam, nahm Sarah nur noch ihn wahr. Sie sah Carlson nicht, der mit ihr tanzen wollte, sah nicht, wie er die Lippen zusammenpresste, als er erkannte, auf wen ihre Aufmerksamkeit gerichtet war. Sie sah nur noch Jake, der auf sie zukam.
Jetzt blieb er vor ihr stehen und streckte wortlos die Hand aus. Und sie ließ sich von ihm aufs Parkett führen.
Sie glaubte zu träumen. Er hielt sie in den Armen, schwang sie herum, und keinen Moment wich sein Blick von ihr. Ohne sich etwas dabei zu denken, strich sie ihm sanft über die Wange.
Verwirrt durch ihre eigene Kühnheit, ließ sie ihre Hand wieder sinken. »Ich hätte nicht gedacht, dass du auch tanzt.«
»Meine Mutter hat gern getanzt.«
»Du bist …« Sarah zögerte, bevor sie sagte: »Du bist nicht mehr zu mir gekommen seit damals.«
»Nein.«
Sie seufzte. »Warum nicht?«
»Du weißt, weshalb.« Er war verrückt, sie in den Armen zu halten. Aus welchem Grund quälte er sich so?
»Fürchtest du dich, mich zu sehen?«
»Nein.« Das war eine Lüge, und er log nicht oft. »Aber vielleicht hast du Angst, mich zu sehen.«
»Mir ist nicht bange vor dir, Jake.«
»Wärst du vernünftig, dann hättest du Angst, Sarah.« Als die Musik abbrach, hielt er sie noch einen Augenblick lang fest. »Wärst du vernünftig, dann würdest du wegrennen, wenn ich aufkreuze.«
»Wer hier wegrennt, das bist du.« Sie entwand sich ihm und schritt davon.
Es war nicht leicht, Haltung zu bewahren, nicht aufzubrausen, nicht mit den Füßen zu stampfen und loszuschreien. Sie nahm sich vor, mit dem erstbesten Mann zu tanzen, der sie aufforderte. Als sie sich umschaute, war Jake verschwunden.
»Sarah.« Carlson trat auf sie zu, ein Glas Limonade in
Weitere Kostenlose Bücher