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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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wiederzukommen. Während die Leute anfingen, ihr Werkzeug einzusammeln, kehrte er zu Emma zurück.
    »Ich bewundere Ihren Einsatz«, sagte sie, »aber ich muss sagen, ich bin ein bisschen überrascht, dass diese Angelegenheit so wichtig für Sie ist.«
    »Ich will Ihnen sagen, warum – allerdings bin ich nicht gerade stolz darauf. Genau genommen quält die Erinnerung mich sogar.« Er bedeutete ihr, auf einer der Bänke am Weg Platz zu nehmen. Er selbst blieb stehen, blickte aufs Meer hinaus und sammelte seine Gedanken.
    »Vor etwa fünf Jahren kam ich in den Osterferien aus Oxford nach Hause und habe genau von diesem Punkt aus einen Schiffbruch beobachtet.« Er deutete auf die wie eine Zahnreihe einige Kilometer vom Hafendamm entfernt aus dem Meer aufragenden Felsen. »Ich sah, wie ein Zweimaster mit zerfetzten Segeln gegen die Felsen geworfen wurde. Ich versuchte zu rufen, aber von hier oben konnte mich niemand hören, nicht bei dem Sturm. Also rannte ich den Klippenweg hinunter. Doch als ich endlich am Hafen war und die Leute alarmiert hatte, brach das Schiff bereits auseinander.«
    Er schien sich leicht zu krümmen. »Es war eine irische Brigg, hörte ich später, beladen mit Butter für Frankreich. Sobald das Schiff auf den Felsen auflief, zog einer der Matrosen seine Oberbekleidung aus und sprang über Bord. Das bedeutet normalerweise den Tod. Kaum jemand ist stark genug und kann gut genug schwimmen, umgegen den Sog anzukommen. Wir verloren ihn dann auch aus den Augen und dachten schon, das war's. Doch plötzlich tauchte er wieder auf und schwamm ans Ufer, wie eine Ente in einem Teich. Die restliche Mannschaft war an Bord geblieben.
    Sieben oder acht Männer und Jungen standen auf Deck; sie hatten Angst, über Bord zu springen – mit gutem Grund. Die Ärmsten schrien um Hilfe, doch hier am Ufer unternahm keiner etwas zu ihrer Rettung. Sie waren zu weit draußen, als dass man sie mit einem Seil hätte erreichen können, und bei dem Wellengang hätte kein Boot es bis zu ihnen hinaus geschafft, auch wenn ein kräftiger Seemann oder Mr Bray da gewesen wäre, um es zu versuchen. Jedenfalls sagte ich mir das, genauso wie die alten Fischer und die anderen, die mit mir die Nacht am Ufer verbrachten. Damit rechtfertigten wir uns und beruhigten unser Gewissen, während wir dastanden und zusahen, wie die Menschen starben.«
    Er schüttelte den Kopf, ganz in seine Erinnerung versunken. »Als ein Teil des Schiffes wegbrach, kletterten die armen Männer darauf und klammerten sich fest, bis eine Welle sie fortspülte. Schließlich brach der Mast und schon bald war alles vorbei; die gesamte Mannschaft war ertrunken. Doch damit war es noch nicht zu Ende. Bald wurden die Fracht und Teile des Schiffs ans Ufer gespült. Einer der unglücklichen Seeleute hatte sich an den Mast gebunden und das Seil hatte ihn in zwei Stücke geschnitten.«
    Er verzog das Gesicht. »Kein Mensch sollte sehen müssen, was ich an diesem Tag hier anschwemmen sah, wie Treibgut. Ich verkroch mich hinter ein umgestülptes Fischerboot und erbrach mich, zu Tode beschämt und völlig elend. Um uns herum lagen Fässer mit irischer Butter, aufgebrochen und vermischt mit …« Seine Worte verklangen; er schluckte. »Bis heute kann ich keine Butter mehr essen.«
    Emma spürte, wie ihr die Galle hochstieg.
    »Über uns sammelten sich die Seemöwen, stießen herab und nahmen mit, was sie konnten«, fuhr Henry fort. »Dann erschienen die Strandräuber, schlichen wie heimtückische Krabben durch den Sand,jubelten über Goldmünzen, die sie in den Taschen eines Leichnams fanden, eine silberne Uhr oder einen Goldring, den sie von kalten Fingern streiften.«
    Wieder schüttelte Henry den Kopf. »Agenten kamen und versuchten, so viel wie möglich von der Fracht zu retten und die Angriffe der Strandräuber abzuwehren. Etwa tausend Fässer Butter wurden gesammelt und in unseren Fischkellern untergebracht. Mr Bray kam und stand Wache. Da tauchten acht kräftige Männer auf; sie sagten, sie seien wegen der Butter gekommen und sie würden sich die Butter auch holen. Es waren allesamt berüchtigte Strandräuber, darunter Derrick Teague. Es kam zum Kampf.
    Ich machte mir Sorgen um den einen Matrosen, der überlebt hatte, denn seinetwegen war die Butter, die angespült worden war, nach dem Gesetz kein herrenloses Gut. Ich packte ihn am Arm und schleppte ihn zum Haus.« Er stieß die Luft aus. »Es war die schlimmste Nacht meines Lebens.«
    Emma sagte leise: »Aber Sie haben ihn

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