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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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gekommen war und den Handabdruck hinterlassen hatte. Wenn ja, konnte sie verstehen, warum Henry Weston ihr gesagt hatte, sie bräuchte keine Angst zu haben.
    Sie beobachtete Adam noch ein paar Minuten, dann gab sie ihre Absicht, mit ihm zu spielen, auf und verließ zufrieden das Zimmer; das Klick-klick der Elfenbeinsteine begleitete sie hinaus.

    Währenddessen stand Henry im Wohnzimmer und fuhr sich frustriert mit den Händen durchs Haar. »Ich verstehe nicht, warum er immer in seinem Schlafzimmer bleiben muss.«
    Lady Weston blickte aus ihrem angestammten Sessel zu ihm hoch. Phillip saß daneben und fingerte nervös an dem Schonbezug auf der Sofalehne herum. Am anderen Ende des Raums saßen Rowan und Julian vor einem Intarsien-Spieltisch und spielten Dame.
    Sie sagte: »Und ich weiß nicht, was ich noch sagen kann, damit du es begreifst. Ich will nicht, dass er sich an diesen Ort, an das Leben hier, gewöhnt. Das macht es ihm nur schwerer, sich an seine neue Situation anzupassen, wenn er wieder weggeht – und das wird schon bald sein, hoffe ich. Ich denke dabei nur an ihn.«
    »An ihn?«
    »Natürlich mache ich mir auch Sorgen um Rowan und Julian. Deshalb habe ich sie gebeten, keinen Kontakt mit ihrem Halbbruder zu suchen. Sie sind noch so jung, dass ich fürchte, sie könnten unter den Einfluss seiner weniger schönen Verhaltensweisen geraten, und ich habe jedes Recht, mich um ihre Zukunft zu sorgen. Je länger er hier ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die ganze Gemeinde – nein, die ganze Grafschaft – von ihm erfährt, und das, versichere ich dir, wird die Heiratschancen von keinem von euch erhöhen.«
    »Aber die meisten Dienstboten wissen es doch ohnehin schon und das bedeutet, dass es sich sowieso schon in der halben Grafschaft herumgesprochen hat.«
    »Nur Mrs Prowse und dein Kammerdiener dürfen in sein Zimmer und beide sind sehr vertrauenswürdig und diskret. Mr Davies weiß es natürlich auch. Die anderen Dienstboten haben nur erfahren, dass ein kranker Verwandter vorübergehend hier wohnt. Aber wenn er anfinge, sich im Haus und auf dem Grundstück herumzutreiben …? Außerdem möchte ich nicht, dass Lizzie es herausfindet. Du weißt, dass sie kein Geheimnis für sich behalten kann.«
    Lady Weston wandte sich an Julian und Rowan. »Und ich will auch nicht, dass ihr Mr Teague davon erzählt. Er würde einen Weg finden, die Information gegen uns und in seinem Interesse zu verwenden, so viel steht fest.«
    Henry runzelte verwirrt die Stirn. »Was hat Teague denn mit Rowan und Julian zu tun? Oder mit einem von uns?«
    Sie hob das Kinn. »Er treibt sich oft hier herum. Ich glaube, er ist ein Bekannter von Mr Davies.«
    »Davies? Dem hätte ich mehr Vernunft zugetraut.«
    Lady Weston kniff die Augen zusammen. »Das war keine Aufforderung, Kritik zu üben. Wir müssen in dieser Situation einfach ein bisschen vorsichtig sein – und schnell handeln, bevor sie uns entgleitet. Wenn du und Sir Giles Adam später zurückholen wollt, nachdem ihr alle vier verheiratet seid, werde ich keine Einwände erheben, das verspreche ich euch. Aber bis dahin muss ich auf meiner Forderung bestehen.«
    Julian rief aus der anderen Zimmerecke herüber: »Ich fürchte, Lizzie weiß es schon.«
    Lady Weston warf ihm einen wütenden Blick zu. »Tatsächlich? Wie kommt das?«
    »Ich habe es ihr gesagt, nachdem die Penberthys abgereist waren. Ich wusste nicht, dass es so geheim ist, zumal Lizzie ja praktisch zur Familie gehört.«
    Lady Weston ließ ein höchst undamenhaftes Schnauben hören. Als sie sah, wie die männlichen Mitglieder der Familie sie erstaunt ansahen, zog sie rasch ihr Taschentuch aus dem Ärmel und putzte sich die Nase. »Entschuldigung.«
    An diesem Abend ging Henry zu einem frühen Dinner zu Adam. Mrs Prowse trug ihnen auf und ging dann hinunter, um ebenfalls zu essen. Henry sagte ihr, dass er gehofft hatte, Adam dürfe die Mahlzeiten gemeinsam mit der Familie einnehmen, doch Lady Weston war dagegen gewesen.
    Mrs Prowse dachte kurz nach, dann antwortete sie freundlich: »Wahrscheinlich ist es so am besten, Sir. Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen würde, dort in der großen, leeren Halle zu sitzen, an dem langen Tisch, sich von allen anstarren zu lassen, zwischen dem Besteck zu wählen, die vielen Regeln, Gänge und Gerichte. Er mag es viel lieber, wenn er immer das Gleiche bekommt: Suppe, Brot, Huhn oder Fisch …«
    »Erbsen«, sagte Adam, »ich mag Erbsen.«
    Mrs Prowse nickte. »Richtig, mein

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